Spencer Tracy vs. Don Taylor in „Vater der Braut“, Spencer Tracy vs. Sidney Poitier in „Rat mal, wer zum Essen kommt“, Robert De Niro vs. Ben Stiller in „Meine Braut, ihr Vater und ich“ – das Duell Schwiegervater vs. Schwiegersohn zählt zu den klassischsten aller Komödien-Konflikte. Wer mit dieser Konstellation heute noch einen Blumentopf gewinnen will, muss sich deshalb ganz schön was einfallen lassen, um dem ausgelutschten Plot etwas Neues abzugewinnen. Im Fall von „Why Him?“ ist dieses frische Element die Figur des millionenschweren Videospielgurus Laird Mayhew, den James Franco („Das ist das Ende“) mit einer solch einnehmenden Naivität verkörpert, dass es einfach Spaß macht, „Breaking Bad“-Kultstar Bryan Cranston dabei zuzusehen, wie er sich als liberal-konservativer Mittelständler an dem absolut filterlosen Silicon-Valley-Freigeist abarbeitet. Nur kann sich Regisseur John Hamburg („…und dann kam Polly“, „Trauzeuge gesucht!“) dabei nie so recht entscheiden, ob er nun eine möglichst krass-überdrehte Komödie oder nicht doch eher einen süßlichen Weihnachtsfilm abliefern möchte.
Über die Weihnachtsfeiertage besuchen Ned Fleming (Bryan Cranston) und seine Frau Barb (Megan Mullally) ihre Tochter Stephanie (Zoey Deutch), die in Kalifornien aufs College geht. Allerdings haben die eher konservativen Eheleute bei ihrem Trip nicht mit dem neuen Freund ihrer Tochter gerechnet: Laird Mayhew (James Franco) hat zwar mehrere hundert Millionen Dollar auf dem Konto und ist eigentlich auch ein ziemlich netter Kerl, besitzt aber überhaupt keine Selbstkontrolle – dreckige Worte gehen ihm genauso leicht über die Lippen wie die bildliche Beschreibung des Sex mit Stephanie („sie öffnete sich wie eine Blume“). Ned hasst den Typen augenblicklich, weshalb er auch besonders hart schlucken muss, als Laird ihm eröffnet, dass er schon in wenigen Tagen um Stephanies Hand anhalten möchte. Für Ned ist klar: Er wird Laird nicht nur seinen väterlichen Segen verweigern, er wird auch alles daransetzen, um seine Tochter auf den seiner Meinung nach rechten Pfad zurückzuführen…
Um sich auf mögliche Entführungsversuche vorzubereiten, lässt sich Laird immer wieder überraschend von seinem Gutsverwalter Gustav (Keegan-Michael Key, „Keanu“) attackieren – ein Gag, der Eins-zu-Eins aus dem Blake-Edwards-Klassiker „Ein Schuss im Dunkeln“ stammt, in dem sich Peter Sellers als trotteliger Inspektor Clouseau schon 1964 von seinem Hausdiener Cato überfallen ließ. Natürlich wird hier nicht dreist geklaut, sondern das Vorbild brav benannt, was wiederum für eine weitere Pointe gut ist, aber trotzdem macht auch dieses Beispiel klar: John Hamburg setzt in „Why Him?“ auf ein klassisches Konzept und (allzu) bekannte Humorformeln, weshalb ihm gar nichts anderes übrigbleibt als die Flucht nach vorne (sprich: ins möglichst Krasse). Das funktioniert über weite Strecken auch recht gut: Laird strapaziert die Geduld seines potentiellen Schwiegervaters hier nicht einfach nur mit einer falschen Bemerkung hier und da, sondern mit Elchkadavern, die in ihrem eigenen Urin eingelegt sind, oder einem riesigen Weihnachtskarten-Tattoo der gesammelten Familie seiner Freundin, das er sich rechtzeitig zu den Feiertagen auf seinen Rücken hat stechen lassen.
Laird ist die überdrehte Überforderung in Person - und wahrscheinlich sehen viele mittelständische Amerikaner aus dem Landesinneren die 2.0-Generation an den Küsten tatsächlich ungefähr so abgehoben und fremdartig wie Francos Figur von seinen Verwandten in spe betrachtet wird, weshalb „Why Him?“ auf gewisse Weise ziemlich gut die aktuellen gesellschaftlichen Spaltungen in den USA widerspiegelt. Allerdings belässt es John Hamburg nicht dabei, stattdessen will er den Graben auch noch wieder zuschütten – und dabei geht „Why Him?“ auf der Zielgeraden völlig die Luft aus. Die Figuren sind viel zu karikaturenhaft, als dass man wirklich mit ihnen mitfiebern würde – und nicht einmal auf der reinen Plotebene wird vernünftig begründet, warum Ned schließlich doch noch eine 180-Grad-Wende hinlegt. Es ist halt Weihnachten, das muss hier als Begründung ausreichen (in den USA ist der Film passend dazu am 17. Dezember in den Kinos gestartet). Aber ganz ehrlich: Wenn uns „Why Him?“ mit zerstörerischem Chaos statt (aufgesetzter) festtäglicher Versöhnlichkeit entlassen hätte, wären wir vermutlich noch wesentlich besser gelaunt nach Hause geschlendert.
Fazit: James Franco dreht als Sammler von Kunstwerken, auf denen es vornehmlich Tiere miteinander treiben (wenn sie nicht gerade in ihrem eigenen Urin schwimmen), grandios-krass auf – aber auf die klischeehaft eingeflochtene Weihnachtsbotschaft hätten wir auch gut verzichten können.