Bereits im (Unter-)Titel „Auftrag Baskenland“ wird deutlich, dass in diesem Film wieder einmal die französischen Randlagen erkundet werden, dass von Paris aus auf die sogenannte Provinz geschaut wird. Aber die Komödie von Ludovic Bernard („L’Ascension“) ist mehr als eine südliche, etwas weniger lustige Variante des Megaerfolgs „Willkommen bei den Sch‘tis“, denn obwohl die humorvolle Exkursion ins Baskenland ähnlich harmonisch endet wie Dany Boons Versetzung nach Norden, hat „Die Pariserin – Auftrag Baskenland“ auf dem Weg zum Happy End etwas mehr Biss. Das Drehbuch punktet mit einer Mischung aus abgedrehtem Humor, ins Dadaistische überdrehten Klischees, einer unvermeidlichen romantischen Verwicklung sowie einer Handlung, die zunächst wenig funkensprühenden Glamour verspricht, aber dann rasant an Fahrt aufnimmt.
Die junge, blonde, schöne Sibylle Garnier (Élodie Fontan, „Monsieur Claude und seine Töchter“) ist eine toughe Pariser Karrierefrau, die im Auftrag eines großen Supermarktkonzerns ins französische Baskenland geschickt wird, um einen günstig gelegenen Eisenwarenladen aufzukaufen. Dabei stößt sie allerdings auf unerwartet hartnäckigen Widerstand und bekommt es vor allem mit dem attraktiven Neffen des Ladeninhabers zu tun: Dieser Ramuntxo Beitialarrangoïta (Florent Peyre) betreibt selbst ein kleines Geschäft, in dem er ausschließlich Espadrilles verkauft. Außerdem singt er gern in der Öffentlichkeit romantische Lieder zur Gitarre und kann sehr ungehalten werden, wenn er gefragt wird, ob er sich als Franzose oder als Spanier fühle - schließlich ist er Baske! Als Ramuntxos eifersüchtige Ex-Verlobte Arantxa (Barbara Cabrita), die Beziehungen zum bewaffneten Arm der Separatistenorganisation Eta hat, behauptet, dass der jugendliche Begleiter von Sibylle, ihr 17-jähriger Schwager Gaëtan Morales (Damien Ferdel), entführt worden sei, eskaliert die Situation…
Die Filmemacher schrecken auch vor schweren Geschützen nicht zurück und das ist durchaus wörtlich zu verstehen. Schließlich lernt Sibylle hier auf die Schnelle den Umgang mit einer Panzerfaust (!) und der Sympathieträger Ramuntxo hat wegen eines Anschlags sogar ein paar Jahre im Gefängnis gesessen. Das Klischee des baskischen Bombenlegers wird dabei zwar genüsslich ausgeschlachtet, aber der Film bleibt letztlich immer versöhnlich und am Ende siegt selbstverständlich die Liebe. Mit dem wirklichen Leben und seinen echten Problemen hat das alles nur wenig zu tun. Trotzdem ist es ein großes Vergnügen, wenn die schicke Pariser Powerfrau Sibylle hier buchstäblich im Schlamm landet oder wenn sie beim Pinkeln im Wald von einem Bären überrascht wird und ihr Höschen verliert… Der Spaß ist häufig ziemlich überdreht, bleibt aber gutmütig. Und wenn es der Wirkung einer Szene dient, dann dürfen auch die frisch gepflückten Kirschen ruhig kernlos sein, denn das Ausspucken könnte der Romantik im Wege stehen.
In seinem Herzen ist „Die Pariserin“ recht brav, aber der Film verliert trotzdem nie seinen Schwung und hat immer auch Biss, denn zahlreiche Sidekicks sorgen für Abwechslung und Aufregung. Sie sind auf eine sorgsam austarierte Weise gerade so überdreht gezeichnet, dass sie das Klischee, das sie verkörpern, mal so eben leicht ins Satirische verlängern, ohne die Figuren ins Lächerliche zu ziehen. Der stets schwachsinnig grinsende Pariser Teenager Gaëtan, die arrogante Pariser Schwiegermama, die stolzen baskischen Dörfler, der nur scheinbar tote, vielleicht auch nur scheinbar demente Onkel – es sind zu einem großen Teil die vielen originellen Nebenfiguren, die Ludovic Bernards Komödie zu einer so lustigen runden Sache machen. Hier trifft das vielzitierte Etikett „ein Kinospaß für die ganze Familie“ endlich mal wieder voll ins Schwarze.
Fazit: Mit leicht irrem Humor und unter Zuhilfenahme liebevoll ins Satirische gesteigerter Klischees wird in dieser amüsanten und temporeichen romantischen Komödie das französische Baskenland erkundet.