In Hollywood arbeitete der in Hongkong geborene Raman Hui bei der Animationsschmiede DreamWorks und dort speziell an der „Shrek“-Reihe, am dritten Teil war er sogar als Co-Regisseur beteiligt. Nach der Verantwortung einiger Kurzfilme als Regisseur kehrte Hu anschließend in seine chinesische Heimat zurück und landete dort 2015 mit „Monster Hunt“ (--> zur FILMSTARTS-Kritik) auf Anhieb einen absoluten Mega-Hit. Das Familien-Fantasy-Abenteuer brach zahlreiche Kinokassenrekorde und avancierte zum damals erfolgreichsten Film Chinas, woraufhin allerdings auch zahlreiche Betrugsvorwürfe rund um gar nicht stattgefundene und trotzdem als ausverkauft gemeldete Vorführungen sowie die falsche Abrechnung von in China üblichen „Wolfahrts-Vorführungen“ etwa für Kinder und öffentlich Bedienstete kursierten. Bei der Fortsetzung „Monster Hunt 2“ sollten nun erhöhte Kontrollen eine neue Box-Office-Kontroverse verhindern. Dem Einspielergebnis geschadet haben die zusätzlichen Aufpasser aber nicht. Trotz massiver Konkurrenz an den Kinokassen wurden allein am ersten Wochenende 190 Millionen Dollar Einnahmen vermeldet. Nun dominieren also wieder die Rekordschlagzeilen, in deren Schatten allerdings etwas untergeht, dass Hui im Sequel lediglich sein Erfolgskonzept wiederholt und nicht wirklich eine neue Geschichte erzählt.
Nach den Ereignissen des ersten Teils ist der kleine Wuba, der dafür sorgen könnte, dass Monster und Menschen wieder friedlich zusammenleben, wieder in seine Monsterwelt zurückgekehrt. Aber glücklich ist er dort nicht. Finstere Kreaturen trachten ihm weiter nach dem Leben und überfallen das Dorf. Wuba gelingt gerade noch die Flucht. Alleine durch die Gegend irrend trifft er den Betrüger und Zocker Tu Sigu (Tony Leung Chiu-wai), der sich mit seinem herzensguten Monster-Partner BenBen mehr schlecht als recht durchschlägt. Währenddessen wollen Wubas menschliche „Eltern“ Huo (Baihe Bai) und Song (Jing Baran) ihre Karriere als Monsterjäger fortsetzen. Doch sie vermissen ihren Sohn und schon bald plagen Huo böse Vorahnungen, dass ihr Monsterkind in Gefahr schweben könnte. Tu erkennt derweil, welcher Schatz sich mit Wuba nun in seinem Besitz befindet und sieht seine Chance gekommen, sich aller Schulden bei der Regentin Zhu (Yuchun Li) zu entledigen…
In „Monster Hunt 2“ geht es sofort in die Vollen. Noch vor der Einblendung des Filmtitels gibt es eine abgefahrene Tanzszene und einen großen Monster-Überfall mit anschließender atemberaubender CGI-Hatz, die mit vielen Reminiszenzen an ein Rugby-Match kreativ aufgepeppt ist. Regisseur Hui gibt so früh die Richtung vor. Er hält konstant das Tempo hoch, lässt wenig Luft zum Verschnaufen und nimmt dabei auch kaum Rücksicht auf Zuschauer, die den Vorgänger nicht gesehen haben. Wer nicht weiß, dass darin ein Mann das Monster Wuba ausgetragen hat, der wird einige Zeit brauchen, bis er die ganzen Gags rund um dessen vermeintliche Postnatale Depression und Huos Muttergefühle, die ja eigentlich ihr Gatte haben sollte, versteht. Das hohe Tempo sorgt aber zugleich auch dafür, dass ein Teil des Charmes des ersten Teils auf der Strecke bleibt.
Die Chemie zwischen Jing Baran und Superstar Baihe Bai stimmt zwar nach wie vor, aber die Kabbelei zwischen ihren Figuren wurde deutlich zurückgefahren – dabei waren sie eines der Prunkstücke des ersten Teils. Dies führt sogar dazu, dass der Handlungsstrang um das Duo bisweilen regelrecht überflüssig wirkt und nur in den erneut erstklassig choreographierten Martial-Arts-Szenen sowie in einem Nebenhandlungsstrang mit einem verlotterten, liebestollen Waffenschmied (Da Peng) zu überzeugen weiß. So bleibt es an dem prominentesten Cast-Neuzugang hängen, die Kohlen aus dem Feuer zu holen. Nachdem im Vorgänger Wu Jiang („A Touch Of Sin“) noch der Star für die etwas ältere Generation war, ist es nun Tony Leung Chiu-wai. Der aus Klassikern wie „In The Mood For Love“ und „Infernal Affairs“ bekannte Schauspieler begeistert mit überschäumender Spielfreude. Er scheut sich zu keinem Zeitpunkt, sich zum Affen zu machen, chargiert wild, schlüpft in die verschiedensten Verkleidungen und stolpert auch mal eine längere Passage im Tiger-Kostüm durch die Szenerie. Dabei bringt er immer wieder auch jenen Slapstick-Humor ein, der bereits im Vorgänger für einige Highlights sorgte.
Besonders gut funktioniert auch das Zusammenspiel von Leung und seinem Monster-Partner, dem großen, dicken und herzensguten BenBen. Hier zeigen sich auch am deutlichsten die Fortschritte bei der Computeranimation gegenüber dem Vorgänger. Die Monster sind immer noch überzeichnet wie in Cartoons, trotzdem gelingt vor allem das Zusammenspiel zwischen CGI-Kreaturen und menschlichen Schauspielern diesmal noch einmal eine ganze Ecke besser. Auch der kleine Wuba ist einmal mehr zuckersüß und hat sogar einen richtig herzerwärmenden Moment mit seinen Eltern. Das hilft natürlich dabei, leichter darüber hinwegzusehen, dass seine Geschichte eigentlich gar nicht wirklich voranschreitet. Trotz des arg vorhersehbaren Plots samt eines fast schon 1:1 aus dem Vorgänger übernommenen Twists sowie vieler bisweilen etwas redundanter Cameo-Auftritte ist „Monster Hunt 2“ so trotzdem noch recht unterhaltsam geworden – bis hin zu den Outtakes im Abspann, in denen sich diesmal nicht nur die menschlichen Darsteller verhaspeln, sondern auch die CGI-Charaktere aus dem Computer.
Fazit: Mit „Monster Hunt 2“ liefert Raman Hui durchschnittliche Blockbuster-Fantasy-Kost, die immer noch genügend unterhaltsame Momente für einen unterhaltsamen Kinoabend bietet. Für die bereits angekündigten Sequels „Monster Hunt 3“ und „Monster Hunt 4“ sollte er sich aber besser wieder mehr auf die Story rund um Wuba konzentrieren.
Wir haben „Monster Hunt 2“ bei der Berlinale 2018 gesehen, wo der Film als Berlinale Special Gala gezeigt wird.