Sie gelten als Wegbereiter des Punkrock und haben die Underground- und Subkultur nachhaltig beeinflusst: The Stooges. In ihrer großen Zeit von Mitte der 60er bis Anfang der 70er Jahre waren sie eine der Bürgerschreck-Bands schlechthin und lebten den Rock N‘ Roll wild bis zum Exzess. Indie-Regisseur Jim Jarmusch („Ghost Dog“, „Paterson“) zelebriert das künstlerische Werk seiner Lieblingsband in dem elektrisierend-verspielten Dokumentarfilm „Gimme Danger“: eine energiegeladene Hommage an eine ikonische Gruppe, die ihrer Zeit weit voraus war – bis die Selbstzerstörung begann. Jarmusch erzählt die Stooges-Geschichte vorwiegend aus der ziemlich subjektiven Perspektive des Frontmanns der Band, dem lässigen Elder Statesman of Rock Iggy Pop („I don’t want to be a punk. I just want to be.“).
Dreh- und Angelpunkt von „Gimme Danger“ ist also Jim Jarmuschs Kumpel Jim Osterberg, alias Iggy Pop, der bereits in „Dead Man“ (1995) und „Coffee And Cigarettes“ (2003) als Schauspieler für Jarmusch vor der Kamera stand und als einziges Gründungsmitglied der Stooges noch am Leben ist. Iggy strahlt ein cooles Charisma aus, er ist relaxed, selbstironisch (er habe sich nicht für Bob Dylan gehalten, sagt er) und einfach witzig (wenn er über Joe Cocker und seine Musik spottet). Dazu bindet Jarmusch aber auch Interviewaufnahmen der Mitgründer Ron Asheton († 2009) und Scott Asheton († 2014) sowie der späteren Mitglieder Steve Mackay († 2015) und James Williamson (stieß nach der 2009er Tour zu den Stooges), mit denen der Regisseur den Blick auf die (mehr oder weniger) chronologisch aufgerollte Bandgeschichte zumindest ein wenig erweitert.
Jim Jarmusch beginnt also Mitte der 60er Jahre und stößt bis ins erste Jahrzehnt des neuen Jahrtausends vor, als The Stooges beim Coachella-Festival 2003 ein großes Comeback feierten. Mit diesem Abhaken wichtiger Stationen und der großen Menge sprechender (Interview-)Köpfe ist „Gimme Danger“ von der Anlage her ein überraschend konventioneller Film, zumal dem Regisseur nicht allzu viel Bildmaterial von frühen Stooges-Konzerten zur Verfügung stand – und schon gar kein hochwertiges. So sind zunächst immer nur Schnipsel von Songs zu hören und zu sehen, aber Jarmusch lässt sich einiges einfallen, um dennoch Abwechslung in den Film zu bringen: Manchmal untermalt er die Geschichte der Band mit kleinen Comicstrips, außerdem integriert er ironisch kommentierende Ausschnitte aus der (TV-)Popkultur der 60er Jahre (von der Addams Family bis zu John Wayne) und zeigt Familienaufnahmen aus der Kindheit. Damit bekommt „Gimme Danger“ dann doch noch einen chaotisch-unruhigen, fast schon wilden Touch, der zum künstlerischen Wirken der Band bestens passt.
Fazit: Jim Jarmusch ehrt seine Lieblingsband The Stooges mit dem dramaturgisch konventionellen und naturgemäß etwas einseitigen, aber dennoch mitreißenden Dokumentarfilm „Gimme Danger“.
Wir haben „Gimme Danger“ im Rahmen der 69. Filmfestspiele von Cannes gesehen, wo der Film außer Konkurrenz gezeigt wurde.