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    Gefällt mir
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Gefällt mir
    Von Thomas Vorwerk

    Im deutschen Genrekino hat der Horrorfilm, ganz früher mal ein Aushängeschild hiesiger Filmproduktion („Das Cabinet des Dr. Caligari“), mittlerweile vielleicht das traurigste Los. Abgesehen vom nun auch schon deutlich über ein Jahrzehnt zurückliegendem Überraschungshit „Anatomie“ können Horrorstreifen aus deutscher Produktion meistens weder Kritik noch Publikum begeistern. Aber es wird immer mal wieder versucht, auch weil man nirgends mit so geringem Budget sein Publikum erreichen kann, wie mit den Urängsten vor Dunkelheit und damit verbundener Gefahr. Das Konzept von Nachwuchsfilmer Michael David Pate, einen Serienmörder in den sozialen Netzwerken wüten zu lassen, ist dabei so interessant, dass „Gefällt mir“ trotz starker dramaturgischer und darstellerischer Schwächen noch geradeso einen blutigen Daumen nach oben bekommt.

    Ein von den Medien „der Fleischer“ genannter Serienmörder hackt sich in Facebook-Accounts, um dann mit einer schauerlichen Maske bevorzugt jungen Frauen in der eigenen Wohnung aufzulauern und sie zu massakrieren. Als Markenzeichen behält er eine Hand als Souvenir und „vollendet“ die Timeline seines jeweiligen Opfers mit einem neuen Profilfoto. Das perfide: Es wirkt dabei so, als wäre die zum Zeitpunkt der Aufnahme schon Tote zum Beispiel nur stark angetrunken, so dass das neue Bild von den nichtsahnenden Facebook-Freunden des Mordopfers mit zahlreichen „Gefällt mir“-Klicks begrüßt wird. Die taffe Natascha Jungbluth“ (Isabella Vinet) will nach der Ermordung ihrer Freundin den Killer finden, wobei sie der junge Polizist Alex (Tobias Schenke) unterstützt. Doch worauf sie sich da eingelassen hat, erkennt Natascha, als der Fleischer ihr zeigt, dass er die Herausforderung angenommen hat - indem er ihr einfach mal gleichlautende Nachrichten von 187 frisch gehackten Facebook-Accounts schickt. Und dann droht er ihr auch noch damit, sein nächstes Opfer gezielt aus ihrem Freundeskreis“ auszusuchen...

    „Gefällt mir“ strotz nur so vor schlimmen Klischees, fettem, unpassenden Pathos und unfreiwillig komischen Dialogen, die selbst routinierte Darsteller wie der Hollywood-erprobte Gedeon Burkhard (als Nataschas „im Untergrund“ lebender Vater) nicht überzeugend aufsagen können. Aber von Anfang an ist der Low-Budget-Horror-Streifen auch verdammt unterhaltsam. Wenn ein Opfer in spe sich beim Gurkenschneiden verletzt und dabei reichlich Blutvergießen und anspielungsfreudige Aussagen den weiteren Tonfall des Films vorgeben, schlägt man sich schon mal die Handfläche vor die Stirn, aber daneben wartet Michael David Pate mit vielen kreativen Einfällen auf. So ist etwa der Tod von Nataschas Freundin Jennifer (Rebecca Goldblat) ein Paradestück dafür, wie man mit geringen Mitteln, das Horrorpublikum verzückt. Nachdem man den Killer mit einem riesigen Messer sah, zeigt der Bildausschnitt einfach zwei Füße und Unterschenkel, die in plüschigen Häschenpantoffeln stecken - und dann in unterschiedliche Richtungen umfallen. Dass die Schulterpartie des Opfers in der übernächsten Einstellung unversehrt wirkt, lässt einen zwar über die physikalischen Ungereimtheiten nachdenken, aber hey! - das war schon ein hübscher Gag, für den es nicht mal teurer Splattereffekte bedurfte.

    An Ambitionen fehlt es dem Regisseur nicht, nur an Erfahrung. Aber mit ungebrochener Euphorie werden hier einige Mängel (wenn auch längst nicht alle) wettgemacht. Die Ideenvielfalt ist bisweilen zu überbordend, da wird zu oft zu viel reingepackt, aber selbst das hat einen gewissen Charme. Da wird bei der Inszenierung mit verschiedenen Formaten experimentiert und erscheinen Internet-Icons in auf den ersten Blick unpassenden Situationen im Bild. Da geht es inhaltlich um die Medien, um Politik, um rachelüsterne Väter, um Kampfsport, um Guantánamo und Folter. Da gibt es sogar fast eine Handvoll unabhängig voneinander auftretender Killer, von denen zumindest einer sogar die Aufmerksamkeit und Intelligenz der Zuschauer fordert. Natürlich gibt es zwischendurch auch eine ganze Menge Szenen, bei denen man sich die Hände vor dem Kopf zusammenschlägt, doch es gibt auch mehr. Bei „Gefällt mir“ liegen 08/15-Horror-Einheitsbrei, nicht klar herübergebrachte satirische Momente und sozialkritische Aussagen sowie wirklich intelligente Einschübe dicht beieinander. Dieses orientierungslose Mischmach macht einen großen Teil des Reizes aus, weil nach jedem schlechten Moment auch gleich wieder ein guter Einfall folgt. Und oftmals kommen diese sogar gemeinsam.

    Fazit: „Gefällt mir“ ist ein deutscher Low-Budget-Nachwuchs-Horror-Film, der ambitioniert und kreativ ist, dessen Regisseur aber auch zu viele Ideen in sein Werk gestopft hat. Voller Logiklöcher, Stolperer und Schnapsideen ist das Ergebnis aber trotzdem ein Heidenspaß.

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