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    Happy Deathday 2U
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Happy Deathday 2U

    Keine Spur von Horror

    Von Antje Wessels

    …und täglich grüßt das Murmeltier“ trifft „Scream“: Mit dieser smarten Prämisse brachte es die gerade einmal fünf Millionen Dollar teure Slasher-Komödie „Happy Deathday“ 2017 auf ein weltweites Einspielergebnis von mehr als 125 Millionen Dollar. Kein Wunder also, dass Horror-Hitproduzent Jason Blum („Halloween“, „Glass“) sofort eine Fortsetzung in Auftrag gegeben hat – und die kommt nun gerade einmal eineinhalb Jahre später auch schon in die Kinos. Das ging schnell und womöglich wäre es gar nicht so falsch gewesen, sich damit lieber doch ein wenig mehr Zeit zu lassen. Denn das Smarteste am erneut von Regisseur Christopher Landon („Paranormal Activity – Die Gezeichneten“) inszenierten Sequel ist sein Titel: „Happy Deathday 2U“. Ansonsten ist von der so vielversprechenden Zeitschleifen-Grundidee des Vorgängers kaum noch etwas übrig. Denn statt neue Rätsel rund um den maskierten Killer gibt’s diesmal vor allem plumpen Humor und Logiklöcher soweit das Auge reicht.

    Die Studentin Tree (Jessica Rothe) ist schon elfmal gestorben, aber anschließend immer wieder aufgewacht. Jedes Mal am Morgen ihres Geburtstags, der zugleich auch ihr Todestag werden sollte, zumindest war das das Ziel des maskierten Babyface-Mörders, der sie jedes Mal wieder aufs Neue zu töten versuchte und damit meistens auch Erfolg hatte. Schließlich konnte Tree dann aber doch noch ihre Zimmergenossin als Täterin enttarnen. Zudem fand sie mit Carter (Israel Broussard) ihre große Liebe und mutierte von einer egoistischen College-Zicke zu einer rücksichtsvollen und einfühlsamen Persönlichkeit. Damit schien die Zeitschleife am Ende von „Happy Deathday“ endgültig durchbrochen. Aber Pustekuchen. Stattdessen geht alles wieder von vorne los, als eines Morgens Carters guter Freund Ryan (Phi Vu) auf der Matte steht und berichtet, dass er gerade umgebracht und im Anschluss am Morgen desselben Tages wieder aufgewacht sei. Aber Tree hat ja zum Glück Erfahrung damit, wie man aus so einer Zeitschleife wieder herauskommt. Allerdings erweist sich das Problem diesmal als sehr viel weitreichender als beim letzten Mal…

    Regisseur Christopher Landon kündigte im Vorfeld von „Happy Deathday 2U“ an, mit dem Sequel nachträglich auch noch die offenen Fragen aus dem ersten Teil beantworten zu wollen. Welche Fragen genau das gewesen sein sollen, wissen wir nicht. Außer vielleicht der, was Carter da eigentlich unter seinem Schreibtisch sucht, als in seinem Bett gerade Tree aus dem Schlaf hochschreckt. Die Antwort: seine Beißschiene! Gut zu wissen. Ansonsten setzt der diesmal auch für das Skript verantwortlich zeichnende Landon die Geschichte zwar zeitlich schon sehr kurz nach den Ereignissen des Originals fort, widmet sich dabei aber schnell einem völlig anderen Schwerpunkt. Lediglich eine clever platzierte Rückblende, in der Tree einmal im Schnelldurchlauf den kompletten ersten Film wiederholt, was auch Neulingen mühelos den Einstieg ins Sequel ermöglicht, lässt erahnen, dass die Reihe als Horror-Slasher mit Comedy-Elementen angefangen hat. „Happy Deathday 2U“ entpuppt sich hingegen als Zeitreise-Comedy mit Anleihen an Filme wie „Zurück in die Zukunft 2“ oder „Butterfly Effect“, die dann auch prompt zitiert werden.

    Die Identität des Killers, seine Motive und kreativen Kills spielen in „Happy Deathday 2U“ so gut wie keine Rolle mehr. So erweist sich Finale ausgerechnet der Moment als besonders zäh, in dem der Mörder in einem Krankenhaus seine Maske abnehmen soll – eigentlich das Highlight eines jeden Slashers. So eine Neuausrichtung wäre an sich aber natürlich noch nichts Verwerfliches, zumal schon lange vor dem Kinostart angekündigt wurde, dass „Happy Deathday 2U“ eher eine Komödie als ein Horrorfilm werden soll. Nur funktioniert auch das ganze Drumherum leider nicht. Zeitschleifen- beziehungswiese Zeitreisefilme fallen ja oft auseinander, wenn man die Geschichte mal etwas genauer auf ihre innere Logik und Kohärenz hin abklopft. Aber hier häufen sich schon in den ersten Minuten derart viele Ungereimtheiten, dass man schnell das Interesse daran verliert, wie Tree und ihre Freunde wohl diesmal der Zeitschleife entkommen.

    Es ist nahezu unmöglich, detaillierter auf „Happy Deathday 2U“ einzugehen, ohne nicht ein sehr wichtiges Gimmick zu beschreiben, das bereits in der ersten Viertelstunde zum Einsatz kommt. Da der Trailer diesen Teil der Geschichte allerdings konsequent ausspart, folgt an dieser Stelle vorsichtshalber eine Spoilerwarnung – wenn ihr also wirklich überhaupt nichts wissen wollt, springt am besten direkt zum Fazit!

    In „Happy Deathday 2U“ wird schon überraschend früh die Ursache für die Zeitschleife enthüllt: Tatsächlich steckt dahinter eine Gruppe von College-Studenten rund um Ryan, die eine Apparatur gebaut haben, mit der man zwischen verschiedenen Dimensionen und Zeiten hin- und herreisen kann. Allerdings ist das Ganze direkt beim ersten Mal schiefgegangen, was Ryan am Anfang des Films sogar gleich zweimal zugibt (ein entscheidendes Detail, das zumindest vorerst überhaupt keinen Sinn ergibt und wegen dem die Story in ihrer jetzigen Form eigentlich gar nicht hätte stattfinden können). So liegt es dann an der zeitreiseerprobten Tree und den Nachwuchswissenschaftlern, mithilfe der Maschine alles wieder ins Lot zu bringen. Leider leidet die eigentlich stimmige Chemie innerhalb der Gruppe unter den schlechten, viel zu oft einfach nur die Handlung erklärenden Dialogen sowie unter deplatzierten Onelinern und stumpfsinnigem Humor (Stichwort: Blindenstock). Spätestens da geht dann auch das letzte bisschen Gruselatmosphäre flöten. Wobei die ausführliche Post-Credit-Scene (also beim Abspann sitzen bleiben!) bereits andeutet, dass sich „Happy Deathday 3“ ohnehin noch mal in eine ganz andere Richtung weiterentwickeln könnte.

    Fazit: Aus dem smarten Horror-Comedy-Mix von „Happy Deathday“ ist in der Fortsetzung eine ebenso wirre wie unlustige Zeitreise-Komödie geworden, der man die Slasher-Herkunft der Reihe praktisch gar nicht mehr anmerkt.

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