Stärker als der erste Teil!
Von Björn BecherAls 2017 eine neue Version von „Jumanji“ in die Kinos kam, durfte man durchaus skeptisch sein, ob nach mehr als 20 Jahren wirklich jemand auf eine Mischung aus Reboot und Fortsetzung der beliebten Komödie mit Robin Williams gewartet hat. Doch die Rechnung ging gleich in doppelter Hinsicht auf: „Jumanji: Willkommen im Dschungel“ ist dank des unglaublich charmanten Casts ein flotter Action-Spaß, der zudem auch an den Kinokassen alle Erwartungen übertraf. Trotz der direkten Konkurrenz von „Star Wars 8“, der fast gleichzeitig in den Kinos startete, kamen am Ende mehr als 960 Millionen Dollar an den weltweiten Kassen zusammen.
Da ist eine Fortsetzung natürlich nur logisch! „Jumanji 2: The Next Level“ macht seinem Filmtitel nun alle Ehre: Regisseur Jake Kasdan hat das erprobte Erfolgskonzept noch einmal verbessert und so wirklich das nächste Level erreicht. Die „Jumanji“-Produzenten müssen sich trotz eines höheren Budgets also wohl keine große Sorgen machen, dass sie auch diesmal wieder gegen die Sternenkrieger aus einer weit, weit entfernten Galaxis (diesmal das große Skywalker-Finale „Star Wars 9“) in die Box-Office-Schlacht ziehen.
Das Erfolgsquartett aus dem Vorgänger ist zurück.
Zwei Jahre ist es her, dass Bethany (Madison Iseman), Spencer (Alex Wolff), Fridge (Ser'Darius Blain) und Martha (Morgan Turner) in ein Videospiel gesogen wurden und dort nur knapp überlebten. Inzwischen hat es das Quartett zum Studium in verschiedene Winkel verschlagen, wobei Spencer in New York alles andere als glücklich ist. Seine Beziehung zu Martha ist über die räumliche Distanz sogar in die Brüche gegangen. Als sich an Weihnachten alle wieder treffen wollen, schwänzt der schmächtige Nerd und katapultiert sich stattdessen heimlich in die Welt von „Jumanji“ zurück, wo er beim letzten Mal als muskulöser und furchtloser Abenteurer Dr. Smolder Bravestone (Dwayne Johnson) eine aufregende Zeit verbrachte.
Als das restliche Trio seine Dummheit erkennt, ist Martha fest entschlossen, ihn zu retten. Das ist zwar gefährlich, aber gemeinsam hat man das Spiel schließlich schon einmal gemeistert. Doch etwas läuft schief. Während die einst so schüchterne und mittlerweile aufgeblühte Martha sich zwar erneut im Körper der taffen Kämpferin Ruby Roundhouse (Karen Gillan) wiederfindet, ist Sportler Fridge dieses Mal plötzlich der dicke Kartograph Professor Shelly Oberon (Jack Black). Noch schlimmer: Bethany ist gar nicht dabei und der verschollene Spencer ist nicht wie erwartet Bravestone. Im Körper des Anführers steckt vielmehr Spencers alter Opa Eddie (Danny DeVito), als klein gewachsener Zoologe Mouse Finbar (Kevin Hart) wurde dessen Freund Milo (Danny Glover) ins Spiel gezogen. Und auch das Spiel selbst hat sich verändert…
Es braucht eine Weile, bis einem klar wird, dass eine weitere Fortsetzung der „Jumanji“-Reihe tatsächlich eine gute Idee ist. Denn erst einmal muss schließlich in der realen Welt die neue Prämisse etabliert werden – und das ist dann doch eher eine zähe Angelegenheit, die sich im späteren Verlauf aber noch auszahlen soll. Zum Glück gibt es hier schon ein paar erste Kabbeleien zwischen Danny DeVito und Danny Glover als einst beste Freunde, die sich aber bereits vor Jahrzehnten komplett zerstritten haben. Denn gerade auf diesem über Dekaden angestauten Konflikt baut „Jumanji 2“ dann maßgeblich auf, wenn es dann endlich zurück in die rundum veränderte Welt von „Jumanji“ geht.
Schon im ersten Teil hat der Körpertausch-Humor am meisten Spaß gemacht, wenn sich die vier Teenager plötzlich in Avatar-Figuren wiederfinden, die gerade nicht ihrem eigenen Fitness-Stand und mitunter nicht mal dem eigenen Geschlecht entsprechen. Aber auch in dieser Hinsicht wird im Sequel noch mal kräftig draufgepackt. Wo Dwayne Johnson etwa bereits in der Rolle eines schüchternen Nerd-Teenagers begeisterte, ist seine Darbietung eines alten, hüftsteifen Greises, der nun plötzlich eine neue Vitalität verspürt, nun sogar noch mal eine Ebene komischer – vor allem im Zusammenspiel mit Kevin Hart, der einen fantastischen Danny Glover gibt (auch weil sich die Running Gags rund um seine Figur einfach nicht abnutzen).
Wunderbare Streithähne: Johnson & Hart.
Milo spricht betont langsam-überlegt, was seine Mitstreiter einige Male zur Verzweiflung treibt, gerade wenn die überlebensnotwendigen Informationen so immer eine Spur zu spät geäußert werden. Ausgerechnet diesen Part mit dem sonst ja eher als Schnellsprecher berüchtigten Hart zu besetzen, geht voll auf, weil der Komiker so eine unerwartete Wandelbarkeit unter Beweis stellt und – übrigens nicht nur bei der vokalen Performance, sondern mit seiner ganzen Gestik – Danny Glover unglaublich nahekommt. Obwohl die „Lethal Weapon“-Legende genauso wie Danny DeVito nur wenige Minuten im Film zu sehen ist, schaffen es Johnson und Hart mit ihren Darbietungen, dass die Präsenz der beiden Hollywood-Legenden die ganze Laufzeit über spürbar bleibt.
Johnson und Hart sind einfach eines der besten Comedy-Duos Hollywoods! Ihre ständigen Kabbeleien nicht nur vor der Kamera, sondern auch in Interviews, bei Premieren und in den Sozialen Medien sind die beste Werbung, die ein Film bekommen kann. Und „Jumanji 2: The Next Level“ profitiert wie kein Film zuvor von der Chemie zwischen den beiden, weil Kasdan sie hier ganz bewusst zwei alte, sich dauerzankende Streithähne statt klassische Blockbuster-Heldentypen spielen lässt. Ihre ständigen Wortduelle tragen praktisch die ganze erste Hälfte des Films im Alleingang.
Auch wenn Tenacious-D-Rocker Jack Black und „Avengers: Endgame“-Star Karen Gillan in dieser Besprechung jetzt etwas kurz kommen, sind sie erneut ganz großartig, harmonieren wunderbar mit den Kollegen und steuern viel Humor bei. Gerade Gillans Ruby Rundhouse rückt zeitweise sogar in den Mittelpunkt, weil sie zur Anführerin der Gruppe avanciert, solange Opa Eddie als Smolder Bravestone erst mal noch damit beschäftigt ist, sich über den zurückgekehrten Hüftschwung zu freuen.
Zum starken und charmanten Cast gesellt sich zudem noch Shootingstar Awkwafina („The Farewell“), die ebenfalls unbedingt noch einmal herausgehoben gehört. Ohne zu viel verraten zu wollen: Es kommt ein wenig zusätzliche Abwechslung herein, weil hinter den Avataren plötzlich auch mal andere Menschen stehen. Während diese Szenen eigentlich immer witzig sind, schafft es kein Darsteller so herausragend wie Awkwafina, die realen Personen hinter ihrem Avatar nachzuspielen. Es ist schlicht großartig, wie sich nicht nur ihre Mimik und ihr Sprechrhythmus, sondern ihre ganze Körperhaltung ändert und sie so innerhalb einer Sekunde zu einem komplett anderen Menschen wird.
Spielt eine Diebin und ist die Szenendiebin: Awkwafina.
„Jumanji 2: The Next Level“ wurde wie der direkte Vorgänger „Willkommen im Dschungel“ erneut zu großen Teilen nicht in Studiokulissen, sondern an realen Schauplätzen gedreht. Das zahlt sich aus, weil es dem Zuschauer ein paar wirklich eindrucksvolle Settings beschert. Gemäß dem Sequel-Mantra, das alles größer als im Vorgänger sein muss, gibt es dieses Mal deutlich mehr verschiedene Spielebenen – unter anderem in der Wüste und in eisigen Bergen, die immer wieder beeindruckend mit der Kamera eingefangen werden.
Dass die CGI-Tiere wie schon beim Vorgänger zwar ordentlich, aber nicht immer perfekt animiert wurden, passt ja durchaus auch zur Videospieloptik. Allerdings raubt die fehlende Übersichtlichkeit einigen der Actionszenen die Spannung. Gerade ein Jump’n’Run-Knobel-Level, in dem die Helden immer die richtige Hängebrücke finden müssen, um sich über einen Abgrund zu bewegen, dabei aber von einer Horde gefährlicher Affen verfolgt werden, leidet darunter.
Den von „Game Of Thrones“-Hound Rory McCann verkörperten Bösewicht Jürgen hat man im Sequel zudem noch schneller wieder vergessen als den zumindest noch ein wenig diabolischen Bobby Cannavale („The Irishman“) im Vorgänger. Richtig spannend ist „The Next Level“ daher zwar nicht, ungemein Spaß macht eine der besten Videospielverfilmungen, die gar nicht auf einem Videospiel basiert, dann aber trotzdem.
Fazit: Noch mehr großartige Schauspieler in noch vielfältigeren Rollen machen „Jumanji 2: The Next Level“ so unterhaltsam, dass der ohnehin schon launige Vorgänger sogar noch einmal übertroffen wird.