Bernd Schaarmann beschäftigte sich in seinen Filmen stets mit dem Tod. Der als Bestatterkind aufgewachsene Regisseur näherte sich seinem oftmals als Tabuthema wahrgenommenen Sujet dabei immer auf humorvolle und lockere Weise. So erzählte er etwa in seinem Dokumentarfilm „Leben und Sterben in Castrop-Rauxel“ augenzwinkernd vom Alltag eines Bestatters im Ruhrgebiet. Für „Nice Places To Die“ brach er dann auf in die weite Welt, um der spannenden Frage nachzugehen, wie in anderen Ländern und Kulturen mit dem unausweichlichen Ableben umgegangen wird. Auf der Suche nach dem schönsten Ort zum Sterben machte Schaarmann in Ägypten, auf den Philippinen, in Indonesien und in Argentinien halt, die dabei entstandene Dokumentation ist zugleich das letzte Filmprojekt des im Oktober 2014 unerwartet im Alter von nur 46 Jahren verstorbenen Regisseurs.
Der Filmemacher spricht in „Nice Places To Die“ mit Menschen, die ihren Lebensunterhalt mit dem Tod verdienen oder auf andere Weise eng mit ihm verbunden sind. So besucht er unter anderem Bewohner des Friedhofsbezirks Al-Qarafa, dem Armenhaus Kairos, und Menschen, die auf Manilas größtem Friedhof zwischen den Grüften leben und ein bisschen Geld mit der Grabpflege verdienen. Sowohl in der ägyptischen als auch in der philippinischen Hauptstadt ist der morbide Wohnort die letzte Option für die ärmsten Einwohner, wenn sie nicht im Slum enden wollen. Die Nähe des Todes hat für diese oft tiefgläubigen Menschen dabei manchmal fast etwas Tröstliches. Der Trost ist auch für Riccardo im argentinischen Gebirge ein wichtiger Faktor. Er bestreitet seinen Lebensunterhalt als Leichentransporteur, selbsternannter Begleiter der Toten und Seelsorger für die trauernden Familien.
Wenn Schaarmann Riccardo quer durchs Land begleitet, kommt etwas natürliche Bewegung in den Film, der generell unter einer sehr sprunghaften und willkürlich wirkenden Montage leidet. Immer wieder wird zwischen den Kontinenten hin- und hergesprungen, sodass trotz gut ausgewählter Gesprächspartner kein dramaturgischer Bogen erkennbar wird. Damit verlieren die einzelnen Episoden einiges von ihrer möglichen Wirkung, was sich auch bei Schaarmanns eindrucksvollster Stippvisite in fernen Landen bemerkbar macht. Der Ausflug zum Volk der Toraja auf der indonesischen Insel Sulawesi offenbart eine ganz eigene Kultur des Umgangs mit dem Tod: Die Hinterbliebenen leben oft jahrelang mit den mumifizierten Leichen ihrer verstorbenen Angehörigen im Haushalt. Erst wenn wirklich alle deren Ableben akzeptiert haben, können die aufwändigen Begräbnisfeierlichkeiten durchgeführt werden.
Fazit: „Nice Places To Die“ punktet mit interessanten Interviewpartnern und dem lockeren Umgang mit dem Tabuthema Tod, leidet aber unter der weitgehend misslungenen Montage.