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    Whiskey Tango Foxtrot
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Whiskey Tango Foxtrot
    Von Christoph Petersen

    Wenn man einen Frosch in lauwarmes Wasser setzt und langsam die Temperatur erhöht, dann soll er der Legende nach bei lebendigem Leib zu kochen beginnen, ohne einen Fluchtversuch zu unternehmen (in Wahrheit stirbt er schon bei etwa 40 Grad). In ihrer Autobiografie „The Taliban Shuffle: Strange Days In Afghanistan And Pakistan“ bedient sich die Kriegsjournalistin Kim Barker dieser Frosch-Metapher, um zu beschreiben, wie der krasse, für westliche Besucher ans Surreale grenzende Alltag in Kabul für sie und ihre Kollegen immer mehr zur süchtig machenden neuen Realität wurde. In ihrer tragikomischen Verfilmung des Buches unter dem Titel „Whiskey Tango Foxtrot“ (Militärcode für „What The Fuck“) würzen die Regisseure Glenn Ficarra und John Requa („Crazy Stupid Love“, „Focus“) die Gratwanderung zwischen investigativem Journalismus und hedonistischer Adrenalinsucht mit jeder Menge trocken-schwarzem Humor – und einer tollen Hauptdarstellerin, die sich zukünftig hoffentlich noch häufiger an ernsthaften Rollen versuchen darf.

    Die mit ihrer New Yorker Karriere als Autorin von TV-News unzufriedene Journalistin Kim Baker (Tina Fey) erklärt sich mehr aus einer Laune heraus bereit, während der Operation Enduring Freedom für drei Monate als Kriegsberichterstatterin nach Afghanistan zu gehen. Obwohl sie nicht den geringsten Schimmer hat, auf was sie sich dabei eigentlich einlässt, zögert sie gleich bei ihrem ersten Einsatz keine Sekunde, als es darum geht, ihr eigenes Leben aufs Spiel zu setzen, um ein Gefecht zwischen amerikanischen Soldaten und Taliban-Rebellen auf Video festzuhalten. Während sie mit ihren neuen Freunden - der australischen Korrespondentin Tanya Vanderpoel (Margot Robbie) und dem lüsternen schottischen Fotografen Iain MacKelpie (Martin Freeman) - die Nächte durchfeiert, gewöhnt sie sich immer mehr an das ebenso unwirkliche wie gefährliche Leben inmitten eines Kriegsgebiets. So werden aus drei Monaten Kabul schließlich mehrere Jahre – und auch die Risiken, die sie für eine gute Story einzugehen bereit ist, werden immer größer…

    Kim Barker pflegt in ihrem Buch einen ambivalenten, mitunter sogar widersprüchlichen Blick auf den Krieg, die Medien und auf sich selbst. In der Verfilmung wird aus der Zeitungsreporterin nun eine TV-Journalistin, aber die Darstellung des Widerstreits zwischen Selbstreflexion und Adrenalinrausch, Abenteuer und Verantwortung gelingt in „Whiskey Tago Foxtrot“ ähnlich überzeugend wie in der Vorlage – nur die letzten 20 Minuten sind dem Regieduo etwas zu süßlich-versöhnlich geraten. Erzählt wird von Kims mehrjährigem Kabul-Aufenthalt in der Form eher loser Vignetten – über die daraus resultierende leicht holprige Dramaturgie hilft neben den scharf geschossenen Pointen vor allem die Darbietung von Tina Fey („30 Rock“, „Sisters“) hinweg: Kriegsreporter sind nun mal in der Regel ein zynischer Haufen – und dass Fey trockene Oneliner serviert wie kaum eine andere, ist längst bekannt. Aber „Whiskey Tango Foxtrot“ bleibt eben keine reine Kriegssatire und so legt Fey nach und nach auch die inneren Konflikte ihrer Figur offen – und empfiehlt sich so für eine ähnliche Karriere wie die von Steve Carell, der ja auch schon seit einigen Jahren zwischen Brachialcomedys und Oscarkost hin und her wechselt.

    Wir haben im Kino – von „Killing Fields“ bis „The Bang Bang Club“ – nun oft genug testosterongestählte Macho-Frontreporter gesehen, weshalb schon allein die weibliche Perspektive „Whiskey Tango Foxtrot“ frisch wirken lässt: So fällt Tanya direkt mit der Tür ins Haus, als sie Kim in der Journalistenunterkunft erspäht und ganz selbstverständlich fragt: „Hast du was dagegen, wenn ich deine Security Guys ficke?“ Schwer ist es hier schließlich nicht, sich durchtrainierte Kerle abzugreifen, denn für Frauen gilt: Eine 6 in Manhattan ist eine 9 in Afghanistan, das ist der Kabul-Zuschlag! Bei der Untersuchung eines immer wieder gesprengten Dorfbrunnens findet Kim heraus, dass es nicht die Taliban, sondern die einheimischen Frauen waren, die eine alte Landmine in den Schacht geworfen haben – nur wenn sie zum Wasserholen bis zum Fluss laufen müssen, kommen sie endlich mal von ihren Männern weg. Aber auch in Bezug auf ihr progressives Frauenbild haben die Macher den Mumm, Widersprüche  zuzulassen, von denen es an diesem verrückten Ort wirklich mehr als genug gibt: So berichtet Barker etwa von der ersten offiziell zugelassenen weiblichen Autofahrerin Afghanistans, die ihren Wagen gleich beim ersten Versuch rückwärts in einen Essensstand setzt. Barkers treffend-trockener Kommentar: „That Sucks For Women!

    Fazit: Ein frischer, intelligenter, bissiger Blick auf den Beruf des Kriegsreporters, bei dem „Saturday Night Live“-Ikone Tina Fey zeigt, dass sie nicht nur Comedy beherrscht.

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