Das Meisterwerk von Alfonso Cuarón!
Alfonso Cuarón hat mittlerweile schon einige fantastische Filme herausgebracht, wie etwa den dritten „Harry Potter“, „Children of Men“ oder auch „Gravity“. 2018 sollte sein wohl persönlichster Film erscheinen: „Roma“. Ein Film, der für viele sicherlich wie typischer Oscar-Film ohne Substanz aussieht, doch „Roma“ ist für mich ohne Frage einer der besten Filme des Jahres und obendrein ein einzigartiges Filmerlebnis!
Mexiko 1970: Wir erleben die Geschichte der Haushälterin Cleo, die sich um eine Familie und vor allem um die vier Kinder kümmert. Doch immer wieder kommen neue Überraschungen, egal ob es die Liebe ist oder ein rebellischer Aufstand in den Straßen von Mexiko-Stadt…
„Roma“ ist nicht einfach zu beschreiben. Zwar kann man sagen, dass die Figur der Cleo im Zentrum steht, aber dieser Film ist so viel mehr als das. Cuarón inszeniert das Ganze nicht wie einen typischen Film, bei dem man der Hauptfigur nahe ist (zum Beispiel durch Close-Up´s etc.). Stattdessen filmt er alles aus einem Weitwinkel, um die Illusion zu erzeugen, man stände gerade neben Cleo in den belebten Straßen der Hauptstadt. Das sorgt gleichzeitig für sehr intime, aber auch spannende und vor allem objektive Bilder. Und genau das wollte Cuarón auch: Einen objektiven Blick auf diese Geschichte, die seinem Leben offenbar sehr nahe ist. Zugegeben brauchte ich etwas, um mit den Figuren und der Geschichte warm zu werden, aber je länger ich drüber nachdenke, desto besser wird „Roma“. Und irgendwann konnte ich meine Augen nicht mehr vom Bildschirm abwenden. Cuarón erzeugt solch ruhige, aber auch stressige Momente, das man glaubt fast schon eine Dokumentation zu sehen, statt einen Spielfilm. Das ist auch gar nicht negativ gemeint, denn „Roma“ schafft es so unfassbar realistisch zu wirken, dass es mich ab und zu geschaudert hat. Die harten Momente im Leben von Cleo werden dadurch umso stärker und mitreißender. Eine Sequenz (natürlich ohne Spoilergefahr!) hat mich besonders stark erwischt, weil Cuarón alles so echt und doch bewegend einfängt.
Weiterhin ist es unfassbar stark, wie dieser Film den schnellen Verlauf der Zeit einfängt. Da gibt es Szenen, in denen lebenswichtige Entscheidungen getroffen werden müssen, schicksalhafte Ereignisse passieren und trotzdem geht der Alltag irgendwann, irgendwie immer weiter. Nur wenige Filme schaffen es solche vielleicht anfangs unwichtigen, aber doch essentiellen Dinge realistisch und gleichzeitig kreativ umzusetzen!
Trotz der recht simplen Geschichte, schafft es „Roma“ vor allem durch seine technische Brillanz etwas Besonderes zu sein. Cuarón erschafft eine hypnotisierende Atmosphäre, oftmals ohne Musik. Stattdessen benutzt er die Geräusche der Autos, der Menschenmassen, streunender Hunde usw. um einen faszinierenden Klangteppich zu kreieren. Und dann natürlich die atemberaubende Kameraarbeit: Cuarón selbst war mit Galo Olivares für die Kamera zuständig und es ist ein Traum. Schwer zu beschreiben, aber „Roma“ ist bildgewaltig und anmutig schön. Lange Kamerafahrten, beeindruckende Panorama-Aufnahmen und durch die schwarz-weißen Grautöne entsteht eine beklemmende und zugleich wundervolle Welt!
Zum Schluss die Darsteller: Allesamt großartig. Yalitza Aparicio als Cleo ist so authentisch und das Herz des Films, aber alle anderen Schauspieler wirken ebenfalls echt. Selbst die Kinderdarsteller überzeugen. Weiterhin ist es sicherlich wichtig zu erwähnen, dass dieser Film fremdsprachig ist (in diesem Falle spanisch) und nicht übersetzt wurde, also nur mit Untertiteln zu schauen ist.
Fazit: „Roma“ ist ein Meisterwerk von Alfonso Cuarón! Ein Film, den man stundenlang analysieren kann und doch niemals wirklich erschließen wird. Aber das braucht es auch gar nicht. „Roma“ ist ein ganz besonderes Filmerlebnis, das ich schon jetzt in mein Herz geschlossen habe.