Nein, „Hanni & Nanni: Mehr als beste Freunde“ von Isabell Suba („Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste“) ist nicht „Hanni & Nanni 4“. Dass der Gedanke jedoch nicht nur für uns naheliegt, beweist schon die Tatsache, dass bei der Pressevorführung in Hamburg explizit darauf verwiesen wurde, dass die Regisseurin mit ihrer Interpretation des weltberühmten Enid-Blyton-Klassikers ein ganz neues Kapitel beginnt und eben kein bekanntes weitererzählt. Zwar sind seit Dagmar Seumes „Hanni & Nanni 3“ gerade einmal vier Jahre vergangen und als gäbe es unter den vielen deutschen Schauspielerinnen nur eine einzige, die einen affektierten französischen Akzent beherrscht, gibt es außerdem ein Wiedersehen mit Katharina Thalbach in ihrer bekannten Rolle der Französischlehrerin Mademoiselle Bertoux. Davon abgesehen hat Subas Internatsabenteuer jedoch nichts mit der Trilogie ihrer Vorgängerinnen zu tun und leider auch nur sehr wenig mit der Buchvorlage. Vielmehr ist dieser auch darstellerisch nicht durchweg überzeugende Reboot ein einziges unausgegorenes Sammelsurium aus „Bibi & Tina“-, „Wendy“- und „Ostwind“-Versatzstücken und besitzt keine eigene Identität.
Bei den Sullivans hängt der Haussegen schief: Die Zwillinge Hanni und Nanni (Laila und Rosa Meinecke) haben Ärger in der Schule, der seine Kinder über alles liebende Vater Charlie (Sascha Vollmer) lebt lieber in den Tag hinein als sich um den Haushalt und die Hausaufgaben zu kümmern und für Mutter Susanne (Jessica Schwarz) ist die gemeinsame Zukunft mit ihrem Mann alles andere als gesichert. Kurzerhand beschließen die Eltern, Hanni und Nanni ins Internat nach Lindenhof zu schicken. Dort sollen die Noten der Schwestern besser werden, während Charlie und Susanne endlich ihre Beziehung kitten wollen. Für die Zwillinge bricht eine Welt zusammen. Vom ersten Tag an setzen Hanni und Nanni alles daran, Lehrerinnen und Mitschülerinnen zu vergraulen und spielen ihnen Streiche, damit sie direkt nach der dreiwöchigen Probezeit wieder nach Hause geschickt werden. Doch Nanni findet schon bald Anschluss im internatseigenen Reitstall und freundet sich mit dem Pferd Pegasus an, das als unreitbar gilt. Derweil lernt Hanni bei einem Spaziergang im Wald den grantigen Godehard (Henry Hübchen) kennen, mit dem sie mit der Zeit Freundschaft schließt...
Nach dem Riesenerfolg der „Bibi & Tina“-Reihe war es nur eine Frage der Zeit, bis sich erste Trittbrettfahrer ihren Weg auf die Leinwand bahnen würden. Mit „Hanni & Nanni: Mehr als beste Freunde“ ist es nun soweit: Hier spielen nicht nur Pferde eine weitaus zentralere Rolle als das eigentlich für die „Hanni & Nanni“-Reihe so wichtige Internatsthema (wobei die Mädchen-zähmt-unreitbares-Pferd-Thematik auch aus „Ostwind“ oder „Wendy“ stammen könnte), auch die im Stile von Musikvideos inszenierten Gesangseinlagen und der hier und da durchscheinende Meta-Humor erinnern sehr deutlich an das Film-Quartett nach der beliebten Kiddinx-Reihe. Mit einem Unterschied: Detlev Bucks „Bibi und Tina“-Filme haben nicht bloß eine ganz eigene Handschrift, sie stecken außerdem voller Energie und Leidenschaft - und „Hanni & Nanni: Mehr als beste Freunde“ fehlt genau das alles. Die hier in die Handlung gepressten, mit aufgesetztem Jugendsprech vollgepackten Musicalnummern etwa bringen keinen Mehrwert, sie besitzen weder Ohrwurmqualitäten noch sind sie auch nur ansatzweise so clever inszeniert, wie man es von „Bibi & Tina“ gewohnt ist.
Ein weiterer Schwachpunkt von „Hanni & Nanni: Mehr als beste Freunde“ ist die Besetzung. Wenngleich das Gros der erwachsenen Schauspieler absolut solide Leistungen zeigt, vor allem die mit der Materie ja schon bestens vertraute Katharina Thalbach („Rubinrot“) als überengagierte Französischlehrerin macht in dieser Rolle einfach nur Spaß, lässt sich das von den beiden Hauptdarstellerinnen Laila und Rosa Meinecke in ihrem Schauspieldebüt nicht ohne Einschränkungen sagen. Während Laila Meinecke in den gemeinsamen Szenen von Henry Hübchen („Kundschafter des Friedens“) profitiert, der einmal mehr in die Rolle des grantelnden Eigenbrötlers schlüpft und seine junge Kollegin in seinem Elan mitreißt, und Rosa Meinecke auf dem Pferderücken überzeugt, tun sich beide im Zusammenspiel mit den anderen jugendlichen Kolleginnen extrem schwer. Die Interaktion zwischen den Mädchen wirkt oft ziemlich gestelzt und das beeinträchtigt auch die Wirkung, denn Emotionen kommen da kaum auf. Immerhin kommen Pferdeliebhaberinnen und -liebhaber auf ihre Kosten, wenn „Hanni & Nanni: Mehr als beste Freunde“ nach einer halben Stunde vom Internatsabenteuer zur „Ostwind“-Variante mutiert, in der es darum geht, wie Nanni und die Mädels aus dem Reitstall den wilden Pegasus zähmen. Hier tummeln sich mehr Pferde als zuletzt in „Wendy“, aber von alleine käme man nie darauf, dass es sich hier tatsächlich um eine „Hanni & Nanni“-Verfilmung handelt.
Fazit: Nur die Rollennamen der beiden Hauptdarstellerinnen erinnern daran, dass das hier kein x-beliebiger Pferdefilm, sondern „Hanni & Nanni“ ist. Isabell Subas „Mehr als beste Freunde“ ist eine lieblos wirkende Mischung aus einer schwachen „Bibi & Tina“-Kopie, ein bisschen „Ostwind“ und nur ganz wenig Enid Blyton.