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    Berlin, Berlin - Der Film
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Berlin, Berlin - Der Film

    Ein spätes Geschenk für Serienfans

    Von Karin Jirsak

    Who the f**k is Lolle?“ Das werden sich angesichts dieses etwas eigenartigen Namens jetzt womöglich all die Spätgeborenen fragen, die Anfang des aktuellen Jahrtausends noch nicht alt genug zum Soap-Schauen waren. Die meisten anderen dürften sich hingegen noch an die Wahlberliner Chaosbraut mit den Kulleraugen, dem Schmollmund und der merkwürdigen Ponyfrisur (hat man damals so getragen, ehrlich!) erinnern: Zwischen den Jahren 2002 und 2005 gab es an den Abenteuern von Landei Lolle in der großen Stadt quasi kein Vorbeikommen. Und nicht nur hierzulande war „Berlin, Berlin“ ein Hit: Die Serie wurde in 17 andere Nationen von Kanada bis Russland exportiert und 2004 sogar als erste deutsche Serie mit einem Emmy ausgezeichnet.

    15 Jahre später servieren der Serienerfinder David Safier und Regisseurin Franziska Meyer Price („Männerhort“), die damals auch schon viele Folgen der Originalserie inszenierte, nun ein Kino-Update. „Berlin, Berlin – Der Film“ ist, ganz klar, reiner Fanservice. Der kommt vielleicht ein bisschen spät, macht aber dennoch Spaß – und das liegt nach wie vor in erster Linie an der immer noch markigen Felicitas Woll, die in ihrer Kultrolle noch mal so richtig aufdreht.

    Gerichtprozess statt Hochzeit: Lotte stolpert direkt wieder ins Schlamassel...

    38 Jahre und kein bisschen weiser: Als ihre große Liebe Sven (Jan Sosniok) ihre Hochzeit mit Hart (Matthias Klimsa) crasht und ihr seinerseits einen Antrag macht, ergreift Lolle (Felicitas Woll) die Flucht. Im emotionalen Ausnahmezustand bricht sie dabei die eine oder andere Verkehrsregel, wird noch im Hochzeitskleid vor Gericht gezerrt und zu 40 Sozialstunden an einer Schule verdonnert. Beim Toilettenschrubben lernt sie dort die ebenso toughe wie kratzbürstige Dana (Janina Uhse) kennen. Nach einer durchzechten Nacht landen die beiden im Harz – der Beginn eines irren Roadtrips zurück nach Berlin. Und am Ende stellt sich für Lolle einmal mehr die Frage, mit wem sie nun wirklich ihre Zukunft verbringen will...

    Für jeden gibt es den einen Weg, der glücklich macht – nur bei mir ist die Beschilderung echt kacke!

    Bei solchen Sprüchen wird schnell klar: Lolle ist noch immer ganz die Alte, auch wenn es erst mal nicht so scheint! Inzwischen ist das „Landei“ Ende 30, leitet ein eigenes Animationsstudio in (na klar) Berlin und führt eine solide Beziehung - ausgerechnet!! - mit Svens bestem Kumpel Hart. Wie genau es zu diesem seltsamen Match kam, erfahren wir leider nicht, dafür gibt es Antworten auf einige andere Fragen, die Fans sich 15 Jahre nach dem Serienende womöglich stellen könnten: Ist Lolle wirklich so erwachsen geworden, wie sie im Business-Hosenanzug aussieht? Wird sie sich am Ende für ein berechenbares Leben mit Hart entscheiden oder wieder in den Armen ihrer großen Liebe Sven liegen? Oder tritt vielleicht ein anderer Traumprinz (oder gar -prinzessin?) in ihr verrücktes Leben? Und was machen eigentlich die anderen crazy Berliners inzwischen so?

    Überflüssiges Computer-Update

    Bis all diese Fragen beantwortet sind (und zumindest eine Antwort, so viel darf an dieser Stelle verraten werden, ist tatsächlich eine angenehme Überraschung!), vergehen die 80 Minuten in etwa so flott wie seinerzeit eine Folge „Berlin, Berlin“. Viel Tempo, hemmungslos albernen Gags und der immer noch wunderbar paddelig-selbstironischen Lolle sei Dank. Und ja, deren comichafte Signature-Mimik funktioniert auch mit „Stressfalten“ (O-Ton Dana) noch genauso gut wie (hach!) damals. Im Gegensatz zu den hier überflüssigerweise computeranimierten Tricksequenzen, die den Realfilm ab und an durchbrechen: Die am Computer getrickste Lolle sieht der echten nämlich leider kaum ähnlich, da wären die Macher besser der alten Zeichentrickschule treu geblieben.

    Neu und überflüssig ist auch die Figur der Dana, die als Roadtrip-Genossin mit völlig unwitzigen Sprüchen über Lolles biologische Uhr und hochdramatischer, zum federleichten „Berlin, Berlin“-Spirit überhaupt nicht passender Backstory nervt – und dabei auch noch viel zu viel Leinwandzeit einnimmt, die Fans wohl sehr viel lieber mit den alten Serienlieblingen gefüllt gesehen hätte! Ein bisschen Entschädigung dafür bringen die netten Gastauftritte von Detlev Buck als Richter, Christian Tramitz als Lehrer im Burnout-Modus und dem immer großartigen Armin Rohde, der hier leider nur sehr kurz als eine Art Walter White des Harzes in Erscheinung tritt. Es bleibt wohl ein Geheimnis der Macher, warum sie einen so großen Teil der Handlung in den dortigen Mischwald gelegt haben, dass man den Film ehrlicherweise „Harz, Harz“ hätte nennen müssen. Aber das hätte natürlich ziemlich blöd geklungen.

    Fazit: Erwachsen geworden? Von wegen! Chaosbraut Lolle ist immer noch die Alte und rast hier wieder durch ein turbulentes Abenteuer. Schade nur, dass Fans hier so wenig von Berlin und seinen anderen schrägen Vögeln zu sehen bekommen!

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