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    The Barn
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    The Barn
    Von Lutz Granert

    Neben den etablierten Reihen „Halloween“, „Freitag, der 13.“ und „A Nightmare On Elm Street“ feierten in den 1980er Jahren auch einige inzwischen weitestgehend in Vergessenheit geratene Slasherfilme mit geringen Budgets und immer neuen Variationen der Killerfigur erstaunliche Publikumserfolge. In „Blutiger Valentinstag“ ist es ein Bergmann, der mit seiner Spitzhacke ehemalige Kollegen malträtiert; in „Die Rache des Gelynchten“ rächt sich der Geist eines geistig Behinderten in Gestalt einer Vogelscheuche an seinen Peinigern; in „Night Of The Demons – Der Halloween-Höllentanz“ tötet ein beschworener Geist nach und nach eine ganze Partygesellschaft. Justin M. Seaman ist mit diesen Filmen, die er sich bei zahlreichen Videothekenbesuchen ausgeliehen hat, aufgewachsen – und nun erweist er ihnen mit seiner Horror-Komödie „The Barn“ seine Ehrerbietung, indem er ein Killer-Trio auf das Teenagervolk loslässt, das sich sicherlich nicht zufällig aus einer Vogelscheuche, einem schwarzen (Berg-)Mann und einem Dämon mit Kürbiskopf zusammensetzt. Das Ergebnis ist jede Menge atmosphärische Retrostimmung, selbst wenn einige handwerkliche Defizite den Spaßfaktor hier und da etwas mindern.

    Halloween 1989: Der schüchterne Sam (Mitchell Musolino) und sein draufgängerischer Kumpel Josh (Will Stout) wollen eigentlich ein Rockkonzert besuchen, machen mit ihren Freunden aber zunächst noch einen Abstecher zu einer sagenumwitterten Kürbisfarm mit angeschlossenem Schuppen, in dem es angeblich spuken soll. Als sie anklopfen und Süßigkeiten einfordern, erwecken sie drei teuflische Dämonen aus dem Jenseits, die ihnen und den anderen Bewohnern ihrer Kleinstadt fortan nach dem Leben trachten…

    „The Barn“ ist für Justin M. Seaman ein Herzensprojekt, das auf einer Reihe von Comics basiert, die er nach eigener Aussage selbst im Alter von nur acht Jahren gezeichnet hat. Für die Verfilmung startete er eine Crowdfunding-Kampagne, bei der er insgesamt 27.188 US-Dollar eingesammelt hat. Die Knappheit der finanziellen Mittel hat dazu geführt, dass Seaman immer wieder selbst in die Bresche springen musste: Neben seiner Tätigkeit als Regisseur übernahm er auch die Jobs als Drehbuchautor, Co-Produzent sowie Cutter – und weil sich keiner der Darsteller jeden Tag der langwierigen Make-up-Tortur unterziehen wollte, spielte er zudem auch noch den Part des Boogeyman.

    Zudem investierte er das sehr knappe Budget nicht nur sehr sparsam, sondern auch an genau den richtigen Stellen: Die authentisch wirkenden 80er-Jahre-Kostüme stammen aus Second-Hand-Läden, die sehr grafischen Gore-Effekte sind handgemacht und – wohl auch gerade deshalb – sehr gut gelungen. Etwas schade ist nur, dass einige der Gore-Szenen aus ungeeigneten Kameraperspektiven gefilmt oder unübersichtlich geschnitten sind. So wirkt etwa eine längere Metzel-Sequenz auf einer spärlich dekorierten Halloween-Party mit unübersichtlichen Tötungsszenen trotz der fehlenden finanziellen Mittel unnötig billig.

    Aber das tut dem immensen Unterhaltungswert von „The Barn“ kaum einen Abbruch, denn Seaman liefert Genrefans hier eine wahre Wundertüte an auf die Hochzeit des Slasherfilms zurückverweisende Stilmitteln. Ein Vorspann mit roten Lettern auf schwarzem Grund und eine synthielastige Hardrock-Untermalung erinnern schließlich nicht von ungefähr an die Genreklassiker der 80er Jahre. Echtes Retro-Feeling stellt sich auch durch das betont körnige Filmmaterial mit beabsichtigten Bildfehlern ein, das an eine abgenudelte VHS-Kassette erinnert. Selbst die Zeichentrickeffekte, die bei der Erweckung der Dämonen zum Einsatz kommen, sowie eigentlich antiquierte Rückprojektionen bei einer Fahrt in den Wald erinnern an längst vergangene Epochen des Filmemachens. Trotz einiger Innenraum-Szenen, die mit sichtbar preisgünstiger Ausstattung und geringen Kontrasten ihren Amateurfilm-Look nicht gänzlich verbergen können, ist das Herzblut, das die Beteiligten in „The Barn“ investiert haben, in jedem Moment spürbar.

    Kenner von Slasher-Klassikern, die sich an dem zuweilen durchschimmernden Amateurfilm-Look nicht stören, werden zudem mit einer in Fankreisen bekannten Besetzung in den Nebenrollen belohnt: Ari Lehman, der in „Freitag, der 13.“ den jungen Jason verkörperte, tritt hier als durchgeknallter Metalhead-Moderator einer Musiksendung auf. Und Linnea Quigley, die sowohl in „Night Of The Demons“ und „Stille Nacht – Horror Nacht“ mitgespielt hat, gibt hier die strenge Lehrerin. Auch diese Besetzungs-Coups dürften dabei helfen, dass sich „The Barn“ sicherlich einen gewissen Kultstatus in Fankreisen erarbeiten dürfte – und das haben sich dieses blutige Herzensprojekt und sein leidenschaftlicher Regisseur auch verdient.

    Fazit: „The Barn“ ist ein Projekt, in dem jede Menge Herzblut steckt - von den handgemachten Gore-Effekten bis hin zum Rock-Soundtrack liefert Regisseur Justin M. Seaman eine gelungene Hommage an die Horrorklassiker der 80er Jahre.

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