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    Im Auge des Hurrikans
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Im Auge des Hurrikans
    Von Christoph Petersen

    Während der Promo-Tour zu seinem Unwetter-Actionfilm „The Hurricane Heist“ hat Regisseur Rob Cohen in einem Interview gesagt, dass er es gut fände, wenn er den allerletzten Teil der „Fast & Furious“-Hauptreihe inszenieren dürfte – schließlich hätte er das ganze Franchise 2001 als Regisseur von „The Fast And The Furious“ ja auch überhaupt erst ins Rollen gebracht. Wenn man um diese Ambition des actionerfahrenen Filmemachers („xXx – Triple X“, „Stealth“, „Die Mumie – Grabmal des Drachenkaisers“) weiß, dann kommt man beim Anschauen von „The Hurricane Heist“ allerdings kaum darum herum, in der „nur“ 35 Millionen Dollar teuren Independent-Produktion ein einziges langes Bewerbungsschreiben für den erwähnten „Fast & Furious“-Regieposten zu sehen.

    Cohen liefert hier genau die Art von absurder Over-the-Top-(CGI)-Action, für die die neueren Teile des Auto-Franchise berüchtigt sind – das Finale, in dem drei Sattelschlepper vor dem herannahenden Hurrikane davonfahren, könnte sogar fast eins-zu-eins auch aus einem „Fast & Furious“-Film stammen. Nur macht „The Hurricane Heist“ leider nicht annähernd so viel Spaß wie die locker fünf Mal so teure Konkurrenz – und auch an den US-amerikanischen Kinokassen hat er bereits schweren Schiffbruch erlitten. Und so muss Cohen befürchten, dass seine Bewerbung beim für die „Fast & Furious“-Reihe verantwortlich zeichnenden Hollywoodstudio Universal Pictures direkt in den Papierkorb wandern wird.

    Eine Gruppe von Hackern und Gangstern will einen nahenden Hurrikan der Stufe 5 nutzen, um eine schwerbewachte staatliche Einrichtung des US-Finanzministeriums zu überfallen, in der aussortierte Geldscheine im Wert von 600 Millionen Dollar darauf warten, zu Altpapier zerschreddert zu werden. Aber da haben die bösen Jungs die Rechnung ohne die topmotivierte Bundesbeamtin Casey (Maggie Grace, „96 Hours“), den in seinem wetterfesten Sturmmobil herumfahrenden Hurrikan-Experten Will (Toby Kebbell) und seinen Mechaniker-Bruder Breeze (Ryan Kwanten) gemacht. Gerade Will und Breeze haben mit dem Mega-Hurrikan nämlich noch ein Hühnchen zu rupfen, nachdem ihr Vater vor 25 Jahren vor ihren Augen von einem ebensolchen Jahrhundertsturm getötet wurde…

    Ja, die Story ist so doof, wie die Synopsis sich anhört. Zudem weiß man bei jeder Figur von der ersten Sekunde an, ob sie ein Verräter ist oder nicht. Das ist genauso wenig subtil wie die Motivation der Helden – die Brüder haben ihren Vater an einen Hurrikan verloren, Casey hat bei einem Militäreinsatz in Utah eine tödliche falsche Entscheidung getroffen und will ihren Ruf wiederherstellen. Aber ganz ehrlich: Eigentlich ist man doch froh, dass sich Rob Cohen und seine Drehbuchautoren Jeff Dixon und Scott Windhauser (schreibt als nächstes „Tsunami LA“, kein Scherz) nicht allzu lange mit solchen Nebensächlichkeiten aufhalten. Der Film heißt schließlich „The Hurricane Heist“ – und da erwartet man einen Hurrikan und einen Heist, fertig!

    Und tatsächlich bereitet der Film immer dann Vergnügen, wenn das Trash-Versprechen seines Titels möglichst radikal-wahnsinnig eingelöst wird, etwa als Will einen ganzen Satz Radkappen in die Böen des Hurrikans wirft und sie wie eine Art überdimensionierte Ninjasterne gegen seine Widersacher einsetzt. Auch der (Unterdruck-)Plan, den Will und Casey bei einer Geiselübergabe in einem Kaufhaus aushecken, dürfte als einer der physikalisch, logisch und ganz allgemein schwachsinnigsten Pläne der Filmgeschichte in die Annalen eingehen – und genau deshalb macht er Spaß. Aber insgesamt sind solche Momente purer Absurdität einfach viel zu selten.

    Denn die Szenen, in denen „The Hurricane Heist“ als „normaler“ Katastrophen-Actionfilm überzeugen soll, zünden einfach nicht. Die Figuren bleiben zudem allesamt blass, allenfalls Toby Kebbell (Koba aus den „Planet der Affen“-Filmen) lässt hier und da mal vereinzelt ein gewisses Leading-Man-Talent durchscheinen, aber für einen ganzen Film reicht das einfach nicht. Und auch wenn man zugeben muss, dass die CGI-Effekte für eine 35-Millionen-Dollar-Produktion echt nicht schlecht aussehen, muss man zugleich aber eben auch sagen, dass einem das als Zuschauer ja herzlich egal sein kann. Schließlich zahlt man für das Kinoticket oder die Blu-ray eines viel besser aussehenden 150-Millionen-Katastrophen-Augenschmauses auch nicht mehr.

    Fazit: Viel Regen, (zu) wenig Spaß.

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