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    Camino de Santiago
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Camino de Santiago
    Von Christian Horn

    Der Camino de Santiago (deutsch: Jakobsweg) ist der wohl berühmteste (christliche) Pilgerweg der Welt, wobei vor allem die 800 Kilometer lange Zielgerade durch Nordspanien jährlich hunderttausende Pilger anzieht. Nach dem Spielfilm „Saint Jacques – Pilgern auf Französisch“ und etlichen anderen Werken zum Jakobsweg spüren nun auch die Schweizer Jonas Frei und Manuel Schweizer dem Phänomen in ihrer Low-Budget-Dokumentation „Camino de Santiago“ nach. Mit einem Fahrrad starten die Filmemacher kurz vor Saint-Jean-Pied-de-Port in Frankreich, folgen der berühmten Route und befragen unterwegs die Pilger nach ihren jeweiligen Motivationen. In knappen Interviews berichten die Wanderer aus aller Welt dann oft von dem Wunsch, sich selbst zu finden oder von ihrer spirituellen Verbundenheit mit der Natur. Explizit religiöse Motive verfolgt erstaunlicherweise kaum einer der Interviewten, vielmehr geben viele den Druck in der Gesellschaft als Grund für das nötige Innehalten oder einen Neustart an. Eine Romantisierung des Jakobswegs bleibt dabei nicht aus, zumal die abenteuerlich gekleideten und sonnengegerbten Pilger während ihrer Befragung noch keine Distanz zu ihrem Erlebnis haben.

    Bei aller Verklärung zeigen die Filmemacher aber auch die unschönen Folgen der Pilgerscharen. Während eine Anwohnerin nur gute Worte für die Glückssucher findet, sammelt ein anderer auf einer kurzen Wegetappe täglich drei große Säcke voller Müll auf. Außerdem ist der Jakobsweg inzwischen recht überlaufen, insbesondere kurz vor dem Zielpunkt in Santiago de Compostela, wo zig Souvenirshops auf die Pilger warten und Investoren mit neuen Immobilien die einheimischen Herbergen verdrängen. Diese Probleme bleiben aber nur Randaspekte des Films, im Mittelpunkt steht das Pilgern selbst, wobei Jonas Frei und Manuel Schweizer immer wieder dem gleichen Muster folgen: Sie führen ein Interview, danach zeigen sie Landschaftsbilder und Luftaufnahmen etlicher Kirchen am Wegesrand, ehe das nächste Interview ansteht. Auch weil die Gespräche so kurz und daher zwangsläufig meist recht oberflächlich ausfallen, erscheint die Reihung ziemlich beliebig. Zudem ist die Tonqualität nicht sehr gut und statt uns zwischendurch einfach mal den Geräuschen der Natur lauschen zu lassen, setzt das Regieduo abseits der Gespräche auf eine nicht unbedingt stimmungsvolle Dauerbeschallung mit Musik.

    Fazit: Die etwas zerfasert erzählte Dokumentation über den Jakobsweg richtet sich vor allem an ehemalige Pilger und an alle, die es werden wollen.

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