Heutzutage gibt es viele verschiedene Leinwandadaptionen von Bram Stokers legendärem Roman "Dracula".
Es gibt die Universal - Horrorfilme aus den Dreißigern und Vierzigern, die Bela Lugosi zum Weltstar machten, die sieben Dracula - Filme von Hammer, in denen Christopher Lee den Grafen verkörperte, oder Francis-Ford-Coppolas "Bram Stokers Dracula", wo Gary Oldman in die Rolle Draculas schlüpfte … und natürlich gibt es noch weitere, aber über die möchte Ich nicht sprechen. Heute geht es um "Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens".
Man kann streiten, ob dieser Film die erste Adaption des Romans ist, denn bereits ein Jahr zuvor erschien der ungarische Film "Drakula halála", was übersetzt "Draculas Tod" bedeutet. Es ist jedoch eher unwahrscheinlich, dass dieser Film auf dem Roman basiert.
Doch 1922 erschien schließlich dieser Film, und er sollte sowohl den Horrorfilm, als auch den Vampirfilm prägen. Die Idee stammt dabei von Albin Grau, der ein Jahr zuvor mit Enrico Dieckmann Prana-Film gegründet hatte. Diese Idee basierte auf einer Begegnung Albin Graus mit einem serbischen Bauern, der behauptete, dass sein Vater ein Vampir war.
Die beiden gaben bei Henrik Galeen ein Drehbuch in Auftrag, das sich an Bram Stokers Roman orientieren sollte. Und so entstand "Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens".
Und so begannen im Juli 1921 die Dreharbeiten. Regie führte Friedrich Wilhelm Murnau, der sich durch andere Filme einen guten Ruf erarbeitet hatte. Grau und Dieckmann übernahmen die Produktion. Man verpflichtete größtenteils unbekannte Theaterschauspieler, unter anderem Max Schreck, der in diesem Film die Rolle seines Lebens spielt. Außerdem spielten Greta Schroeder, Gustav von Wangenheim und Alexander Granach mit.
Doch Prana-Film hatte ein Problem: Sie hatten die Filmrechte nie erworben. Gerade deshalb änderte Galeen in seinem Drehbuch die Namen der Protagonisten: Aus Jonathan Harker wird Thomas Hutter (Gustav von Wangenheim), aus Mina wird die Schöne Ellen (Greta Schröder). Und Dracula wird zu Graf Orlok (Max Schreck).
Und die Handlung ist am Anfang die Gleiche wie in Dracula.
Der junge Anwalt Hutter wird zu Graf Orlok geschickt, da dieser ein Haus in Wisborg (Whitby) erwerben will. Auf dem Weg nächtigt er in einem Gasthaus, wo die Leute ihn vor der Weiterreise warnen. Auch die Kutscher wollen ihn nicht bis zum Schloss fahren. Er wird von einem Diener des Grafen abgeholt und kommt auf dessen Burg.
Er lernt den Grafen kennen und handelt die Bedingungen aus. Doch als Orlok ein Bild von Ellen sieht, ist es um ihn geschehen. Hutter fällt Orloks Liebe zu Blut auf. In der Nacht offenbart sich das Geheimnis des Grafen: Er ist ein Vampir. Der ohnmächtige Hutter bemerkt dies jedoch nicht, und nur Ellen ist seine Rettung, die im Schlaf aufschreckt. Der Vampir lässt von Hutter ab. Dieser entdeckt am nächsten Tag den schlafenden Orlok in einem Sarg. Und von hier an ändert sich die Geschichte. Bald legt ein Schiff in Whitby an, die Crew ist verschwunden. Und bald breitet sich die Pest in der Stadt aus. Hutter kehrt zurück und berichtet Ellen, wie man ihn aufhalten kann. In der Nacht kommt Nosferatu zu Ellen, die sich ihm hingibt, so dass er den Sonnenaufgang verpasst und in der Sonne zu Asche zerfällt.
Spoiler Ende
Zunächst muss eins gesagt werden: Dieser Film ist ein Stummfilm. Das Schauspiel ist dementsprechend sehr übertreiben, damit man es gut versteht. Durch das Schauspiel werden in diesem Film auch klar die beiden Seiten getrennt. Während sich der Graf langsam und kriechend bewegt, ist das Schauspiel von Hutter und co sehr aufgeweckt. Der Vampir wirkt in seinem Schauspiel wie ein Alptraum , und das spürt man in jeder Szene. Dadurch grenzt sich Orlok auch klar von Dracula ab, denn er wirkt nicht wie ein höflicher alter Mann, sondern wie eine Ratte.
Apropos Ratten. Diese sind allgemein als die Pestbringer bekannt, die in diesem Film ja eine große Rolle spielt. Nicht umsonst kommt Nosferatu von Nosophoros, der ein Dämon aus der griechischen Mythologie ist. Er gilt als der Pestbringer. Gustav von Wangenheim muss sich als Jonathan Harker nicht verstecken (er ist auf jeden Fall besser als Keanu Reeves :), denn er kann voll und ganz überzeugen. Greta Schroeder spielt nur eine Nebenrolle, doch dadurch, dass sie nach und nach Vampirischer wird, und sie quasi der MacGuffin der zweiten Filmhälfte ist, wird sie zu dem Charakter, deren Entwicklung einen besonders packt. Und über Max Schreck möchte ich gar nicht reden, da dieser den meiner Meinung nach besten Dracula überhaupt spielt.
Es war übrigens der Film, der als erster den Vampir als ein Wesen darstellte, das im Sonnenlicht stirbt. Damit prägte es das Genre maßgeblich. Und es war auch einer der ersten Horrorfilme überhaupt, dessen Handlung ikonisch wurden, und dessen Bilder noch immer eine unglaubliche Kraft haben. Dieser Film mag heute nicht mehr viel in Sachen Grusel nicht mehr viel hergeben, doch gut fühlt man sich trotzdem nicht. Ich würde diesen Film als den einzigen wirklich zeitlosen Stummfilm zählen. Und vor allem wenn man sich für das deutsche Kino interessiert, sollte man diesen Film auf jeden sehen. Dieser Film ist einfach großartig.
Fazit: Eine exzellente Adaption von Bram Stokers Roman, meiner Meinung nach die beste. Das Schauspiel ist großartig, genauso wie die Handlung, doch vor allem aufgrund seiner Handlung, ist dies ein Film, den man sich nicht zweimal ansehen kann. Dies liegt vor allem an der unheimlich düsteren und alptraumhaften Stimmung. Doch auch der Einfluss dieses Filmes ist immens. Deshalb sollte jeder diesen Film gesehen haben. Und von mir bekommt dieser Film die maximale Punktzahl.