Man könnte diesen vierten Teil der Jugendfilmreihe nach Büchern von Enid Blyton auch „Fünf Freunde und der verlorene Schatz“ nennen, doch das wäre dann wohl etwas zu offensichtlich an Steven Spielberg und Indiana Jones angelehnt, auch wenn sich Regisseur Mike Marzuk deutlich an diesem Vorbild orientiert. Was zu dem merkwürdigen Ergebnis führt, dass die langsam heranreifenden Freunde George, Julian, Dick und Anne, die natürlich auch diesmal stets von Timmy, dem Hund, begleitet werden, bisweilen wie Kinder agieren, es dann aber andererseits mit ägyptischen Grabräubern, mysteriösen Riten und Feueropfern zu tun bekommen. Dieser Spagat zwischen kindlichem Abenteuer und Fast-Erwachsenen-Kino gelingt in „Fünf Freunde 4“ nur bedingt, so dass am Ende weniger das Ganze überzeugt als einzelne Momente.
Diese Sommerferien verbringen die Fünf Freunde nicht auf dem Land bei George (Valeria Eisenbart), sondern in der Stadt, wo Julian (Quirin Oettl), Dick (Justus Schlingensiepen) und Anne (Neele Marie Nickel) bei ihrem Vater Bernhard (Samuel Finzi) leben. Der bereitet gerade eine Ausstellung über das alte Ägypten vor, deren Prunkstück eine 5000 Jahre alte Mumie ist. Bald interessiert sich eine mysteriöse vermummte Person für das wertvolle Exponat, doch die Fünf Freunde können den Einbrecher vertreiben. Sie finden im Mund der Mumie ein Amulett, das sie bald nach Ägypten führt. Dort treffen sie auf den finsteren Museumsdirektor Farouk (Mehmet Kurtulus), der sich als Anführer einer Geheimgesellschaft herausstellt. Um ihn zu besiegen und nicht zuletzt Bernhard aus den Fängen der korrupten Polizei zu befreien, die ihm einen Diebstahl untergeschoben haben, brauchen die Fünf Freunde all ihr Geschick und nicht zuletzt die Hilfe des Straßenjungen Auni (Omid Memar).
Das Ägyptenbild, das in „Fünf Freunde 4“ präsentiert wird, hat neben Straßenjungen, korrupten Polizisten und finsteren Geheimbünden weitere für die arabische Welt vermeintlich typische Zutaten zu bieten wie Wüste, Kamele und Bauchtanz. Das ist alles arg oberflächlich und voller Klischees. Zu Enid Blytons Zeiten waren solche undifferenzierten Darstellungen fremder Kulturen zwar noch an der Tagesordnung, dennoch sollte man meinen, dass Teenager heutzutage ein etwas komplexeres Weltbild vertragen können. Der merkwürdige Mischmasch aus Klischees und Vorurteilen passt aber auch irgendwie in diesen Film, von dem nie ganz klar ist, für wen er eigentlich gedreht wurde.
Das Nesthäkchen Anne agiert oft kaum erwachsener als im 2011 gedrehten ersten Teil der Filmreihe, als die Darstellerin Neele Marie Nickel gerade elf Jahre alt war. So unbeholfen und kindlich wirkt sie bisweilen, dass der Altersabstand zur nur zwei Jahre älteren Valeria Eisenbart deutlich größer wirkt. Deren Figur George bändelt gar ein wenig mit Auni an, was der Handlung ebenso eine erwachsenere Note gibt wie die Verschwörung der Geheimgesellschaft. Da soll dann sogar der in einen Käfig gesperrte Timmy dem Feuergott geopfert werden, was kleinere Zuschauer wiederum verschrecken könnte.
Die Szene lässt unweigerlich an „Indiana Jones und der Tempel des Todes“ denken, aber solche Vorbilder bleiben unerreicht, obwohl das Spiel mit Ägypten, Mumien und verborgenen Grabkammern auch in diesem Fall seinen Reiz hat. Am meisten Spaß scheint Mehmet Kurtulus („Kurz und schmerzlos“) gehabt zu haben, der genüsslich den finsteren Bösewicht gibt. Dabei erinnert er zwar eher an einen türkischen Wesir, aber in diesem bunten Mix aus Stereotypen und allerlei Versatzstücken aus Kino und Jugendbüchern ist das ebenso wenig verwunderlich wie ein bizarrer Gastauftritt des deutschen Modezars Harald Glööckler.
Fazit: Mike Marzuk verlegt die Abenteaer der Fünf Freunde nach Ägypten, was zu vielen Klischeebildern, aber auch zu rasanten Momenten führt.