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    Der Schmetterlingsjäger
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Der Schmetterlingsjäger
    Von Gregor Torinus

    Der deutsche Filmemacher Harald Bergmann ist ein Spezialist für eigenwillige Essayfilme zu Literaten wie Rolf Dieter Brinkmann („Brinkmanns Zorn“) oder Friedrich Hölderlin („Hölderlin Trilogie“). Jetzt widmet er sich in „Der Schmetterlingsjäger – 37 Karteikarten zu Nabokov“ dem berühmten russisch-amerikanischen Autor Vladimir Nabokov. Im Mittelpunkt steht dabei jedoch nicht Nabokovs berühmter Skandalroman „Lolita“ von 1955, der unter anderem bereits von Stanley Kubrick verfilmt wurde. In „Der Schmetterlingsjäger“ beschäftigt sich Bergmann vielmehr in erster Linie mit Nabokovs philosophischen Betrachtungen zum Wesen der Zeit. Die Überlegungen des Schriftstellers sind ebenso wie seine Lebensgeschichte hochinteressant, Bergmanns ambitioniertes, aber unstrukturiert und etwas beliebig wirkendes Filmessay ist es hingegen kaum.

    „Der Schmetterlingsjäger“ besteht hauptsächlich aus assoziativ angeordneten Sequenzen auf der Grundlage von Vladimir Nabokovs Roman „Ada oder das Verlangen“ sowie seiner Autobiografie „Erinnerung, sprich“. Neben der Schilderung prägender Episoden aus dem bewegten Leben des Schriftstellers und Schmetterlingsexperten liegt das besondere Augenmerk auf Nabokovs intensiver Auseinandersetzung mit dem Phänomen der Zeit. Prägnante Zitate werden von Vladimirs greisem Sohn Dimitri vorgelesen, manche Passagen auch filmisch nachgestellt. Ein weiteres Element ist schließlich ein Dialog zwischen dem französischen Philosophen Heinz Wismann und dem deutschen Regisseur Klaus Wiborny zu der Frage, wie man überhaupt Nabokovs Gedanken in einem Film gerecht werden kann.

    Ganz zu Beginn von „Der Schmetterlingsjäger“ zeigt uns Harald Bergmann Schwarzweiß-Aufnahmen von Vladimir Nabokov, begleitend lässt er philosophische Reflexionen des Schriftstellers zum Dasein des Menschen verlesen. Nabokov beschreibt das Leben als ein kurzes Aufleuchten inmitten einer großen Finsternis. Für den Schriftsteller ist die Frage, was vor unserer Geburt war ebenso interessant, wie die Frage, was nach unserem Tod geschieht. Dieser Auftakt mag formal nicht sehr innovativ sein, trotzdem wird hier auf sehr pointierte Weise ein Themenfeld abgesteckt und Interesse geweckt. Im Anschluss entscheidet sich Regisseur Harald Bergmann jedoch für eine deutlich experimentellere Vorgehensweise und das tut dem Film weniger gut.

    Die assoziative Verknüpfung von Episoden aus dem Leben des berühmten Autors mit seiner Gedanken- und Ausdruckswelt wirkt gewollt bis banal, zumal sich Bergmann  große Freiheiten nimmt und willkürlich Imaginiertes neben Verbürgtes stellt. Die Unbeholfenheit mancher mitwirkender Laiendarsteller und auch die schwache und müde Stimme von Nabokovs 2012 verstorbenem Sohn Dimitri, die oft in krassem Widerspruch zum vorgetragenen Text steht (etwa wenn es um das Gefühl von Ekstase geht), sorgen für zusätzliche Irritationen. Die kann auch das programmatische Gespräch zwischen dem Philosophen und dem Filmemacher kaum lindern. Hier werden zwar einige grundsätzlich bedenkenswerte Fragen aufgeworfen, aber die Diskussion ist letztlich kaum mehr als ein ermüdender Schlagabtausch unter Experten. Dabei tritt insbesondere der Philosoph Heinz Wismann (er schreckt nicht einmal davor zurück, seinen Gesprächspartner als Dummkopf zu bezeichnen) mit einer schulmeisterlichen Penetranz auf, die symptomatisch ist für diesen Film, der für alle Nicht-Spezialisten unzugänglich bleibt und sich so am Ende als wenig erhellend erweist.

    Fazit: Wer sich für Vladimir Nabokovs hochinteressante Überlegungen zum Phänomen Zeit interessiert, der liest am besten die Originaltexte des Schriftstellers, denn Harald Bergmanns Dokumentation zum Thema ist prätentiös und überlang.

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