Wer das Poster zu Steven C. Millers „Escape Plan 2: Hades“ betrachtet und sich über das Mitwirken von Wrestling-Charmebolzen Dave Bautista freut, der sei gleich zu Beginn dieser Kritik gewarnt: Der „Guardians Of The Galaxy“-Star, dessen Konterfei sich über 50 Prozent des Filmplakats erstreckt (die andere Hälfte gehört Sylvester Stallone), spielt hier nur eine kleine, kaum bemerkenswerte Nebenrolle. Und für diejenigen, die das genauso wenig stört wie das Fehlen von Arnold Schwarzenegger, der beim ersten Teil noch dabei war, gibt es leider trotzdem schlechte Nachrichten: Der mit Geld aus China gedrehte Nachfolger von Mikael Hafstroms „Escape Plan“ von 2013 schlägt zwar inhaltlich eine neue Richtung ein, qualitativ bleibt jedoch alles beim Alten – spannungsarm und weitgehend einfallslos.
Ray Breslin (Sylvester Stallone) hat mit seinem Kumpel Hush (50 Cent) und seiner Kollegin Abigail Ross (Jaime King ersetzt Amy Ryan aus dem Vorgänger) ein internationales Sicherheitsunternehmen aufgebaut, dessen Mitarbeiter darauf spezialisiert sind, aus Gefängnissen und Geiselnahmesituationen auszubrechen. Seine Agenten (unter anderem Wes Chatham aus „The Expanse“ und Jesse Metcalfe) schickt er um die ganze Welt, um die Sicherheit von Haftanstalten zu testen und Gefangene aus den Fängen von Terroristen zu befreien. Shu Ren (Huang Xiaoming), Breslins bester Mann, befürchtet, dass sein Cousin, der chinesische Tech-Guru Yusheng (Chen Tang) zum Ziel einer solchen Terrororganisation werden könnte und reist deshalb vorsorglich nach Shanghai, um Schlimmeres zu verhindern. Doch er kommt zu spät: Beide werden von maskierten Männern angegriffen und überwältigt. Ohne Gefühl für Zeit und Raum erwachen sie in Hades, einer vermeintlich ausbruchsicheren Festung, in der die Gefangenen wie Tiere behandelt werden. Dort herrscht der sinistere Zookeeper (Titus Welliver), der Yushengs Willen brechen und ihm durch Folter und Psychospielchen seine Geheimnisse entlocken will...
Zuerst fallen bei „Escape Plan 2“ die personellen Veränderungen im Vergleich zum Vorgänger auf: Am negativsten macht sich die Abwesenheit der „steirischen Eiche“ Arnold Schwarzenegger bemerkbar, denn der Terminator war definitiv ein Highlight im mauen ersten Teil. Aber auch Sylvester Stallones Rolle wurde für das Sequel gewaltig verkleinert. Sein Breslin steuert lediglich den Voice-Over-Kommentar zu Shu Rens Fluchtversuchen bei und greift erst in der zweiten Hälfte des Films wirklich aktiv in das Geschehen ein.
An die Stelle der Hollywood-Action-Ikonen rückt der chinesische Star Huang Xiaoming („Ip Man 2“), der seinen größten Kampf mit der englischen Sprache austrägt und sich in der Originalfassung mehr schlecht als recht durch seine spärlichen Dialogzeilen müht. Titus Welliver („Bosch“), der hier die typische Schurkenrolle des megalomanischen Gefängnisaufsehers einnimmt, schafft es seinerseits nicht, an die fesselnde, vor B-Movie-Charme strotzende Darbietung seines Vorgängers Jim Caviezel anzuknüpfen und wirkt zudem als Endgegner für Shu Ren zu keiner Zeit bedrohlich.
So ist der wahre Star dieses Films das namensgebende Gefängnis selbst: Hades ist eine durchaus coole, vollautomatisierte High-Tech-Einrichtung mit Computern in den Wänden und einer großen „Running Man“-Arena, in der die Häftlinge in Gladiatorenkämpfen gegeneinander antreten müssen – den Gewinnern winken zwei Stunden in einem abgeschotteten Erholungsraum, in dem sie nach Lust und Laune malen, lesen oder sich anderweitig entspannen können. Die faszinierende Kulisse dieser festungsartigen Haftanstalt wird dazu noch mit Science-Fiction-Elementen wie einem Roboter-Arzt oder Hologramm-Wänden angereichert. Die bleiben zwar weitgehend dekorativ, bereichern den Film aber dennoch.
Wenn sich die Hades-Insassen für ein paar Privilegien in der Arena grün und blau schlagen, ist das übrigens wörtlich gemeint: Die Bilder von Kameramann Brandon Cox („First Kill“) bestehen nämlich zum größten Teil nur aus diesen beiden Farben, was auf Dauer schon etwas anstrengend ist und auch keinen großen dramaturgischen Mehrwert hat. Die visuellen Effekte sind außerdem bestenfalls unteres Mittelmaß, eine Explosion zu Beginn des Films sieht sogar so künstlich aus, als wäre sie für einen After-Effects-Lehrgang entstanden und nicht für einen 20 Millionen Dollar teuren Spielfilm. So bleibt die „Escape Plan“-Reihe letztlich auch im zweiten Anlauf hinter ihren Möglichkeiten zurück, während der neue Regisseur Steven C. Miller frühere Arbeiten wie die Nicolas-Cage-Katastrophe „Arsenal“ immerhin deutlich übertrifft und auch noch ein paar solide Martial-Arts-Kämpfe beisteuert.
Fazit: Obwohl Handlung und Schauplatz um einiges interessanter sind als beim Vorgänger, schwächelt „Escape Plan 2“ da, wo es zählt: Die Star-Präsenz von Sylvester Stallone und Co. wurde stark reduziert, kernige Sprüche sucht man vergeblich und die Action wirkt abgesehen von einigen Faustkämpfen uninspiriert.