Als Denzel Washington 1998 in „Dämon - Trau keiner Seele“ eine Reihe von unerklärlichen Todesfällen aufklären sollte, stellte er schnell fest, dass es dabei nicht mit irdischen Dingen zugehen konnte. Die anschließende Jagd nach einem serienmordenden Dämon gestaltete sich unter anderem deshalb so schwierig, weil dieser fast beliebig von einem (menschlichen) Körper in den nächsten springen konnte. Vor einer ähnlichen Herausforderung steht nun auch B-Movie-Haudegen Dolph Lundgren, nur dass die Körpertausch-Mechanik in Mike Mendez' „The Demon Hunter“ (Originaltitel: „Don't Kill It“) sogar noch ein wenig perfider ist: In dem selbstironischen Splatter-Actioner ergreift der nur vorübergehend totzukriegende Dämon nämlich immer von Demjenigen Besitz, der ihn zuletzt getötet hat. Wenn in der streng christlichen Kleinstadt Chicory Creek, Mississippi, also jemand mit pechschwarzen Augen und geladener Schrotflinte auf dich zukommt, kannst du alles tun, nur eines nicht: ihn töten!
Als die FBI-Agentin Evelyn Pierce (Kristina Klebe, „Halloween“) in ihre alte Heimat zurückkehrt, um eine Serie von Mehrfachmorden mit verschiedenen Tätern zu untersuchen, ahnt sie noch nicht, wie genau die schrecklichen Verbrechen miteinander verknüpft sind: Offenbar läuft immer derjenige als nächstes Amok, der den vorherigen Massenmörder niedergestreckt hat! Die schon oben genannte Erklärung dafür liefert der Dämonenjäger Jebediah Woodley (Dolph Lundgren), dem zunächst natürlich niemand glaubt, bis schon bald die halbe Stadt ausgelöscht ist. Aber es gibt einen Trick, wie sich das Töten doch noch stoppen lässt: Wenn sich jemand freiwillig opfern würde, könnte er sich selbst vergiften und während der Wirkungszeit den Dämon töten – der fährt dann nämlich in den vergifteten Körper und verreckt, ohne von einem weiteren Menschen Besitz ergreifen zu können...
Auf einmal musste alles ganz schnell gehen: Im November 2015 erhielt Mike Mendez („Convent“, „Big Ass Spider!“) die Nachricht, dass er „The Demon Hunter“ wegen eines überraschenden Steuerrabatts nun doch schon viel früher als geplant drehen könne – allerdings müssten die Dreharbeiten bis zum Jahreswechsel abgeschlossen sein. Gerade einmal elf Tage blieben dem Regisseur für das Casting – zudem musste er noch während des Drehs Teile des Skripts umschreiben, weil dieses eigentlich für eine verschneite Gegend und nicht für die Sümpfe Mississippis ausgelegt war. Aber während solche überstürzten Produktionen oft zu katastrophalen Fehlschlägen führen, merkt man „The Demon Hunter“ die Hast nicht an, ganz im Gegenteil!
Nicht nur ist die Körpertausch-Mechanik für einen Direct-to-DVD-Reißer ungewöhnlich gut durchdacht – mit Dolph Lundgren („Universal Soldier“, „The Expendables“) wurde in den elf Tagen auch ein perfekter Hauptdarsteller gefunden! Während er in seinem Cowboy-Outfit im ersten Moment an Paul Hogan in „Crocodile Dundee“ erinnert, demontiert Lundgren wunderbar sein eigenes Macho-Image: So erteilt er gleich zu Beginn einem Kneipenrüpel eine betont politisch korrekte Belehrung zum Umgang mit Frauen, um sich dann am nächsten Morgen von der von ihm „geretteten“ Dame in Not sagen lassen zu müssen, dass er nun wirklich hätte merken müssen, dass sie eine Prostituierte ist (und nun bezahlt werden will): „Warum hätte eine Frau wie ich mich sonst mit einem so alten Typen wir dir einlassen sollen?“
„The Demon Hunter“ macht als B-Actioner mächtig Laune und hätte mit seinem cleveren Skript sowie dem hervorragend aufgelegten Hauptdarsteller das Zeug zum Mainstream-Videotheken-Hit gehabt. Aber letztlich ist er vor allem an die Fans der härteren Horror-Gangart gerichtet, wobei die exzessive Splatter-Brutalität (wiederholt metzeln Besessene sogar ihre eigenen Kinder ab) in krassem Gegensatz zum ansonsten so selbstironischen Tonfall steht: Ausgerechnet die gorelastigen Gewaltszenen sind hier nur selten mit einem Augenzwinkern inszeniert (und bei einer der wenigen „lustigen“ Todesszenen bleibt einem zudem das Lachen im Halse stecken, weil diese Sequenz nach den Terroranschlägen in Nizza in dieser Form ganz sicher nicht gedreht worden wäre).
Fazit: Ein richtig gutes B-Movie - wunderbar selbstironisch und konsequent krass.
Anmerkung: Wir haben „The Demon Hunter“ auf dem Fantasy Filmfest gesehen, wo eine noch nicht ganz fertige Fassung gezeigt wurde: Einige Computereffekte waren noch nicht eingefügt, die Farb- und Ton-Abmischung war noch nicht final und eventuell wird der Film auch noch um einige Minuten gekürzt, um die Handlung weiter zu straffen.