In Hollywood wird heutzutage fortgesetzt, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Das beweist aktuell kein Film so sehr wie „Max – Agent auf vier Pfoten“, das Sequel zum Hundefilm „Max“ von 2015. Damals hatte „Safe“-Regisseur und Actionspezialist Boaz Yakin versucht, mithilfe einer halbgaren Mischung aus pathetischem Kriegsfilm, Familiendrama und Jugendabenteuer all jenen Militärhunden Tribut zu zollen, die während ihres Einsatzes bei der Bombenentschärfung ihr Lebens riskiert und nicht selten auch verloren haben. Hinter „Max“ stand damals also durchaus ein tiefsinniger Ansatz, was in den USA mit Kasseneinnahmen von 44 Millionen Dollar belohnt wurde – bei Produktionskosten von gerade einmal der Hälfte. In Deutschland fand „Max“ indes kaum Beachtung, trotzdem kommt nun auch die Fortsetzung in die hiesigen Kinos. Zwar schlägt Regisseur Brian Levant („Spy Daddy“) einen vollkommen anderen Ton an als sein Vorgänger beim rührseligen ersten Film, doch seine gewollt leichtfüßige Abenteuerkomödie erweist sich als zu komplex für die Kleinen und zu durchschaubar für die Großen. Am Ende ist „Max – Agent auf vier Pfoten“ nichts Halbes und nichts Ganzes.
Der zwölfjährige TJ (Zane Austin) lebt gemeinsam mit seinen Eltern, dem US-Präsidenten Bennett (Lochlyn Monroe) und der First Lady Maureen (Carrie Genzel) im Weißen Haus in Washington. Freunde hat er kaum, denn wann immer es ein wenig spannender in TJs Leben werden könnte, ist der Secret Service zur Stelle, um für Ordnung zu sorgen – und sei es auch nur bei einem harmlosen Völkerballspiel in der Schule. Als der zutrauliche Schäferhund Max im Weißen Haus einzieht, findet TJ endlich einen Freund und Spielgefährten. Doch eigentlich soll Max die Präsidentenfamilie und ihre Gäste beschützen. Als der russische Präsident Bragov (Andrew Kavadas) und seine Tochter Alexandra (Francesca Capaldi) zu Besuch kommen, geraten TJ und Max in ein aufregendes Abenteuer, denn Alexandra soll von Fremden entführt werden, die sich irgendwie Zutritt zum Weißen Haus verschafft haben …
Beim Blick auf das Filmplakat und den dazugehörigen Originaltitel „White House Hero“ kann man sich das Schmunzeln nicht verkneifen. Zwar war auch schon Channing Tatum zum Schutz des US-Präsidenten in dessen Residenz abkommandiert (2013 in „White House Down“), aber ein Schäferhund ist dann doch nochmal etwas ganz Anderes ... Zum Glück nehmen auch Regisseur Brian Levant und sein Drehbuchautor Steven Altiere („Norm – König der Arktis“) die Prämisse ihres Films nicht allzu ernst. Dass hier ausgerechnet die Staatsoberhäupter der USA und Russlands mit ihren Familien im Mittelpunkt stehen, ist angesichts der momentanen Besetzung dieser Ämter in der politischen Wirklichkeit allerdings ein überaus kurioser Umstand – und dass die beiden Präsidenten hier äußerst naiv und so gar nicht staatsmännisch wirken, möchte man fast schon als (wenn auch nicht sehr treffenden) satirischen Kommentar verstehen. Doch letztlich bleiben die Bezüge allzu vage und unbestimmt, außerdem fehlt den Schauspielern sowieso die darstellerische Präsenz für ein irgendwie aussagekräftiges Politikerporträt. Die Staatsgeschäfte spielen dann irgendwann auch gar keine Rolle mehr im Film, stattdessen machen die beiden Familien einen gemeinsamen Abenteuerausflug mit Rodeoreiten und Wildwasserfahren – und damit beginnt gleichsam ein neuer Film.
Bis in „Max – Agent auf vier Pfoten“ tatsächlich die Kinder sowie der titelgebende Hund im Mittelpunkt stehen, vergeht fast die Hälfte des Films. Ob Max tatsächlich derselbe Hund sein soll, wie damals im ersten Teil (er also quasi eine Umschulung vom Militärhund zum Secret-Service-Vierbeiner gemacht hat), darüber werden wir übrigens im Unklaren gelassen. Viel wichtiger ist da schon das Zusammenspiel zwischen dem Schäferhund und Hauptdarsteller Zane Austin. Der gibt als abenteuerlustiger, zu Beginn noch arg unter seinem Status als „First Son“ leidender Schuljunge ein wirklich passables Langfilmdebüt. Weniger überzeugend agiert an seiner Seite die schon erfahrenere Francesca Capaldi („Hund mit Blog“), die es nicht bloß mit ihrem aufgesetzten russischen Akzent übertreibt, sondern auch sonst einem brachialen Overacting frönt. Sobald die Kinder in einer Szene ohne den Hund auskommen müssen, geht dem Film dann auch rasch die Puste aus - und dafür, dass Max hier als Protagonist und Titelheld firmiert, ist er insgesamt überraschend wenig zu sehen. Immerhin wurde für seine Szenen mit echten Tieren gedreht, die dann auch für die wenigen wirklich charmanten Momente sorgen. Ansonsten wirkt hier das meiste so unecht wie die Weißes-Haus-Kulissen aus dem Computer (speziell in den Gartenszenen). Die lieblos und billig daherkommende Tricktechnik ist symptomatisch für einen Film voller Fehlkalkulationen.
Fazit: Für einen (Kinder-)Abenteuerfilm kommt „Max – Agent auf vier Pfoten“ erst viel zu spät in Gang, für eine satirische Politkomödie fehlt es der Geschichte und den Figuren deutlich an Biss. Lediglich Vierbeiner Max kann den Zuschauer mit seinem Hundeblick hier und da um den Finger wickeln, wofür er jedoch viel zu wenig Zeit bekommt.