In Werwolffilmen geht es wie im Horrorgenre allgemein meist ganz zentral um fundamentale menschliche Sehnsüchte und Ängste, unter der oft blutigen Oberfläche werden Themen wie unterdrückte Sexualität, die Behandlung gesellschaftlicher Außenseiter und der fehlende Respekt vor der Natur behandelt. Das Ganze wird zuweilen anspruchsvoll verpackt wie in Michael Wadleighs Klassiker „Wolfen“ oder im dänischen Arthouse-Horror „When Animals Dream“, aber immer wieder steht auch einfach der Spaß im Vordergrund wie in Joe Dantes „The Howling - Das Tier“ von 1981 und in dessen ultratrashigem, aber extrem vergnüglichem Nachfolger „The Howling - Das Tier II“ von Philippe Mora. Regisseur Paul Hyett hat sich mit seinem britischen Genrebeitrag „Howl“ ganz eindeutig dieser letztgenannten Richtung verschrieben: Er ist nicht auf große Innovationen aus, sondern sorgt ganz einfach für richtig gute Werwolf-Unterhaltung.
Schon die Prämisse von „Howl“ ist so schlicht wie effektiv: Ein Zug voller leidlich sympathischer Durchschnittstypen hält ohne ersichtlichen Grund mitten in der Nacht in einer verlassenen waldigen Gegend an. Da der Zugführer verschwunden ist, übernimmt der schüchterne Schaffner Joe (Ed Speelers) äußerst widerwillig das Kommando: Die Figurenzeichnung ist insgesamt recht schablonenhaft, aber in dem Zugbegleiter, der eigentlich schon längst den Job wechseln wollte, da er nicht besonders durchsetzungsstark ist und sich generell bei der Kommunikation mit den Fahrgästen schwertut, hat man einen ungewöhnlichen Protagonisten für die folgende Werwolf-Extremsituation. Joe scheint alles andere als ein idealer Anführer zu sein, außerdem ist es wenig hilfreich, wenn den Gestrandeten plötzlich unschöne Erinnerungen an alte Begegnungen ins Gedächtnis zurückkehren oder wenn ein Ehemann seine vom Werwolf gebissene und damit unrettbar verlorene Frau hartnäckig gegen sämtliche Übergriffe verteidigt.
Neben diesen geschickt und mit einem Augenzwinkern eingefädelten Verwicklungen innerhalb des Figurengefüges bietet „Howl“ einen gelungenen Spannungsbogen und eine schöne Atmosphäre. Hier wird nicht viel Zeit mit überflüssigem Vorgeplänkel verschwendet: Es dauert nicht lang, bis im finsteren Wald das erste wolfsähnliche Geheul ertönt – das zugleich als Startsignal für die alsbald einsetzenden Attacken dient (die Leichenzahl ist am Ende durchaus beträchtlich). Ganz wie sein britischer Landsmann Brian O'Malley bei „Let Us Prey“ zeigt Regisseur Paul Hyett zudem ein sicheres Händchen für eine stilvolle Inszenierung: Der elegante grün-schwarze Look überzeugt, die gelungenen, anständig blutigen Effekte erfreuen den Fan und sogar das Styling der Werwölfe ist für eine kleine Überraschung gut.
Fazit: Der spannend-spaßige Werwolf-Reißer „Howl“ bietet zwar nicht viel Neues, aber trotzdem allemal sehenswerte Genre-Unterhaltung.