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    Bad Boys 4: Ride Or Die
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Bad Boys 4: Ride Or Die

    Der (vielleicht) unsterbliche Martin Lawrence stiehlt allen die Show

    Von Christoph Petersen

    Seit dem Kinostart von „Bad Boys For Life“ vor vier Jahren ist eine Menge passiert. Die Karriere von Will Smith bekam einen Dämpfer, nachdem er seinem Kollegen Chris Rock bei der Oscarverleihung 2022 vor einem Millionenpublikum eine Ohrfeige verpasst hatte. Und das belgische Regieduo Adil El Arbi und Bilall Fallah erlitt einen der schwersten Niederschläge, die man sich im Filmgeschäft überhaupt nur vorstellen kann: Ihre fast fertige 90-Millionen-Dollar-Produktion „Batgirl“ wurde vom Studio Warner Bros. unveröffentlicht in die Tonne gekloppt, um das Budget stattdessen steuerlich abschreiben zu können. Aber Fans der Reihe brauchen sich trotzdem keine Sorgen machen: Die Bad Boys selbst sind auch im vierten Anlauf ganz die Alten geblieben!

    In Cop-Thrillern der Achtziger und Neunziger war es üblich, dass man in den allermeisten Fällen schon nach den eingeblendeten Namen im Vorspann wusste, wer sich am Ende als Maulwurf herausstellen wird. Und das ist nun auch bei „Bad Boys 4: Ride Or Die“ nicht anders. Die Verschwörungs-Story taugt gerade so, um die eingestreuten Actionszenen und vor allem die humorigen Scharmützel zwischen den beiden Stars zusammenzuhalten. Das Ergebnis sind vornehmlich nostalgische Retro-Vibes – wobei sich Will Smith diesmal sogar spürbar zurückhält, um dem nach einer Nahtoderfahrung seiner Figur mächtig aufdrehenden Martin Lawrence noch mehr Raum zum Glänzen zu geben.

    Auch 29 Jahre nach dem ersten „Bad Boys“-Teil ist die Chemie zwischen Will Smith und Martin Lawrence noch immer famos. Sony Pictures
    Auch 29 Jahre nach dem ersten „Bad Boys“-Teil ist die Chemie zwischen Will Smith und Martin Lawrence noch immer famos.

    „Ride Or Die“ schließt zumindest, was die Figurenkonstellationen angeht, relativ nahtlos an die Geschehnisse aus „Bad Boys For Life“ an (es schadet also nicht, sich vor dem Kinobesuch noch mal die Inhaltsangabe des Vorgängers durchzulesen): Als Captain Conrad Howard (Joe Pantoliano) posthum beschuldigt wird, jahrelang als Maulwurf für die Drogenkartelle tätig gewesen zu sein, ist für Mike Lowrey (Will Smith) und Marcus Burnett (Martin Lawrence) klar, dass ihrem ermordeten Mentor etwas untergeschoben werden soll. Aber bei ihren Ermittlungen geraten die Cops schnell selbst ins Visier der wahren Bösewichte.

    Auf der Flucht vor den Polizeibehörden und den Kartellschergen müssen sich die Bad Boys sogar mit Mikes im Hochsicherheitstrakt einsitzendem Sohn Armando Aretas (Jacob Scipio) zusammentun. Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie: Schließlich war es Armando, der Captain Howard erschossen hat – und nun hilft ausgerechnet er dabei, die beschmutzte Ehre des Ermordeten wiederherzustellen. Howards als U.S. Marshall tätige Tochter Judy (Rhea Seehorn) ist deshalb auch alles andere als begeistert von der Aktion – und setzt mit ihrem Team alles daran, das flüchtige Trio dingfest zu machen…

    Ich kann nicht sterben!

    Als er auf der Hochzeit von Mike und Christine (Melanie Liburd) eine Herzattacke erleidet, hat Marcus eine Nahtoderfahrung, bei der er sich an einem Strand mit Papagei wiederfindet – und in der ihm eine geheimnisvolle Stimme verkündet, dass seine Zeit noch nicht gekommen sei. Nach seinem Erwachen im Krankenhaus ist er deshalb der felsenfesten Überzeugung, dass er selbst dann nicht sterben kann, wenn er es darauf anlegt. Um es seinem ungläubigen Partner zu beweisen, tanzt er sogar rückwärts über einen besonders stark befahrenen Highway. Lawrence („Der Diamantencop“) serviert das alles mit einer grandios-trockenen Selbstverständlichkeit, die die pure Absurdität seiner Aussagen perfekt konterkariert. Erst recht, als er seinem Partner mit hundertprozentiger Ernsthaftigkeit offenbart, dass Mike in einem früheren Leben ein störrischer Esel gewesen und seine Seele die eines penislosen Babys sei.

    Der Szenen-stehlende Lawrence hat offensichtlich mächtig Laune, wenn er etwa nach einem Herzanfall-bedingten Süßigkeiten-Verbot in Zeitlupe und zur tiefen Stimme von Barry Manilow nach herabfallenden Jelly Beans schnappt. Smith hingegen fischt diesmal weniger nach Lachern als nach Emotionen – nur ist die „Bad Boys“-Reihe dafür nicht unbedingt der beste Ort: Weder das Porträt von Mikes posttraumatischen Panikattacken noch seine zwiegespaltene Beziehung zu seinem Sohn, an dessen Mörder-Vergangenheit er sich ein Stück weit selbst die Schuld gibt, wirken sonderlich stimmig. Aber das gilt eigentlich für den gesamten Verschwörungs-Plot, der ohnehin nur Mittel zum Zweck bleibt und zudem von Anfang an komplett vorhersehbar ist.

    Mit 55 und 59 Jahren sind Will Smith und Martin Lawrence auch nicht mehr die Jüngsten. In „Bad Boys 4“ überlassen sie die Action deshalb oft der nächsten Generation. Sony Pictures
    Mit 55 und 59 Jahren sind Will Smith und Martin Lawrence auch nicht mehr die Jüngsten. In „Bad Boys 4“ überlassen sie die Action deshalb oft der nächsten Generation.

    Die Action ist mit dem Abschied von Zerstörungs-Maestro Michael Bay bereits im Vorgänger eine Nummer kleiner als in den ersten beiden Teilen ausgefallen – und in „Bad Boys 4“ überlassen Smith und Lawrence die allzu bewegungsintensiven Szenen endgültig den jüngeren Cast-Mitgliedern: Zwei der drei auffälligsten Action-Sequenzen sind eine Gefängnishof-Massenschlägerei mit Jacob Scipio („The Expendables 4“) und ein Shootout auf engstem Raum, bei dem Marcus‘ Sohn Reggie (Dennis Greene), inzwischen ein US-Marines-Veteran, eindrucksvoll einen auf John Wick macht – und an beiden Szenen sind die Bad Boys selbst gar nicht beteiligt.

    Mike und Marcus drehen stattdessen erst am Schluss so richtig auf – wobei das explosive Finale allein schon aufgrund seines Schauplatzes überzeugt: ein Bayou-Freizeitpark mit einem gigantischen Albino-Alligator als spektakulärer Hauptattraktion (und ja, Marcus glaubt selbst Angesicht zu Angesicht mit dem Zwölf-Meter-Ungetüm noch immer an seine Unsterblichkeit)! In Anbetracht seiner trockenhumorigen „Ride Or Die“-Performance ist es trotz Aussetzern wie „Big Mama’s Haus 2“ eben doch irgendwie ziemlich schade, dass Lawrence außerhalb der „Bad Boys“-Blockbuster kaum noch in Filmen zu sehen ist.

    Fazit: Die Action überlassen Will Smith und Martin Lawrence inzwischen vornehmlich der jüngeren Generation. Aber die Chemie zwischen den nicht mehr ganz so bösen Jungs stimmt noch immer – und das war schließlich von Anfang an die wichtigste Zutat der „Bad Boys“-Reihe!

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