Der Anblick, der sich der Reinigungsfrau Winifred Chapman am Morgen des 9. August 1969 hinter der Tür des Cielo Drive Nr. 10050 in Los Angeles geboten hat, muss grausam gewesen sein: In der Nacht hatte der sektenähnlich organisierte Clan von Charles Manson die hochschwangere Schauspielerin Sharon Tate und ihre drei Gäste sowie einen weiteren Mann auf brutale Weise getötet. Regisseur John R. Leonetti („Annabelle“, „Butterfly Effect 2“) lehnt seinen neuesten Horrorstreich „Wolves At The Door“ lose an dieses berühmte Verbrechen an. Herausgekommen ist ein schaler Horrothriller, bei dem sich die Macher zu sehr auf einen vermeintlichen „Based on a true story“-Bonus verlassen und keine rechte Spannung aufkommt.
Wir schreiben das Jahr 1969, der Sommer der Liebe liegt in seinen letzten Zügen: Die vier Freunde Sharon (Katie Cassidy), Abigail (Elizabeth Henstridge), Jay (Miles Fisher) und Wojciech (Adam Campbell) treffen sich, um Abigails Abschied zu feiern. Nach dem Restaurantbesuch fahren sie in die Hollywood Hills zum prunkvollen Haus der hochschwangeren Sharon und feiern weiter. Im Gästehaus der Villa hängen derweil der kiffende Hippie William (Spencer Daniels) und sein Kumpel Steven (Lucas Adams) herum und hören Musik. Während sich Jay genüsslich volllaufen lässt und Woiciech Abigail seine Liebe gesteht, verschaffen sich vier Unbekannte Zugang zum Anwesen...
Der Mythos um Charles Manson ist bis heute ungebrochen. Seit 48 Jahren sitzt der ehemalige Sektenführer hinter Gittern, der seinen Anhängern in Anlehnung an den gleichnamigen Beatles-Song vom „Helter Skelter“ (gemeint ist die Apokalypse) predigte. Als diabolische Ikone ist Manson zu einem festen Teil der Popkultur avanciert, wovon nicht nur der Künstlername eines berühmten Goth-Musikers zeugt. Genau an diesem Punkt setzt John R. Leonetti den erzählerischen Hebel an und nimmt sich mit den Tate-Morden einen schlagzeilenträchtigen „Höhepunkt“ aus der Akte der Manson Family vor, die in der Woche nach jenem Blutbad in Roman Polanskis Haus von der Polizei geschnappt wurde.
Die kulturelle und politische Dimension seines Stoffes scheint den Regisseur allerdings herzlich wenig zu interessieren, er spult in sportlichen 73 Minuten lediglich ein einfallsloses Home-Invasion-Szenario herunter und scheint sich auf den Mythos der historischen Grausamkeit verlassen zu wollen: Mit Texteinblendungen zu Beginn und Originalaufnahmen von Manson und seinen Schergen am Ende setzt er die Handlung in einen geschichtlichen Kontext, aber auch diese Klammer gibt dem belanglosen und austauschbaren Treiben im Hauptteil keine tiefere Bedeutung. Der besteht aus bedeutungsschwangeren Szenen (Zitat Sharon, als noch alles in Ordnung ist: „Aber du weißt wie das ist: Es gibt Leute, die tauchen einfach so auf...“), bevölkert von schablonenhaften Figuren und viel Luft um nichts.
Immer wieder vertut Leonetti die Zeit mit Effekthascherei und willkürlichem Bangemachen, eine erzählerische Logik ist dabei kaum zu erkennen und besonders wirkungsvoll fallen die meisten dieser Szenen auch nicht aus – im Gegenteil: Wenn die vier Ozzy-Osbourne-Verschnitte im und um das Haus herumschlurfen, vermeintlich angsteinflößend an Fenster klopfen oder Küchengeräte einschalten, hat das mit glaubhaftem Erzählen nicht mehr viel zu tun (ganz unabhängig von den historischen Fakten). Wo es um Hörigkeit, Gruppendynamik und niederschmetternde Grausamkeit gehen könnte und sollte, lugt hier höchstens einmal unfreiwillige Komik hervor. Selbst von einer soliden Horror-Routine, die man von einem Genrespezialisten wie Leonetti, der zum Beispiel auch für die Kamera bei James Wans „Conjuring“ verantwortlich war, durchaus erwarten kann, sind wir meilenweit entfernt.
Fazit: In „Wolves At The Door“ wird ein diabolisches Kapitel menschlicher Grausamkeit als uninspiriertes Horrorsüppchen aufgekocht.