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    Honey Boy
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    3,5
    Veröffentlicht am 18. Januar 2021
    OH MEIN PAPA...
    von Michael Grünwald / filmgenuss.com

    …war eine wunderbare Clown“. Nicht nur Freddy Quinn, sondern auch Shia LaBeouf können davon ein Liedchen singen. Letzterer beruft sich dabei aber auf seine eigene Art von entbehrungsreicher Kindheit, aus der es sich nicht unbeschadet hervorgehen lässt, sowas bringt je nach Intensität eine posttraumatische Belastungsstörung mit sich. Erstens ist einem Kind mit gerade mal zwölf Jahren der Status eines Kinderstars auch nicht egal, und zweitens übernimmt man als Kind mit gerade mal zwölf Jahren auch nicht gerne die Verantwortung über eine Vaterfigur, die nicht von sich behaupten kann, für den eigenen Nachwuchs ein gutes Vorbild zu sein. Im Film heißt der Junge Otis, und Oh mein Papa deswegen, weil nämlicher tatsächlich mit clownesken Nummern inklusive Theaterhuhn sein Geld verdient hat. Aber wie so oft im Showbiz: die rote Nase kommt dann eher vom Hochprozentigen. Um den Altvorderen wieder auf die Spur zu holen, gibt´s einen neuen Job. Auftraggeber: der eigene Sohn, der aufgrund seines Engagements ein gutes Einkommen hat und der seinen Vater somit aus der Gosse holt. Was nicht heißt, dass Otis nicht auch noch einen väterlichen Support vom Jugendamt beigesteuert bekommt – der aber für den leiblichen Vater ein rotes Tuch zu sein scheint. Bei so einem Durcheinander erzieherischer Parameter sind Konflikte und Abstürze vorprogrammiert.

    Und daher verwundert es nicht, dass Honey Boy auf zwei Zeitebenen fährt, um Symptom und Ursache gegenüberzustellen. Als erwachsener Otis (also eigentlich Shia LaBeouf) gibt Lucas Hedges den rastlosen Set-Tiger, der im 24Stunden-Takt und mit allerlei unterstützenden Drogen andauernd auf hundert Sachen fährt und mitunter auch so manchen Schaden verursacht. Was folgt, ist eine Zwangseinweisung in ein Therapiezentrum, um der Psyche Herr zu werden. Im Zuge dessen erzählt Hedges aus seiner Vergangenheit – in der wir Noah Jupe (bekannt aus Wunder oder A Quiet Place) und natürlich einem verfremdeten Shia LaBeouf begegnen, mit Halbglatze und schulterlangem Haar, was irgendwie widerlich aussieht. Ungefähr genauso gibt sich der Filmvater, zeigt sich von einer sagenhaft herablassenden Seite und meint, auf diese Weise die Abhängigkeit von seinem Sohn kompensieren zu können. Honey Boy wird zu einem familiären Krankheitsbild, zu einer kleinen, konzentrierten Studie über Abhängigkeiten und dem Hinterfragen von hierarchischer Ordnung innerhalb eines Familiensystems. Unterm Strich wird klar, dass die Hilflosigkeit der eigenen Eltern zu einer Bürde der Verantwortung für den Nachwuchs wird, der diesen Brocken einfach niemals stemmen kann – und auch niemals sollte.

    Shia LaBeouf sieht man vermutlich mit anderen Augen. Und nicht nur ihn, vielleicht auch so manch eine andere exaltierte Rampensau, die womöglich niemals jemanden hatte, der in der Erziehung die so wichtigen Grenzen gezogen hat. Eine intime, persönliche Arbeit ist Honey Boy geworden – nichts fürs große Kino. Aber ganz bestimmt für den Ex-Transformers-Star – als erklärendes Statement für sein eigenes Verhalten.
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