Am Ende war es eine unglückliche Verletzung des Schauspielers Peter Martell, die dafür sorgte, dass zwei andere Darsteller Kinogeschichte schrieben: Während der Dreharbeiten von „Gott vergibt… Django nie!“ (1967) brach er sich den Fuß – und ein aufstrebender Mime namens Mario Girotti, der zuvor den Western „Blaue Bohnen für ein Halleluja“ abgedreht hatte, wurde für ihn kurzfristig nachbesetzt. Am Set in der Wüste von Tabernas wurde Girotti dem Hauptdarsteller Carlo Pedersoli vorgestellt – und auf dem Drehplan stand als erstes eine gemeinsame Prügelszene. Um den ursprünglich sehr brutalen Film, der später unter dem Titel „Zwei vom Affen gebissen“ zum Spaß-Western umsynchronisiert wurde, international besser vermarkten zu können, nahmen die beiden Hauptdarsteller englischklingende Künstlernamen an: Aus Carlo Pedersoli wurde Bud Spencer und aus Mario Girotti Terence Hill. Nicht zuletzt durch 16 weitere gemeinsame Produktionen, die heute vor allem wegen der Prügeleien und der Nonsens-Synchronisationen besonders in Deutschland einen Kultstatus genießen, entwickelte sich zwischen Spencer und Hill eine tiefe Freundschaft.
Als Hill 2016 für „Mein Name ist Somebody – Zwei Fäuste kehren zurück“ eine Location in der Wüste von Tabernas sichtete, erhielt er von Giuseppe Pedersoli den Anruf, dass sein Vater Carlo gestorben sei. Für Hill die Bestätigung, dass er unbedingt hier drehen müsse. In seinem Roadmovie besitzt speziell eine Szene, in der er im Wüstensand zwei verlassene Holzverschläge wie aus einer Westernstadt sowie ein staubiges Schild mit der Aufschrift „Saloon“ entdeckt und plötzlich ein Fuchs um ihn herumschleicht, tatsächlich etwas Magisches: Eine gelungene Anspielung auf „Gott vergibt… Django nie!“, der in Anlehnung an den Western „Zwei glorreiche Halunken“ und die Wesensmerkmale der von Spencer und Hill verkörperten Hauptcharaktere ursprünglich „Il Cane, Il Gatto, Il Volpe“ (also „Der Hund, die Katze, der Fuchs“) heißen sollte. „Mein Name ist Somebody“ weist einige solcher starken Momente auf, wirkt darüber hinaus aber merkwürdig halbgar.
Der Aussteiger Thomas (Terence Hill) lässt sein bisheriges Leben nahe eines italienischen Klosters hinter sich und bricht mit seinem Motorrad auf, um in der Einsamkeit der Wüste von Tabernas das Buch „Lettere Dal Deserto“ (übersetzt: „Briefe aus der Wüste“) eines italienischen Geistlichen zu lesen. Bei einem Zwischenstopp an einer Tankstelle wird er Zeuge einer Auseinandersetzung zwischen zwei Männern und der Ausreißerin Lucia (Veronica Bitto). Er schreitet ein – und Lucia weicht dem genervten Einzelgänger Thomas fortan nicht mehr von seiner Seite. Die junge Frau inspiriert Thomas zwar durch ihre Lebensfreude, allerdings verbirgt sie auch einige Geheimnisse, die erst nach der Ankunft in der Wüste ans gleißende Tageslicht kommen…
Der Regisseur Terence Hill legt sehr viel Wert auf Fanservice. Der inzwischen 79-jährige Mime stellte sein Roadmovie nicht nur persönlich auf einer Kinotour durch Deutschland vor, er streut in „Mein Name ist Somebody“ auch immer wieder Referenzen an seine großen Leinwanderfolge ein. So stammt etwa die gepfiffene Titelmelodie von Franco Micalizzi, der auch schon Kompositionen zu „Die rechte und die linke Hand des Teufels“ und „Zwei bärenstarke Typen“ lieferte. Auch die Bratpfanne darf natürlich als Easter Egg beim Taschenpacken nicht fehlen, worauf Hill auch schon vorab in einer Video-Grußbotschaft an die Fans hinwies. Sie wird später jedoch nicht zum Braten von Bohnen mit Speck, sondern nur als schlagkräftiges Argument zum Einsatz kommen. Und trotz Hills fortgeschrittenem Alter gibt es wie einst in „Vier Fäuste für ein Halleluja“ auch wieder eine enorm witzige Massenprügelszene in einer Kneipe, als er es mit einem scheinbar unbezwingbaren Riesen zu tun bekommt. Das sind allesamt Szenen, die Fans auch heute noch zum Jubeln bringen.
Schade nur, dass insgesamt eher die weniger überzeugenden religiös aufgeladenen Motive das Geschehen bestimmen. Lucia erscheint beim Vorlesen aus Thomas‘ Buch die Jungfrau Maria, bevor die beiden zu einem Dialog über Unendlichkeit verträumt in den Sternenhimmel gucken und eine Arie zur Vergänglichkeit des Lebens angestimmt wird. Das Abschiednehmen ist als Thema in „Mein Name ist Somebody“ allgegenwärtig – und Hill erliegt leider hin und wieder der Versuchung, es statt Erkenntnis lieber mit Kitsch zu versuchen. Eigentlich vielversprechende dramatische Ansätze wie Lucias Krankenhausaufenthalt werden so verwässert, während die Einfachheit des Plots und die Oberflächlichkeit der Charakterzeichnung so nur noch negativer auffallen.
Das Innenleben der Hauptfiguren bleibt bis zum Ende rätselhaft. Hill gibt Thomas als rechtschaffenen Einzelgänger und Retter in der Not, so wie Nobody eben in den 1970ern auch schon einer war. Aber die Beweggründe für seinen Trip bleiben ungeklärt. Und auch wenn sich Veronica Bitto („Die Medici: Herrscher von Florenz“) redlich darum bemüht, ihrer Lucia Tiefe zu verleihen, so scheitert sie schlussendlich doch an Hills regelrechtem Desinteresse an ihrer Figur. Von ihrem Monolog zum Weltschmerz auf einer Fähre bleiben durch mehrere Überblendungen nur einzelne Satzfetzen übrig und sie kann nie ganz den Eindruck eines unerwünschten Fremdkörpers abschütteln, der einzig dazu da ist, den Plot des ohnehin schon bedächtig erzählten Roadmovies nicht gänzlich zum Stillstand kommen zu lassen.
Fazit: Einige Wiedererkennungswerte und ein auch im hohen Alter noch erstaunlich drahtiger Terence Hill allein machen noch keinen guten Film. Das Roadmovie „Mein Name ist Somebody – Zwei Fäuste schlagen zurück“ ist eine halbgare Mischung aus Selbstfindungsdrama, christlichen Motiven und Westernreminiszenzen mit komödiantischem Einschlag, ohne dass diese wirklich zu einem stimmigen Ganzen zusammenkommen würden.