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    The Institute
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    The Institute
    Von David Herger

    Wenn es einen Menschen in Hollywood gibt, der sich den Titel Tausendsassa redlich verdient hat, ist es James Franco. Der Kalifornier, der seinen Durchbruch als Harry Osborn in Sam Raimis „Spider-Man“-Trilogie feierte, steht schon seit Jahren nicht nur als vielseitiger Schauspieler vor der Kamera, sondern ist auch als Regisseur, Drehbuchautor und Produzent aktiv (von diversen anderen künstlerischen Tätigkeiten ganz abgesehen). Allein im Kinojahr 2016 wirkte der arbeitswütige Franco in unterschiedlicher Funktion an acht Filmen mit – und für 2017 stehen laut der IMDb gleich zehn Produktionen auf seiner Agenda! Aber auch bei ihm ist Quantität nicht gleich Qualität, das zeigt sich an seinem neuesten Streich, bei dem er nach dem von der Kritik wenig geliebten „The Adderall Diaries“ von 2015 erneut mit Filmemacherin Pamela Romanowsky in Co-Regie zusammenarbeitet: „The Institute“ ist zwar nicht ohne visuelle Reize, aber als  Psycho-Horror funktioniert die arg theatralische und wenig fokussierte Gruselmär um eine berühmt-berüchtigte Frauen-Psychiatrie im Baltimore des ausgehenden 19. Jahrhunderts nicht. Selbst die illustre Besetzung mit Josh Duhamel („Transformers“), Topher Grace („Die wilden Siebziger“), Tim Blake Nelson („O Brother, Where Art Thou?“), Pamela Anderson („Baywatch“) und Franco vermag es nicht, am halbgaren Eindruck des Films etwas zu ändern.

    Baltimore, 1893: Nach dem rätselhaften Tod ihrer Eltern begibt sich die traumatisierte Isabel Porter (Allie Gallerani) ins Rosewood Institute, eine angesehene Psychiatrie für Frauen, in der mit modernsten, aber auch heftig umstrittenen Methoden geistige Krankheiten therapiert werden. Während ihrer ersten Nacht in Rosewood wird Isabel von ihrem Therapeuten Dr. Cairn (James Franco) besucht, der ihr ein mysteriöses Mittelchen verabreicht. Fortan hat die neugierige und selbstbewusste junge Frau mehr und mehr mit den Grenzen zwischen Realität und Imagination zu kämpfen und die unheimlichen Anblicke, die sich ihr auf ihren nächtlichen Spaziergängen durch Rosewood bieten, lassen sie zunehmend an ihrem Verstand zweifeln. Ihr Bruder Roderick (Joe Pease) erkennt Isbabel bald kaum noch wieder und wird angesichts des unüblichen Vorgehens von Dr. Cairn misstrauisch: Er heuert den Privatdetektiv Thomas (Josh Duhamel) an, um den suspekten Machenschaften im Rosewood Institute auf die Spur zu kommen. Was sie nicht ahnen: Hinter den Experimenten von Dr. Cairn und seinem Chirurgen Dr. Lemelle (Tim Blake Nelson) steckt ein geheimer Orden, der Isabel und die anderen Patientinnen für ein diabolisches Ritual missbrauchen will...

    Spärlich ausgeleuchtete Kulissen, eine finstere Ordensgemeinschaft, ausufernde Orgien, nackte Männer mit Tiermasken und blutige Folterszenen – an passenden Zutaten für ein schauriges Horrorszenario mangelt es „The Institute“ nicht. Doch Franco und Romanowsky bleiben mit ihren vergleichsweise bescheidenen Ressourcen (sie machen keinen Hehl daraus, dass „The Institute“ ein B-Movie ist) meist in der reinen Ansammlung altbekannter Elemente stecken. Mit dem visuellen Bombast des genreverwandten „A Cure For Wellness“ etwa kann ihr Film schon budgetbedingt nicht mithalten, aber Franco und Romanowsky bleiben eben auch deutlich hinter dem Einfallsreichtum zurück, den Gore Verbinski bei seinem zweieinhalbstündigen Gothic-Horror an den Tag legt. Und von einer tiefschürfenden Charakterstudie wie sie uns beispielsweise David Cronenberg mit seinem Psychologie-Drama „Eine dunkle Begierde“ beschert hat, ist „The Institute“ genauso weit entfernt. So hat schließlich auch der blutige finale Rachefeldzug Isabels gegen die repressive Männerwelt weder die feministische Sprengkraft noch die befriedigende Wirkung, die möglich gewesen wären – dafür ist die Figurenzeichnung schlicht zu rudimentär.

    Dem Film fehlt der erzählerische Fokus und so bleibt auch die prominente Besetzung unterfordert. Einige der Stars wie Pamela Anderson oder Topher Grace treten nur so kurz (und teilweise so unkenntlich) in Erscheinung, dass man ihre Gastauftritte leicht verpassen könnte. Aber auch den Darstellern, denen mehr Zeit auf der Leinwand vergönnt ist, fällt es sichtlich schwer, Akzente zu setzen. Allie Gallerani darf als von Dr. Cairn gepeinigte Isabel zwar nach Herzenslust unter den von ihm verabreichten Mittelchen und Peitschenhieben leiden, aber ihre Vorgeschichte deuten Franco und Romanowsky nur beiläufig an. Gerade hier hätte eine Veranschaulichung dem Film und der Figur willkommene Tiefe geben können. Stattdessen müssen wird mit ermüdender Regelmäßigkeit den mit Floskeln und Hawthorne-Zitaten gespickten Therapiesitzungen zwischen Isabel und Cairn beiwohnen. Letzteren spielt Franco so trocken und träge, dass man sich zwischenzeitlich fast schon fragt, ob der Co-Regisseur von seinen drögen Dialogzeilen („Wenn jemand ein Nichts ist, fühlt er auch nichts“) nicht womöglich auch ein bisschen gelangweilt war.

    Fazit: „The Institute“ ist eine Gruselmär mit einer Handvoll solider Psycho-Horror-Zutaten und einigem Trash-Appeal, bei der vor allem das arg kryptisch geratene Drehbuch gut noch einigen Schliff vertragen hätte.

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