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    A Royal Night - Ein königliches Vergnügen
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    A Royal Night - Ein königliches Vergnügen
    Von Thomas Vorwerk

    Das Interesse von Filmemachern wie Kinogängern am englischen Königshaus scheint eher zu- als abzunehmen, und es wirkt, als könne es nicht mehr lange dauern, bis die diversen Biopics von „Elizabeth“ über „Young Victoria“ bis „Die Queen“ einen lückenlosen Überblick über die Geschichte der vergangenen vier Jahrhunderte der Monarchie des Inselstaats liefern werden. Ergänzt wird dieses Programm durch fiktive Geschichten, die weitere Facetten der royalen Thronfolge bieten. Dazu gehört „A Royal Night - Ein königliches Vergnügen“ von Julian Jarrold („Geliebte Jane“, „Wiedersehen mit Brideshead“), der in einer nur eine Nacht umfassenden Momentaufnahme zwischen Märchenhaftigkeit und nostalgischer Verklärung chargierend die junge Prinzessin Elizabeth begleitet. Wer dem Glanz der Monarchie nur ein wenig verfallen ist, kann sich von diesem etwas anderen „Mädelsabend“ verzaubern lassen.

    London, 8. Mai 1945. Der Krieg gegen Deutschland wird offiziell als beendet erklärt, ausgelassene Jubelstimmung durchdringt die Hauptstadt, und die junge Prinzessin Margaret (Bel Powley) würde gern die stocksteife Routine am Buckingham Palace durchbrechen und inmitten ihrer „normalen“ Landsleute den „Lindy Hop“ tanzen. Mit Unterstützung ihrer etwas älteren Schwester Elizabeth (Sarah Gadon) gelingt es, dem Königspaar (Rupert Everett und Emily Watson) einen „Freigang“ bis ein Uhr Nachts abzuringen - allerdings begleitet von zwei militärischen Anstandswauwaus. Nachdem Margaret dem Alkohol etwas zu sehr frönt und im Trubel verschollen geht, muss Elizabeth sich auf die Suche nach ihrer Schwester machen. Dabei hilft ihr Jack (Jack Reynor), ein zufälliger Sitznachbar auf der Buslinie 14, der ihr erst nur (ziemlich desinteressiert) wegen eines fehlenden Fahrscheins beisteht, dann aber zum wichtigen Begleiter durch diese turbulente Nacht wird.

    Wenn die feierfreudige Margaret einer Klatschzeitung entnimmt, dass im angesagten Curzon Club erst vor einer Woche der US-Schauspieler Gregory Peck ein- und ausgegangen sei, verweisen die Filmemacher deutlich auf die wohl größte Inspiration dieser sehr romantisierten Prinzessinnengeschichte: William Wylers „Ein Herz und eine Krone“ von 1953. In der Romantikkomödie entflieht Audrey Hepburn als Prinzessin dem Protokoll eines unspezifischen Königshauses und lernt (anfänglich noch „inkognito“) auf der Vespa eines Journalisten (Peck) Rom und das Leben kennen. Der Klassiker, für den die 24jährige Hepburn mit dem Oscar ausgezeichnet wurde, spielt in der (damaligen) Gegenwart, bietet aber gänzlich erfundene Figuren und hat damit einen Vorteil gegenüber „A Royal Night“. Trotz des Zusatzes „Nach einer wahren Begebenheit“ ist die eigentliche Geschichte hier nämlich genauso erfunden, die offizielle Version dieser Nacht bietet nur den Rückhalt für die schließlich erzählte Story. Es bereitet Regisseur Julian Jarrold allerdings das ein oder andere Mal ein Problem, sein Geschehen so in das historische Umfeld einzupassen, dass keine Glaubwürdigkeit verloren geht.

    Jarrold nähert sich seiner Geschichte erst einmal über das reale Setting. Zunächst lernt man das Hofleben und die Königsfamilie kennen. Emily Watson („Die Bücherdiebin“) als spätere „Queen Mum“ ist angesichts der etwas aufgedrehten Margaret vielleicht eine Spur strenger, als man es von der sonst so warmherzigen Schauspielerin gewöhnt ist, aber das ist für den Hintergrund wichtig. Der von Rupert Everett („Ein Sommernachtstraum“) gespielte König George VI. verstarb im Gegensatz zu den anderen royalen Hauptfiguren zwar bereits im vergangenen Jahrtausend (1952), ist dem modernen Publikum aber durch die Oscar-Performance von Colin Firth in „The King‘s Speech“ bestens vertraut. Everett hat nur wenige Szenen für seine Darstellung des auch hier eine Rede vorbereitenden „Stotter-Königs“, so dass ein Vergleich mit der Darstellung Firths aufgrund von mangelnden Profilierungsmöglichkeiten unfair wäre. Die Macher nutzen aber mit einigen Verweisen geschickt die mit dem „King’s Speech“-Oscarerfolg für Film und Hauptdarsteller wiedererstarke Bekanntheit des Königs bei einem größeren Publikum, um dem Zuschauer die Einordnung zu erleichtern.

    Daneben wird gekonnt und mit einigem Aufwand sowie vielen Massenszenen, die nicht wie aus dem Computer wirken, die besondere Stimmung der überschwänglichen Feierlichkeiten zum Weltkriegsende eingefangen, wenn auch manches (etwa ein zerbombtes, aber noch stehendes Wohnhaus, bei dem man direkt in die Wohnzimmer sehen kann) etwas pittoresk wirkt. Wenn die Filmfiguren sich allerdings einige Prognosen auf die „Zeit danach“ erlauben und die Worte ihnen dabei von den mit rückblickendem Wissen ausgestatteten Drehbuchautoren Kevin Hood („Geliebte Jane“) und Trevor De Silva in den Mund gelegt werden, hinterlässt das im märchenhaft-romantischen Umfeld der Geschichte den Nachgeschmack unnötiger Didaktik. Konzentriert man sich allerdings auf die Abenteuer der Prinzessinnen und nicht auf gesellschaftliche Hintergründe, kann man diese wenigen Misstöne leicht ausblenden.

    Denn natürlich stehen die Erlebnisse der jungen Prinzessinnen im Vordergrund, wobei das Publikum vor allem bei der leichten Romanze zwischen Elizabeth und dem abtrünnigen Piloten Jack mitfiebern soll. Hier kommt dann auch die angesprochene Rede des Königs wieder ins Spiel. Nachdem Monarchie-Gegner Jack diese kritisiert, kommt es natürlich zum Zwist mit Elizabeth. Das Duo entzweit sich und das Publikum hofft, dass sie wieder zusammen finden. Ein Trick, der immer wieder bemüht wird, aber trotzdem funktioniert – auch weil der kanadische Shooting-Star Sarah Gadon („Enemy“, „Maps To The Stars“) als Sympathieträgerin brilliert. Sie hat großen Anteil daran, dass „A Royal Night“ eine emotionsgeladene und durchweg unterhaltsame Empfehlung für den nächsten Mädelsabend oder ein romantisches Date ist. Vorangetrieben von dem zeitgenössischen Swing-Soundtrack werden gelungen Komödie, Coming-of-Age-Film und eine angedeutete Liebesgeschichte mit einem Schuss britischen Nationalstolz kombiniert.

    Fazit: Eine märchenhafte Prinzessinnen-Geschichte in ein historisches Korsett zu zwängen, bringt Probleme mit sich, vor allem wenn die Autoren sich zu stark auf ihr Mehrwissen aus der Geschichte beziehen und den Zeigefinger heben. Allerdings lässt sich dies ausblenden, so dass „A Royal Night – Ein königliches Vergnügen“ eine unterhaltsame, gutherzige „Hangover“-Variante mit der derzeitigen „Queen Of England“ ist.

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