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    Honest Thief
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Honest Thief

    Pulp-Neeson schlägt wieder zu

    Von Oliver Kube

    Stars vom Schlage eines Sylvester StalloneBruce Willis oder Arnold Schwarzenegger scheinen zum Actionhelden geboren zu sein. Der etwa gleichalte, mehrfach für Oscars und Golden Globes nominierte, im klassischen Theater erfahrene Nordire Liam Neeson („Schindlers Liste“) gehört eigentlich nicht in diese Riege. Und trotzdem ist er relativ spät in seiner Karriere – beginnend mit „96 Hours“ (2008) – noch zu einem der bestverdienenden und für die Studios profitabelsten Akteure des Genres avanciert.

    Mit professioneller Hingabe und seiner von einer minimalistischen, aber deshalb nicht weniger prägnanten Mimik geprägten Präsenz gelingt es ihm regelmäßig, selbst aus trivialsten Genreplots noch passable Unterhaltung herauszukitzeln. Der von Regisseur Mark Williams („Das Glück des Augenblicks“) lediglich punktuell etwas mehr als routiniert ins Bild gesetzte Action-Thriller „Honest Thief“, der in Deutschland direkt auf VoD fürs Heimkino erscheint, ist nur das neueste Beispiel dafür.

    Tom (Liam Neeson) lässt es sich nicht einfach so gefallen, dass die FBI-Agenten ihn in die Pfanne hauen wollen …

    In den vergangenen acht Jahren ist Tom Dolan (Liam Neeson) in zwölf Banken eingestiegen und hat deren Tresorräume um satte neun Millionen Dollar erleichtert. Dabei ging er nicht nur gewaltfrei, sondern auch so umsichtig und präzise zu Werke, dass das FBI noch immer keinerlei Anzeichen auf seine Identität hat. Als er in Boston auf die patente Annie (Kate Walsh) trifft, verliebt er sich. Er beschließt, seine kriminelle Vergangenheit hinter sich zu lassen, um die zu diesem Zeitpunkt noch ahnungslose Frau seines Herzens nicht den Rest seines Lebens belügen zu müssen.

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    Tom meldet sich bei den Behörden, um mit FBI-Mann Baker (Robert Patrick) einen Deal auszuhandeln: Im Gegenzug für die Rückgabe seiner kompletten Beute will er nicht länger als zwei Jahre in den Knast. Baker delegiert den Fall an die Agenten Nivens (Jai Courtney) und Hall (Anthony Ramos). Doch die korrupten Ermittler reißen sich das Geldes lieber selbst unter den Nagel, erschießen ihren Boss und versuchen, Tom den Mord in die Schuhe zu schieben. Der Ex-Elitesoldat kann jedoch flüchten. Während Tom also versucht, zu überleben und auch Annie vor den korrupten Agenten zu schützen, muss er zugleich auch noch Bakers Ex-Partner Meyers (Jeffrey Donovan) von seiner Unschuld überzeugen…

    Effizienter Einstieg

    Eine effizient in Szene gesetzte Einführung illustriert dem Publikum die kriminelle Karriere des Protagonisten innerhalb nur weniger Minuten. Die so gewonnene Zeit investiert der Film dann, um uns erst einmal das charmant-sympathische Kennenlernen von Tom und Annie zu zeigen. Ein kluger Schachzug. Denn so ist der Zuschauer gleich emotional involviert und auf ihrer Seite, noch bevor er erst viel später Toms nicht gerade typischen Motive für seine Raubzüge erfährt. Es geht ihm – das ahnen wir an dieser Stelle längst - nämlich gar nicht um den schnellen Reichtum.

    Ähnlich gelungen – und für einen Action-Reißer geradezu amüsant – geht es weiter, als Tom versucht, sich per Telefon dem FBI zu stellen. Denn die von „Terminator 2“-Veteran Robert Patrick und Jeffrey Donovan („Sicario“) gespielten, offenbar ziemlich abgestumpften und von privaten Problemchen geplagten Agenten nehmen ihn einfach nicht ernst. Zu viele Spinner sind schon bei ihnen als der vermeintliche „In-And-Out-Bandit“ vorstellig geworden und hatten nach ihrer Verhaftung verlangt. Tom muss das Duo über einige Tage hinweg geradezu anbetteln und mehrfach nachfragen, wann er denn nun endlich verhört und verhaftet wird.

    … selbst wenn ihm der ruchlose Agent Nivens (Jai Courtney) dicht auf den Fersen ist.

    Aber sobald er mit seinen Bitten Erfolg hat und die zwei jüngeren Agenten in seinem Hotelzimmer auftauchen, ist es leider schon wieder vorbei mit jeglichem Anflug von Originalität. Fortan serviert uns Regisseur und Drehbuch-Co-Autor Williams nämlich ausschließlich formelhaftes Reißer-Einerlei. Dabei hat er doch gerade als Mit-Erfinder der superbösen Netflix-Hit-Serie „Ozark“ bereits bewiesen, dass er es eigentlich viel besser und vor allem weniger generisch kann.

    Das betrifft nicht nur den von A bis Z absehbaren Story-Verlauf sowie die geradewegs aus der Klischee-Schublade hervorgezogen Schurken, dargestellt von „Suicide Squad“-Boomerang Jai Courtney und dem aus dem Broadway-Megahit „Hamilton“ bekannten Anthony Ramos. Auch die zwar völlig adäquate, aber herzlich uninspirierte Inszenierung der Nahkampf-Action, der Schießereien, der Explosionen und Verfolgungsjagden wirkt wie bereits hunderte Male in diversen (TV-)Cop-Thrillern gesehen. Weder liefert Chef-Kameramann Shelly Johnson („Captain America - The First Avenger“) dabei sonderlich interessante Bilder, noch vermittelt der Schnitt von Michael P. Shawver („Black Panther“) echte Dringlichkeit.

    Es knistert

    Liam Neeson („The Marksman“) hingegen interpretiert die seinem Bryan Mills aus der „Taken“-Reihe nicht unähnliche Titelfigur absolut souverän, sehr physisch und jederzeit glaubhaft. Zudem ist es letztlich die prima funktionierende Chemie zwischen ihm und der erfrischend quirlig agierenden Kate Walsh („Grey‘s Anatomy“), die diesem ansonsten als generisches B-Film-Futter durchgehenden Werk noch ein wenig (Eigen-)Leben einhaucht.

    Fazit: Liam Neeson macht mal wieder schnöden Pulp – halbwegs ansehnlich und unterhaltsam ist „Honest Thief“ aber trotzdem.

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