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    The Babysitter
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    The Babysitter
    Von Christian Fußy

    Das Babysitten zählt im Horrorfilm zu den gefährlichsten Beschäftigungen der Welt: Eine hübsche Kinderhüterin zieht nicht nur aus der Psychiatrie ausgebrochene Axtmörder an wie ein Magnet, manchmal entpuppen sich auch die zu beaufsichtigenden Jungs und Mädchen als mörderische Satansbraten. Regisseur McG („3 Engel für Charlie“) dreht in der Horrorkomödie „The Babysitter“ den Spieß um: Hier wird nämlich die Aufsichtsperson selbst zum satanischen Killer. Der Netflix-Film steht im Zeichen der 80er Jahre und spielt wie seine Vorbilder „Halloween“, „Bloody Birthday“ und „Nightmare - Mörderische Träume“ in der amerikanischen Vorstadt. Allerdings kommen Horrorfans bei „The Babysitter“ genauso wenig auf ihre Kosten wie Komödienfreunde: Die Gore-Effekte sind zu zahm, zu gewöhnlich und zu spärlich gesät, während die Gags zwar sehr zahlreich sind, aber dafür großenteils peinlich und unlustig ausfallen.

    Der zwölfjährige Cole (Judah Lewis, „Demolition – Lieben und Leben“) hat Angst vor allem. Wegen seiner Paranoia halten ihn nicht nur seine Mitschüler für ein Weichei, auch er selbst schämt sich für seine verletzliche Natur. Babysitterin Bee (Samara Weaving) scheint der einzige Lichtblick in seiner von Schulhofschlägern, Nadeln und Spinnen geprägten Existenz zu sein. Mit der coolen Blondine kann Cole über alles reden. Als seine Eltern (Leslie Bibb und Ken Marino) übers Wochenende verreisen und ihn mit Bee allein im Haus zurücklassen, geht für den Hänfling glatt ein Traum in Erfüllung. Den ganzen Tag schwimmen die beiden im Pool, diskutieren über „Star Trek“ und sehen sich im Garten alte Filme an. Am Abend schickt Bee ihren minderjährigen Verehrer schlafen und lädt ein paar Freunde (Bella Thorne, Robbie Amell, Hana Mae Lee, Andrew Bachelor) ins Haus ein. Weil der verliebte Cole wissen will, was sein Schwarm so treibt, nachdem er ins Bett gegangen ist, beobachtet er die Erwachsenen heimlich – und wird Zeuge eines Ritualmordes. Mit Entsetzen erkennt der Junge, dass es sich bei Bee und ihren Vertrauten um mordlüsterne Satanisten handelt, die es auf sein Blut abgesehen haben...

    In „The Babysitter“ werden am laufenden Band pubertäre Fantasien bedient: Wenn sich Samara Weaving („Ash Vs. Evil Dead“) zur Musik von Joan Jett im Bikini räkelt oder sie Bella Thorne lüstern im Gesicht herumschleckt, fängt die Kamera von Regisseur McG das natürlich in Slow Motion ein. Wer das andere Geschlecht bevorzugt, hat im Gegenzug genügend Zeit, sich an Robbie Amells („The Flash“) Brust- und Bauchmuskulatur sattzusehen, da dieser den halben Film vollkommen grundlos mit nacktem Oberkörper herumläuft. Das ist zwar weder besonders clever, noch sonderlich progressiv, trotzdem kann man die betont plumpe Art und Weise, in der diese Szenen in den Film eingebaut sind, durchaus für ein ironisches Augenzwinkern halten. Das fällt an anderer Stelle deutlich schwerer: So sind die weiblichen Figuren bei den lebensgefährlichen Auseinandersetzungen mit Cole, bei denen die ein oder andere auch mal ein Körperteil verliert, ausschließlich um die Unversehrtheit ihrer Brüste und Fingernägel besorgt. Einmal deklariert Bella Thornes Figur sogar allen Ernstes, ihr Leben wäre ohne ihren Busen vollkommen wertlos. In solchen Momenten werden nicht Klischees entlarvt, sondern schlicht Personen denunziert.

    Bei den Gags in der Horrorkomödie handelt es sich fast ausschließlich um peinliche Sex-Witzchen, von denen kaum einer zünden will. Wenn sich die Filmemacher stattdessen an ethnischem Humor versuchen, sinkt das Niveau traurigerweise sogar noch etwas tiefer: Der schwarze Satanist John vereint so ziemlich jedes Filmklischee über Afroamerikaner, das seit den 80ern existiert, in seiner Person und erinnert das Publikum gefühlt alle 20 Sekunden zusätzlich verbal an die Farbe seiner Haut. Außerdem sagt er gerne „Daaaaamn“ und benutzt in Gesprächen immer wieder pseudo-provokant das eine Wort mit N. In diesen Szenen scheint „The Babysitter“ aus einer Zeit zu stammen, die eigentlich längst überwunden sein sollte. Inmitten all dieser Humor-Blindgänger ist Samara Weaving die einzige, die ihren Dialogen etwas Glaubwürdigkeit und Charme abringen kann. Unglücklicherweise wird ihre Figur in der zweiten Hälfte des Films zur stoischen, emotionslosen Killerin degradiert.

    Fazit: „The Babysitter“ ist weder für Horror- noch für Comedyfans empfehlenswert. Die Dialoge sind oft zum Fremdschämen und Samara Weaving macht in der Hauptrolle zwar einen guten Eindruck, wird vom Drehbuch aber sträflich im Stich gelassen – da helfen auch ein paar nette Splattereffekte nichts.

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