Der erste Kontakt mit Außerirdischen ist in Science-Fiction-Filmen immer wieder in Szene gesetzt worden: mal als schieres Staunen wie in Steven Spielbergs „Unheimliche Begegnung der dritten Art“, mal als bald zerstörerische Konfrontation wie etwa in Roland Emmerichs „Independence Day“. Ob es in der Wirklichkeit jemals zu solch einem Kontakt kommen wird, steht sozusagen in den Sternen, aber falls einmal außerirdische Wesen auf unserem Planten landen, kann es ja nicht schaden, vorbereitet zu sein. Wie würde man die Gäste empfangen, wie mit ihrer offensichtlich hochentwickelten Technik umgehen? Diese Fragen stellt der dänische Regisseur Michael Madsen in seinem Film „The Visit - Eine außerirdische Begegnung“, den er selbst originell, aber nicht ganz zutreffend als „Dokumentation über ein Ereignis, das nie stattgefunden hat“, beschreibt: Er nimmt mit der Kamera gleichsam die Perspektive auf der Erde gelandeter Aliens ein (ohne dass die zu sehen sind) und simuliert ihren Blick - was auch optisch durchaus reizvoll ausfällt. Dazu befragt er alle diejenigen Instanzen, die im Falle einer solchen Landung, Entscheidungen zu treffen hätten.
Für einen Besuch von Außerirdischen gäbe es drei Gründe, sagt ein britischer General im Laufe des Films einmal: eine Notlandung, eine Forschungsexpedition oder ein Angriff. Wie würden wir Menschen uns also verhalten, wenn auf einer Wiese oder über einer Stadt auf einmal ein Raumschiff auftauchen würde? Von dieser Frage ausgehend lässt Michael Madsen Experten unterschiedlichster Einrichtungen ihre Gedanken spinnen: Militärs, Biologen, Ethiker, aber auch Vertreter des Büros der Vereinten Nationen für Weltraumfragen (ja, das gibt es tatsächlich!) denken an Notfallpläne, die Benachrichtigung der Bevölkerung, vor allem aber an die Dinge, die sie von den Außerirdischen gerne wissen würden: Wie denkt ihr? Kennt ihr Moral? Könnt ihr zwischen Gut und Böse unterscheiden? Was wollt ihr auf der Erde? Es sind nicht die eher pragmatischen Gedanken, die Madsen bei seinem Was-wäre-wenn-Szenario vor allem interessieren, sondern die grundsätzlichen. Durch die Simulation aus der Sicht der Ankömmlinge gibt er die Fragen an die Aliens von vornherein gleichsam an die Menschen zurück: Denn wie wir mit den Außerirdischen, den Fremden, umgehen, verrät natürlich viel über uns selbst und darüber wie wir uns selbst sehen.
Als die Voyager-Sonde 1977 in den Weltraum geschossen wurde, die auf ihrer endlosen Forschungsreise inzwischen gut 20 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt ist, hat man an Bord eine aus Kupfer gegossene Schallplatte mit Daten zur Geschichte der Menschheit deponiert - allerdings fast ausschließlich positive. Von all den Kriegen und Zerstörungen, die sich durch unsere Geschichte ziehen, ist in dieser Selbstdarstellung keine Rede, man will möglichen außerirdischen Rezipienten kein allzu düsteres Bild liefern. Aber wenn wir zu solchen (Selbst-)Täuschungen fähig sind, dann sind die Aliens das womöglich auch. Von diesem Gedanken aus geraten die Szenarien bald an ihre Grenzen: Sollten die Wesen aus dem All uns tatsächlich so sehr überlegen sein in ihrer Entwicklung, wie viele Experten annehmen, müssen wir auch davon ausgehen, dass unsere Vorstellungskraft gar nicht dafür ausreicht, uns auf eine Begegnung angemessen vorzubereiten. Die grundlegende Frage lautet also: Begegnen wir als Menschen dem Unbekannten mit Angst und Misstrauen oder mit Optimismus und Vertrauen? Regisseur Michael Madsen scheint zu einer eher pessimistischen Sicht zu tendieren, aber eine endgültige Antwort bietet der gegen Ende zunehmend repetitive und etwas ermüdende Film erwartungsgemäß nicht.
Fazit: Der dänische Regisseur Michael Madsen untersucht in seinem Film „The Visit“, wie die Menschheit auf einen Besuch von Außerirdischen reagieren würde und wirft dabei grundsätzliche Fragen über die menschliche Natur und Selbstwahrnehmung auf.