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    Rampage - Big Meets Bigger
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Rampage - Big Meets Bigger
    Von Antje Wessels

    Das Spielprinzip des Achtzigerjahre-Arcade-Klassikers „Rampage“ ist denkbar einfach: Darin übernimmt man die Kontrolle über ein Monster, wobei der Spieler die Wahl hat zwischen einem überdimensionierten Gorilla namens George, dem Werwolf Ralph und dem Dinosaurier Lizzie. Anschließend geht es in stolzen 766 Leveln ausschließlich darum, Großstädte zu Klump zu schlagen – je mehr kaputtgeht, desto mehr Punkte gibt es. Mit dieser simplen Prämisse avancierte „Rampage“ zum Spielhallen-Kult, der nicht bloß von James Cameron einen kurzen Cameo-Auftritt in „Terminator 2“ spendiert bekam, sondern auch noch vier Fortsetzungen erhielt, die für insgesamt 19 verschiedene Konsolen veröffentlicht wurden. Mit seinem Stammschauspieler Dwayne Johnson („Jumanji“, „Baywatch“) im Schlepptau hat sich nun „San Andreas“-Regisseur Brad Peyton die erzählerisch papierdünne Computerspiel-Vorlage vorgeknöpft, um aus ihr in seinem Action-Blockbuster „Rampage – Big Meets Bigger“ das größtmögliche Zerstörungs-Chaos herauszuquetschen.

    Im Vorfeld des Kinostarts hat nun aber erst einmal der inzwischen in Regie-Rente gegangene Trash-Filmer Uwe Boll („Far Cry“) für einige Chaos-Schlagzeilen gesorgt, als er sich mit einer für ihn typischen markanten Ausdrucksweise darum sorgte, dass Zuschauer die 120-Millionen-Dollar-Produktion eventuell mit seiner eigenen „Rampage“-Trilogie verwechseln könnten. Dabei bezeichnete Boll den Warner-Blockbuster unter anderem als „typischen Wohlfühl-Popcorn-Bullshit“ – und damit hat er sicher nicht ganz Unrecht. Peyton liefert mit seinem „Rampage“ ein klassisches Actionstar-Oneliner-Vehikel mit denkbar wenig Story-Ballast, das aber zumindest tricktechnisch ein solch starkes Niveau erreicht, dass die CGI-Zerstörungsorgie trotz diverser Logiklöcher und Katastrophenfilmklischees immer noch ordentlich Laune macht.

    Der Primatenforscher Davis Okoye (Dwayne Johnson) hat es nicht so mit Menschen. Stattdessen sucht er lieber den Kontakt zu Tieren, allen voran zu dem von ihm selbst aufgezogenen Albino-Gorilla George. Die beiden verbindet eine enge Freundschaft, die jedoch auf eine harte Probe gestellt wird, als der Affe mit einer mysteriösen Substanz in Berührung kommt. George entwickelt plötzlich außergewöhnliche Kräfte, wird immer aggressiver und wächst zu einem riesigen Ungetüm heran. Davis‘ Versuche, seinem Kumpel zu helfen, scheitern allesamt – zumindest bis er von der bei ihrem eigenen Unternehmen in Ungnade gefallenen Gentechnikerin Dr. Kate Caldwell (Naomie Harris) den wahren Grund für Georges Mutation erfährt.

    Der für das Unglück verantwortliche Konzern hat unterdessen seine ganz eigenen Pläne mit dem außer Rand und Band geratenen Gorilla und will deshalb unbedingt verhindern, dass Davis und Kate an ein Gegenmittel gelangen. Und als wäre das Chaos nicht schon gewaltig genug, tauchen plötzlich noch zwei weitere genveränderte Kreaturen auf: Ein riesiger Wolf und ein Urzeitkrokodil machen sich gemeinsam mit George auf den Weg Richtung Chicago, wo die drei Monster völlig hemmungslos damit beginnen, die ganze Metropole in Schutt und Asche zu legen…

    „Rampage – Big Meets Bigger“ ist von vorn bis hinten auf seinen Hauptdarsteller Dwayne Johnson zugeschnitten. Der Fast-zwei-Meter-Hüne war 2017 nach Mark Wahlberg der zweitbestverdienende Schauspieler der Welt (2016 stand er sogar an der Spitze der Liste) und zählt damit zu den nur noch ganz wenigen Hollywoodstars, die allein durch ihr Mitwirken bewirken können, dass ein Projekt ein grünes Licht bekommt. Und tatsächlich würde der inszenatorisch ziemlich beliebige „Rampage“ ohne den „Fast & Furious 7“-Superstar wohl nur halb so viel Spaß machen.

    Wenn Johnson als Affenforscher gleich zu Beginn total süß mit seinem Riesenaffen-Kumpel interagiert und George dann später mit allen Mitteln vor dem herbeieilenden Militär zu schützen versucht, dann sind ihm die Sympathien des Publikums aber sowas von sicher. Einige zündende Oneliner und wunderbar ungläubige Blicke im Angesicht eines fliegenden (!) Wolfes gibt es obendrauf – und auch, wenn wir dieses Actionfilmklischee langsam nicht mehr sehen können, ist keiner so sympathisch, wenn er hilflose Frauen aus gefährlichen Situationen rettet, wie der mit einem unvergleichlichen Teddybärencharme ausgestattete Ex-Wrestler.

    Neben Dwayne Johnson konnten die Macher noch eine Handvoll bekannter Co-Stars für das Projekt gewinnen: Naomie Harris („Moonlight“) gefällt eigentlich als ebenso toughe wie blitzgescheite Gentechnikerin, aber dann bremst sie das Skript doch immer wieder mit hohlen Dialoge und dämlichen Handlungsanweisungen unnötig aus. Dazu kommen in weitestgehend austauschbaren Nebenrollen Joe Manganiello („Magic Mike XXL“) und Jeffrey Dean Morgan („The Walking Dead“), während Jake Lacy („Die Erfindung der Wahrheit“) als Sidekick-Trottel der skrupellosen Konzernchefin Claire Wyden (Malin Akerman, „Watchmen“) für einige der lautesten Lacher sorgt – vor allem, wenn er schließlich angemessen unsanft aus dem Film verabschiedet wird. Für diesen Abgang dürfte es in manchen Kinos durchaus Szenenapplaus geben.

    Um die emotionalen Belange seiner Figuren sorgt sich das Skript des vierköpfigen Autorenduos rund um Ryan Engle („The Commuter“) allenfalls zweitrangig. In erster Linie geht es in „Rampage“ wie zu erwarten um das audiovisuelle Spektakel – und auch, wenn es damit erst überraschend spät so richtig losgeht, überzeugt dieses dank überwiegend starker Computereffekte und einem dann gigantomanischen Ausmaßes: Ganz in der Tradition des Spiels bleibt auch hier kein Stein auf dem anderen, versprochen!

    Während sich der ein wenig holprig animierte Wolf als tricktechnischer Schwachpunkt von „Rampage“ erweist, besitzen George und das Krokodil eine spürbare Körpermasse, die es im Kinosaal ordentlich krachen und rumsen lässt, sobald Hochhäuser bestiegen oder mit Hubschraubern durch die Gegend geworfen wird. Man bekommt den Eindruck, dass hier tatsächlich gerade überdimensionale Monster durch eine Millionenstadt laufen; lediglich vereinzelt sind die verwendeten Greenscreen- und CGI-Tricks als solche erkennbar, aber selbst das schmälert den ekstatischen Bombast in diesen Momenten allenfalls marginal.

    Diese volle Dosis Zerstörung macht - auch dank der augenzwinkernden Spielfreude von Dwayne Johnson - so viel Spaß, dass die wuchtige zweite Hälfte von „Rampage“ doch noch einiges rausreißt, nachdem die Macher ihren Film zuvor noch ein wenig zu ernst genommen haben und vielleicht auch deshalb einfach ein Stück zu langsam aus den Puschen gekommen sind. Denn so ehrenwert es auch sein mag, das zerstörerische Chaos mit wissenschaftlichen Theorien unterfüttern zu wollen, so sehr läuft dieser Ansatz hier in Anbetracht der letztendlich trotzdem schlicht hanebüchenen Prämisse ins Leere. Hätte „Rampage“ nach einer ersten halben Stunde, in der Johnson mit seinem Affen spielt und kuschelt, einfach nur noch aus Action bestanden, hätte er vermutlich sogar besser funktioniert als mit solch einem krampfhaft eingeschobenen Wissenschafts-Unterbau.

    Fazit: Der mit tollen Computereffekten gespickte Monster-Blockbuster „Rampage – Big Meets Bigger“ beginnt zäh, liefert dann aber doch noch die erhoffte Hirn-Aus-Zerstörungs-Action mit einem wieder mal hervorragend aufgelegten Dwayne Johnson.

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