Der neue Film von Lasse Hallström („Hachiko“, „Mein Leben als Hund“) startet unter denkbar ungünstigen Vorzeichen. Nachdem ein Video auftauchte, das einen Blick auf die offenkundig tierunfreundlichen Drehmethoden am Set von „Bailey – Ein Freund fürs Leben“ freigab, wurde in den USA prompt die Premiere gecancelt. PETA rief zum Boykott auf und die aufsichtspflichtige Betreuerin der Hunde wurde vorübergehend beurlaubt, während das Studio sich darauf berief, dass die Aufnahmen des ins Wasser gestoßenen und anschließend fast ertrunkenen Filmhundes Herkules aus dem Zusammenhang gerissen und durch Schnitte verfälscht worden seien. Wie genau es hinter den Kulissen von „Bailey“ tatsächlich zuging, können wir nicht beurteilen. Fakt ist allerdings, dass ein fader Beigeschmack bleibt, wenn im Abspann des Films wie üblich „No Animals Were Harmed“ eingeblendet wird. Gerade im Fall von „Bailey“ ist das besonders schade. Denn die auf dem gleichnamigen Roman von W. Bruce Cameron basierende Geschichte über einen mehrmals wiedergeborenen Golden Retriever ist in erster Linie eine Liebeserklärung an das Haustier Hund und eine Ode an die freundschaftliche Beziehung zwischen Mensch und Vierbeiner. Lasse Hallström und seine fünf Drehbuchautoren kommen dabei nicht ganz ohne plakative Kalendersprüche aus, zudem ist die Handlung mitunter arg konstruiert. Aber wer sich drauf einlässt, der wird seinen eigenen Hund nach dem Film einfach mal wieder ganz fest drücken - und wer noch keinen hat, wird sich am liebsten einen anschaffen wollen.
In seinem ersten Leben wird Hundewelpe Bailey (Stimme im Original: Josh Gad/deutsche Stimme: Florian David Fitz) nur wenige Tage alt, doch beim zweiten Mal hat er mehr Glück. Der Golden Retriever büxt aus dem Käfig seines Züchters aus und landet er über Umwege in den Armen des achtjährigen Ethan (hat sichtlich Spaß: Bryce Gheisar), der ihn sofort ins Herz schließt. Der Junge kann seine Eltern überzeugen, dass er den tapsigen Gesellen behalten darf und so wachsen Ethan und sein neuer bester Freund wohlbehütet Seite an Seite auf. Doch dann gibt es eine dramatische Wende in ihrem Leben: Ethan (als Teenie: K.J. Apa) kehrt seiner Freundin Hannah (charmant: Britt Robertson), seiner Familie und Bailey den Rücken, um in der Ferne zu studieren. Als er zurückkommt, ist der Hund tot. Für den Vierbeiner beginnt wenig später ein neues Leben als Polizeihund sowie als Seelentröster einer einsamen Studentin. Aber er lernt auch die Schattenseiten eines Hundedaseins kennen und nimmt sich schließlich vor, zu seinem Ethan (jetzt: Dennis Quaid) zurückzufinden…
Mit ihrer sehr sprunghaften Erzählweise machen es die Filmemacher dem Zuschauer anfangs gar nicht so leicht, dem vierbeinigen Protagonisten nahezukommen. Nach nicht einmal fünf Minuten Laufzeit wird der von Hundefängern exekutierte Welpe im Retriever-Körper wiedergeboren und die eigentliche Geschichte beginnt. Aber schon nach einer guten halben Stunde gibt es einen weiteren harten Einschnitt: Es geht hier nicht um ein einziges Hundeleben, sondern gleich um fast ein halbes Dutzend, denn der Titelheld wird satte vier Mal wiedergeboren! Nur die Voice-Over-Arbeit des hörbar engagierten Florian David Fitz („Willkommen bei den Hartmanns“) sorgt für Kontinuität zwischen den Episoden und erinnert daran, dass wir es die ganze Zeit mit ein und derselben Hundeseele zu tun haben. Das ständig wechselnde menschliche Umfeld des tierischen Helden bleibt stets skizzenhaft, da fällt das Mitfiebern nicht ganz leicht. Für die jüngsten Zuschauer mag es zudem eine Überforderung bedeuten, dass sie sich hier alle paar Minuten erneut von ihrem Liebling verabschieden müssen. Zwar gibt es mit der Beziehung zwischen Bailey und dem älter werdenden Ethan auch über die verschiedenen Hundeexistenzen hinweg so etwas wie einen roten Faden, aber zusammengehalten wird „Bailey – Ein Freund fürs Leben“ eher noch durch die Suche des Vierbeiners nach dem Sinn des Lebens (was auch der Originaltitel „A Dog’s Purpose“ unterstreicht).
Tiefschürfende Lebensweisheiten hat der Film trotz des philosophischen Anstrichs nicht zu bieten, aber insbesondere Hundebesitzern und –freunden dürfte das egal sein. Denn Lasse Hallström ist bekanntlich ein hervorragender Beobachter und zeigt uns die berührenden Kleinigkeiten im Zusammenleben zwischen Mensch und Hund. Dabei macht er sichtbar, weshalb die Freundschaften zwischen Hundebesitzern und ihren Tieren manchmal enger sind als die zu anderen Menschen. Besonders einprägsam gerät das, wenn Hallström direkt die aus der Sicht Baileys erzählt: Einmal kommentiert der Hund etwa, dass sich Ethans Vater immer dann so aggressiv verhalte, wenn er „so rieche“ - das ist eine kindlich-naive Analyse eines anklingenden Alkoholproblems. Ein wenig kitschiger sind Baileys Einsätze als Amor – hier ist das Wohlwollen des Publikums gefragt. Zwar bemüht sich Lasse Hallström, seiner Geschichte einen möglichst überzeugenden Realitätsbezug zu verleihen, doch hier und da ist dann doch einfach alles zu schön, um wahr zu sein. Passend dazu taucht sein Stamm-Kameramann Terry Stacey („Lachsfischen im Jemen“) den Film in postkartentaugliche Bilder: Fast immer scheint die Sonne und es regnet nur, wenn auch die Stimmung entsprechend gedrückt ist.
Fazit: „Bailey – Ein Freund fürs Leben“ ist eine kitschig-seichte, aber über weite Strecken doch rührende Geschichte – insbesondere für Hundeliebhaber.