Seine erste Expedition in die Antarktis unternahm der französische Glaziologe Claude Lorius im Jahr 1956 als 23-jähriger Student. Der junge Mann verbrachte mit seinen Kollegen ein ganzes Jahr in einer Polarstation und von da an wurde das ewige Eis für ihn zu einer lebenslangen Leidenschaft: Im Lauf der Jahre ließ der Forscher 21 weitere Expeditionen an den Südpol folgen und brachte dabei bahnbrechende Aufschlüsse über die klimatische Entwicklung der Erde zutage. Im Alter von 82 Jahren kehrte der Franzose noch einmal an seinen Sehnsuchtsort zurück, sein Landsmann Luc Jacquet, der für „Die Reise der Pinguine“ 2006 den Oscar für den Besten Dokumentarfilm gewann und mit „Der Fuchs und das Mädchen“ und „Das Geheimnis der Bäume“ weitere Erfolge feierte, begleitete den gealterten Forscher auf seiner vermutlich letzten Expedition. Die dabei entstandene Dokumentation „Zwischen Himmel und Eis“ ist ein engagiertes Plädoyer für Umwelt- und Naturschutz, wobei das aufklärerische Anliegen immer wieder allzu dick aufgetragen wird. Die größte Stärke des Films sind dann auch jene opulenten Bilder der beeindruckenden Eislandschaft, in denen die Majestät der Natur für sich selbst sprechen darf.
Die guten Absichten sind in diesem Film genauso unübersehbar wie die Leidenschaft seines Protagonisten für seine Sache. Lorius wendet sich in einem subjektiven Off-Kommentar ans Publikum, den Max Moor in der deutschen Fassung mit feierlichem Ernst einspricht. Im Text resümiert der Forscher die Erkenntnisse seiner langjährigen Arbeit, die wichtigste war der Beleg dafür, dass die Beschleunigung der Erderwärmung menschengemacht ist. Allerdings gibt der mahnende, fast schon predigende Tonfall des Vortrags, dem Film etwas arg Einseitiges und Ermüdendes. Und statt dem mündigen Zuschauer mehr über den Protagonisten, die wissenschaftlichen Hintergründe, die Organisation einer Forschungsstation an einem unwirtlichen Ort wie der Antarktis oder den Alltag in der Isolation zwischen Schneestürmen und bitterer Kälte zu erzählen, umkreist Luc Jacquet mit seiner Kamera immer wieder den nachdenklich im Eis stehenden Lorius und lässt dazu pathetisch anschwellende Musik erklingen. Mit solchen übers Ziel hinausschießenden Szenen am Rande der Lächerlichkeit sabotieren die Filmemacher sich letztlich selbst.
Fazit: Visuell oft beeindruckende, aber inhaltlich unausgegorene Doku über den passionierten Glaziologen und Klimaforscher Claude Lorius und seine Arbeit.