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Anonymer User
5,0
Veröffentlicht am 19. Oktober 2023
Die Ausgangssituation könnte unterschiedlicher nicht sein: die Novizin Ida (Agata Trzebuchowska) und ihre Tante Wanda (Agata Kulesza), eine versoffene Hure, machen sich auf, um das Grab von Idas Eltern zu finden. In stringenten s/w Bildern erzählt Regisseur Paweł Pawlikowski dieses Roadmovie, das in den 60er Jahren in Polen spielt. Lange Einstellungen und längere wortlose ruhige Passagen brennen den Film in die Seele der Zuschauer. Vor allem gegen Ende, wenn die Dialoge immer seltener werden, bevor sie völlig verschwinden, graben sich die Bilder besonders tief in die Erinnerung. Hinzukommt dass im Verlauf des Films immer neue brisante Details über die beiden Frauen auftauchen. Tante Wanda hat eine stalinistische Vergangenheit als Richterin und Ida heißt eigentlich Anna und ist Jüdin. Es ist letztlich auch eine Auseinandersetzung von Polens Umgang mit seiner Geschichte, der nicht jedem gefällt. Hierbei spielt der Glaube ja auch eine wichtige Rolle. Vor allem die finale Entscheidung der beiden Frauen überrascht und beeindruckt zutiefst. Wandas nicht vorhersehbarer Abgang mit Klassik unterlegt wird durch ein Staatsbegräbnis der Partei ironisch überhöht und Ida/Anna versucht vorübergehend Wandas Lebensgewohnheiten nachzuvollziehen. Sie schlüpft buchstäblich in Wandas Schuhe und Kleider. So kann sie später einmal sagen, sie weiß, vorauf sie verzichtet hat. Agata Trzebuchowska gibt dem Film ein Gesicht: stets den Blick gesenkt und wortkarg. Diese Newcomerin wirkt in ihrer madonnenhaften Schönheit unheimlich authentisch. Der Auslands Oscar ist wirklich verdient. Ein Frauenfilm mit emanzipatorischen Aspekten der auch Verantwortung für die Vergangenheit übernimmt. Ein seltenes Juwel.
''Ida'' verliert sich zu sehr in seiner auf Kargheit und Langsamkeit bedachten Inszenierung, ohne dass durch die bewusste Länge der Einstellungen und die markanten Bildkompositionen sich ein Gefühl einstellen würde. Vielmehr wirkt die Inszenierung von ''Ida'' kühl, ohne analytisch zu sein, und trostlos, ohne empathisch zu sein; die Bilder folgen einem inszenatorischen Programm, welches in der Geschichte nicht keinen Rückhalt findet. Denn währen die Bilder die Aufmerksamkeit genussvoll, wenn auch effektlos, auf sich selbst zu ziehen versuchen, scheint die Geschichte sehr kausal, beinahe etwas belehrend angelegt, so als arbeite sie auf einen gewissen Punkt hin. Die Figurenkonflikte sind jedoch sehr schnell offenbart, die Gegensätze werden nur noch ausgeschlachtet, und dies auch noch jede filmische Originalität.
Ein sehr Intellektueller Film aus den sechziger Jahren in Polen. Ähnlich wie in dem Film Philomenia geht es um die Entwicklung einer jungen Frau nach dem Zweiten Weltkrieg in einem polnischen Kloster. Die Auseinandersetzung mit den Themen sind in diesem Film sehr viel enger gestaltet. Es ist interessant einen Blick in das damalige Polen zu machen.
Ein Preview lief bereits am 26. März in Kino Traumstern in Lich. Ich war dabei und gebe eine klare Empfehlung ab. Ich finde den Film sehr sehenswert und besonders für Bild & Kamera interessierte ein MUST SEE! Formell ist der Film auf Schwarz-Weiß – mit einer sehr breiten Graupalette - reduziert. Das sehr weiche und diffuse Licht und die konzentrierte Bildkomposition der Kamera, die fast vollständig auf Bewegung verzichtet, komponiert sehr gut mit einer ruhigen Musik und direkten, unauffälligen Schnitt. Ein wirklich guter Film, der an die besten polnischen Filme der 50-ger und 60-er Jahre anknüpft aber trotzdem sehr frisch und modern – für mich vor Allem durch den Bildaufbau – bleibt. Was braucht man mehr? Vielleicht nur einen kleinen, alten Kinosaal mit eher zu wenigen als zu vielen Gästen, und eventuell einen oder zwei Freunde, mit denen man danach noch etwas trinken und reden gehen kann. Also...?