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    Crypto - Angst ist die härteste Währung
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Crypto - Angst ist die härteste Währung

    Viele Gaststars, kaum Bitcoins

    Von Lutz Granert

    Der moderne Klassiker „Wall Street“ erzählt oberflächlich betrachtet von der Funktionsweise der Börse und Kursmanipulationen an der Wall Street. Aber eigentlich geht es Oliver Stone um den american way of life sowie seine pervertierten Kinder Macht und Gier. Davon handelt nun auch „Crypto – Angst ist die härteste Währung“, wobei diesmal – der Titel nimmt es schon vorweg – eben nicht mit Aktien, sondern mit Bitcoins & Co. gehandelt wird. Allerdings bleibt das Trading mit Kryptowährungen bloße Fassade. Der von John Stalberg Jr. („High School – Wir machen die Schule dicht“) betont hip inszenierte Thriller mit dem reißerischen deutschen Untertitel hat zwar einige bekannte Gesichter zu bieten, enttäuscht darüber hinaus jedoch mit einem austauschbaren Verschwörungs-Plot.

    Martin Duran (Beau Knapp) ist Mitarbeiter in der Compliance-Abteilung einer Großbank und hat in dieser Funktion gerade eine lukrative Zusammenarbeit mit einem Großkunden verhindert, weil dieser im Verdacht der Geldwäsche steht. Als „Belohnung“ für seine akribische Arbeit wird er zur Bilanzprüfung in eine kleine Zweigstelle seiner Bank in den Albany, New York versetzt – also ausgerechnet in die Kleinstadt, in der er aufgewachsen ist. Neben familiären Auseinandersetzungen mit seinem seit dem Irakkrieg traumatisierten Bruder Caleb (Luke Hemsworth) und seinem Vater (Kurt Russell) richtet sich Martins Aufmerksamkeit vor allem auf die Englemen Gallery – eine Kunstgalerie, die eine löchrige Buchführung aufweist und bei seiner Bank massiv in Kryptowährungen investiert hat. Als Martin weitere Nachforschungen anstellt und delikate Verflechtungen entdeckt, gerät seine Familie ins Visier von Gangstern...

    Als Compliance-Beauftragter kommt Martin einer Verschwörung nach der anderen auf die Spur...

    Investitionen in Bitcoin, Etherum & Co. sind ein Zeitgeist-Phänomen – und das soll in „Crypto“ nun durch eine betont hippe Inszenierung mit etlichen auffälligen Stilmitteln zum Ausdruck kommen: In extremen Aufsichten gefilmte Autofahrten erinnern an den verzweigten Datenstrom im World Wide Web, die technisch-unterkühlten Bilder unterlegte „The Signal“-Komponist Nima Fakhrara vor allem mit verzerrten, treibenden Elektro-Beats und harten Bässen, wie sie auch in angesagten Techno-Clubs wummern könnten. Besonders die zwielichtige Kunstgalerie stellt ein kleines Meisterstück des Setdesigns dar: Die weitläufige Industriehalle ist mit Neonröhren ausgestattet, welche abstrakte Schwarz-Weiß-Zeichnungen von Vielecken anstrahlen – was man als eine Interpretation des Binärcodes und (bei etwas mehr gutem Willen) auch als Nachstellung der Symbole für verschiedene Kryptowährungen verstehen kann.

    Leider kommt trotz all dieser audiovisuellen Mätzchen und einer unheilvollen Atmosphäre die wild konstruierte Story um russische Mafiakiller und dubiose Bankgeschäfte nicht so richtig in Schwung. „Crypto“ bremst kontinuierlich den Spannungsaufbau mit der Einführung von zu vielen Figuren aus – zumal diese leider größtenteils den gängigen Klischees entsprechen: Neben einer zickig-arroganten Galeristin mit latenter Drogensucht ist auch Martins Jugendkumpel Earl (Jeremie Harris) als Computer-Nerd arg reißbretthaft gezeichnet. Im spärlich ausgeleuchteten Hinterzimmer seines mit Bitcoin-Geldautomat ausgestatteten Schnapsladens (!) muss Earl dem unbedarften Martin erstmal einen Crashkurs im Handel mit Kryptowährungen geben, bevor er durch Hobbyhacking ein paar delikate Informationen beisteuert.

    Kurt Russell ist wohl in erster Linie dabei, um sein Gesicht möglichst groß aufs DVD-Cover drucken zu können.

    Martin selbst wirkt wie die Reinkarnation von Bud Fox (Charlie Sheen) aus „Wall Street“, der in der Finanzbranche der piefigen Familie entfliehen will – nur schade, dass er eigentlich als Identifikationsfigur fungieren soll, Beau Knapp ihn aber als drögen Langweiler verkörpert. Der vielbeschäftigte Alt-Star Kurt Russell (zuletzt in „Once Upon A Time... in Hollywood“ als gealterter Stuntman zu sehen) schlurft in seinen wenigen Minuten als Kartoffelfarmer mit Schlapphut, ungepflegter Mähne und dreckigem Jeans-Hemd wie eine Vogelscheuche über den staubigen Acker. Ebenfalls kaum schauspielerische Akzente setzt Luke Hemsworth, dessen Filmfigur Caleb deutlich hörbar Richard Wagners „Walkürenritt“ als Handy-Klingelton eingestellt hat. Immerhin witzige Anspielung auf „Thor: Tag der Entscheidung“, in dem er in einem Meta-Theaterstück zu Beginn in die Rolle seines älteren Bruders Chris Hemsworth als Donnergott schlüpft. Zugleich ist dieser Gag auch die einzige Pointe in dem sonst ebenso bierernst wie nüchtern erzählten Film.

    Ist das Geschehen bis dahin zumindest leidlich spannend, enttäuscht das Finale, das ohnehin durch massives Foreshadowing zu Beginn des Films bereits vorweggenommen wird, auf ganzer Linie. Zu lustlos inszeniert John Stalberg Jr. eine Entführungssituation und eine anschließende Stürmung der Galerie, die zudem allzu abrupt wieder aufgelöst wird. Das vergurkte Ende eines Thrillers, der auch zuvor viel zu wenig neue Ideen entwickelt, um wirklich zu fesseln.

    Fazit: Trotz einiger stimmiger Stilmittel plätschert der laue Thriller mit etlichen altbekannten Versatzstücken und blassen Figuren seinem verkorksten Finale entgegen – und über die im Titel angeteaserten Kryptowährungen erfährt man auch so gut wie nichts.

     

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