Der Titel sagt alles – jetzt gibt‘s Fratzengeballer! Im Kinodebüt des TV-Regisseurs Richie Keen („It's Always Sunny in Philadelphia“) fordert ein von Ice Cube gespielter Highschool-Lehrer seinen Kollegen Charlie Day zur Klopperei nach Schulschluss. Wie Gary Cooper im Westernklassiker „12 Uhr mittags“ zählt der vermeintlich haushoch unterlegene Day die Stunden bis zum Showdown runter und versucht erfolglos, Hilfe zu organisieren. Der Weg bis zum Faustkampf ist gesäumt von Slapstick-Einlagen und allerlei grobem (Gag)-Geplänkel, während ein dünner roter Faden die Story notdürftig zusammenhält. Dass die Komödie „Fist Fight“ dramaturgisches Stückwerk bleibt, fällt unterdessen weniger stark ins Gewicht als ein anderes Versäumnis: Das komödiantische Potential des Hauptdarstellerduos wird nicht annähernd ausgeschöpft.
Kein Lehrer an der Highschool greift härter durch als Ron Strickland (Ice Cube) – und darauf ist das Raubein stolz. Am letzten Tag vor den Ferien treiben ihn die traditionellen Schülerstreiche dermaßen zur Weißglut, dass der Geschichtslehrer den Tisch eines Schutzbefohlenen mit einer Feueraxt zerschmettert. Erst deckt der sanfte Englischlehrer Andy Campbell (Charlie Day) seinen Kollegen bei der Standpauke des Direktoren Tyler (Dean Norris). Als aber sein eigener Stuhl wackelt, verpetzt er Strickland, was diesen den Job kostet. Althergebracht männlich fordert der Geschasste Genugtuung in Form eines zünftigen Faustkampfs: Um 15 Uhr am Nachmittag sollen auf dem Schulhof die Fetzen fliegen. Campbell würde sich am liebsten drücken und setzt dafür alle Hebel in Bewegung, doch bald fiebert die komplette Highschool dem Event entgegen.
Im Zwist der Comedians Charlie Day („The Lego Movie“, „Kill The Boss“) und Ice Cube („Straight Outta Compton“, „Barbershop: The Next Cut“) steht lange Zeit der vermeintliche Schwächling im Rampenlicht. Während der dominante Strickland nach seiner Kampfansage finster aus dem Hintergrund droht und von der verdorbenen Französischlehrerin Ms. Monet (Christina Hendricks, „Mad Men“) angestachelt wird, setzt der gebeutelte Hasenfuß Campbell wirklich alles daran, der Schlägerei zu entgehen: Vom Vieraugengespräch über eine Mediation mit der Kollegin Holly (Jillian Bell, „Brautalarm“) bis hin zum Versuch, dem Kontrahenten Drogenkonsum anzuhängen, lässt er kaum etwas aus, um den Kopf noch aus der Schlinge zu ziehen. Die Ironie daran: Gerade als der Rüpel auf den Fight verzichten will, bringt ihn Campbells wilder Aktionismus erneut auf die Palme.
Thematisch hat „Fist Fight“ wenig Fleisch auf den Rippen und auch die Figuren geben nicht viel her. Da geht es ein bisschen um strauchelnde (Pseudo-)Männlichkeit, ein bisschen um Gewalt an der Schule und um fatale Budgetkürzungen im Bildungssektor. Eigentlich steht aber der Spaß am puren Unsinn im Mittelpunkt, wenn etwa plötzlich ein Pferd durch die Schulgänge galoppiert (mit Campbell im Schlepptau). Im absurden Slapstick-Chaos, in dem allerdings auch nur etwa jede dritte Pointe zündet, können die Darsteller ihr spezielles Charisma kaum entfalten. Mehr als böse starren muss Ice Cube selten, und Charlie Day zappelt wie ein hektisches Kaninchen durch den Plot. Akzente setzt letztlich vor allem Jillian Bell, die als frivole Lehrerin vom Sex mit einem Schüler phantasiert…
Immerhin: Wenn es endlich zum titelgebenden Faustkampf kommt, langt Regisseur Richie Keen ordentlich zu und sorgt für schlagkräftige Unterhaltung. Charlie Day und Ice Cube dreschen gnadenlos aufeinander ein und fügen sich unter anderem mit einem Feuerlöscher herbe Verletzungen zu. Die größte denkbare Blamage in diesem Film ist es, ein „Feigling“ zu sein, aber irgendwann lässt sich auch Campbell nicht mehr alles bieten – was unter anderem zu einem typisch unflätigen Diss-Rapp ausgerechnet bei einem Schulkonzert der kleinen Tochter führt: Auch die verbalen Lektionen fallen in diesem rabiaten Film ziemlich derbe aus.
Fazit: „Fist Fight“ ist eine grobgezimmerte Komödie mit einigen schlagkräftigen Pointen und viel ungenutztem Potenzial.