Für einen Heimkino-Actioner mit einem geschätzten Budget von sechs Millionen Dollar legt R. Ellis Fraziers „Larceny“ überraschend ambitioniert los: Während der auf professioneller Dieb umgesattelte Ex-Agent Jack (Dolph Lundgren) mit seinem Team in einer mexikanischen Kneipe den Handlanger eines Drogenbarons ausraubt, verhandeln der DEA-Obermacker Price (Corbin Bernsen) und der konservative Senator Tom Pumple (Louis Mandylor) in San Diego über das Handling der Drogenkrise und die Finanzierung der neuen Mauer an der Grenze zu Mexiko. Aber natürlich ist „Larceny“ deshalb noch lange kein zweiter „Traffic“, in dem aus verschiedenen persönlichen, politischen und gesellschaftlichen Perspektiven die wahren Interessen hinter der Drogenpolitik und dem Mauerbau freigelegt werden. Stattdessen verengt sich die Handlung schnell auf einen minimalistischen 08/15-Plot, zu dem man auch ganz ohne den Umweg über Donald Trumps „Make America Great Again“-Parolen hätte kommen können: Jack und seine drei Partner (ein Technik-Nerd mit Herz, ein dümmlich dreinschauender Muskelprotz und eine Brünette in knappen Shorts) wollen den Tresor in einem besonders harten mexikanischen Knast mit dem Spitznamen The Cage ausräumen.
Okay, also doch nur ein typischer Direct-to-DVD-Reißer. Aber schadet ja erst mal nichts, zumal wenn Dolph Lundgren („Rocky IV“, „Universal Soldier“, „The Expendables“) mitspielt, denn die schwedische Haudrauf-Ikone sehen wir uns in solchen Filmen 1.000 Mal lieber an als seinen inzwischen nur noch peinlichen Kollegen Steven Seagal („Contract To Kill“, „Code Of Honor“). Lundgrens kommender Splatter-Horror „The Demon Hunter“ ist sogar richtig gut, während wir mit „Kindergarten Cop 2“ und „Shark Lake“ auch nichts anfangen konnten. „Larceny“ fällt nun leider eindeutig in die zweite Kategorie – denn letztendlich wirkt die Knastrevolte vor allem eins: unfassbar billig. The Cage soll eines der härtesten, größten und bestbewachten Gefängnisse in Mexiko sein, aber im Film wirkt das alles so, als würden da nur etwa 20 Insassen gelangweilt in irgendeiner Lagerhalle herumsitzen und die meiste Zeit Däumchen drehen.
Der Ablauf des Heists ist sogar noch lächerlicher: Jacks Techniker-Sidekick Oscar (David Fernandez Jr.) leitet ein Gas in das Innere, das aus irgendeinem Grund zwar alle Wachen ausknockt, aber keinen der Gefangenen. Zudem wird nur wenige Sekunden nach dem Umfallen der Wärter tatsächlich exakt dieser Satz gesprochen: „Ihr könnt jetzt eure Masken abnehmen, das Gas ist nicht mehr gefährlich.“ Übertroffen wird das in Sachen Lieblosigkeit nur noch von Oscars erbärmlichen Versuchen, den Tresor mit einem Schweißgerät zu öffnen – er stellt das Gerät mitunter nicht mal auf „Schweißen“ um, sondern hält einfach die offene Flamme an die angeblich so superhart zu knackende Stahltür. Da hätte er auch gleich ein handelsübliches Feuerzeug nehmen können. Leider gilt für die überraschend rar gesäten Actionszenen ein ähnlicher Befund: Auf der einen Seite ist es erfreulich, dass das mangelnde Budget nicht einfach mit viel zu hektischen Schnitten kaschiert wird, aber andererseits ist es natürlich doof, wenn man nun auf den ersten Blick erkennt, dass das nötige Kleingeld einfach nicht zur Verfügung stand. Die Shootouts und Schlägereien muten so letztendlich ähnlich amateurhaft an wie das Spiel der meisten Darsteller – nur Lundgren selbst reißt halt trocken seinen Stiefel runter, während Louis Mandylor als wunderbar schleimiger Republikaner einem Heimkino-Trashfest angemessen über die Stränge schlägt.
Fazit: Dolph Lundgren ist okay, der Rest wirkt einfach zu billig und lustlos, um Laune zu machen. Selbst überzeugte Lundgren-Fans dürfen diesen Eintrag in seiner Filmografie ruhigen Gewissens überspringen – er dreht ja eh im Schnitt etwa sechs Filme im Jahr, da spielt einer mehr oder weniger keine große Rolle mehr.