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    Sky - Der Himmel in mir
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Sky - Der Himmel in mir
    Von Michael Meyns

    Immer wieder begeben sich europäische Regisseure in die USA, um in den mythenumrankten amerikanischen Landschaften Selbstfindungsgeschichten zu erzählen. Wim Wenders („Paris, Texas“, „Don’t Come Knocking“)  hat sich dabei wiederholt hervorgetan, zuletzt schickte der Franzose Guillaume Nicloux das Duo Gérard Depardieu und Isabelle Huppert durch das „Valley Of Love“, unweit des Ortes, an dem Bruno Dumont vor einigen Jahren „Twentynine Palms“ entdeckte. Und damit sind wir Fabienne Berthauds Road-Trip-Drama „Sky - Der Himmel in mir“ schon ganz nahe, denn die Suche nach sich selbst, die Diane Kruger als Romy hier durchlebt, beginnt in einem Motel namens 29 Palms, wo ihre Ehe endgültig scheitert. Danach lässt sie sich durch den Westen treiben, landet in Las Vegas, trifft neue Männer und verliebt sich schließlich. Dramaturgisch bleibt „Sky“ lange Zeit etwas holprig und unbestimmt, aber die hervorragende Kruger darf in diesem vollständig auf sie zugeschnittenen Film endlich wieder einmal zeigen, dass sie mehr ist als nur schön.

    Nicht im verflixten siebten, sondern im achten Jahr seiner Ehe reist das Paar Romy (Diane Kruger) und Richard (Gilles Lellouche) durch den Westen der USA. Unterwegs kommt es zwischen Mann und Frau zu einer heftig-handgreiflichen Auseinandersetzung, an deren Ende Romy den Gatten für tot hält und zurücklässt. Nach einigen Tagen auf der Flucht besinnt sie sich und will sich der Polizei stellen, doch wie sich herausstellt, hat Richard überlebt. Romy entscheidet sich nun endgültig für eine Trennung und reist fortan allein durch Amerika. Dabei trifft sie schließlich auf den Irak-Veteranen Diego (Norman Reedus), der alles andere als eine Beziehung will.

    Dass Diane Kruger ausgerechnet als schöne Helena in Wolfgang Petersens „Troja“ ihre erste große Hollywood-Rolle spielte, war bezeichnend. Allzu oft wurde das ehemalige Model auf sein Aussehen reduziert und spielte immer wieder auch undankbare Rollen als hübsches Anhängsel. Nun da sie mit fast 40 Jahren nach Traumfabrik-Maßstäben schon fast als alt gilt und sich die Spuren eines gelebten Lebens allmählich in ihrem nicht mehr komplett makellosen Gesicht abzuzeichnen beginnen, werden die Angebote offenbar spannender und interessanter. Der „Inglourious Basterds“-Star nimmt die Herausforderung an, stürzt sich hier förmlich in die wenig glamouröse Rolle einer Frau in der Krise und zeigt eine beeindruckende Leistung.

    Wie Romy zwischen Enttäuschung und Hoffnung, Desillusionierung und Befreiung hin- und hergerissen wird, wie sie nach Halt und Orientierung sucht, das bringt Kruger in allen Facetten zum Ausdruck und Regisseurin Fabienne Berthaud („Barfuß auf Nacktschnecken“) beobachtet diese Suche mit Geduld und Genauigkeit. Nach dem großen Ehestreit gibt es hier keine extremen dramatischen Volten mehr, sondern nur subtile Brüche und widersprüchliche Nuancen. Das spiegelt sich in kleinen erzählerischen Verschiebungen, die vom Road-Movie zu einem spirituellen Erwachen und schließlich zu einer Liebesgeschichte führen. „Sky“ ist ein bewusst unspektakulärer Film: Trotz symbolschwerer Umgebung ist hier die faszinierendste Landschaft jene, die sich in Krugers Mienenspiel abzeichnet.

    Fazit: Nach holprigem Beginn findet Regisseurin Fabienne Berthaud doch noch in die Spur und erzählt mit einer hervorragenden Diane Kruger in der Hauptrolle von einer Frau, die in den Weiten des amerikanischen Westens zu sich selbst findet.

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