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    Al-khoroug lel-nahar – Coming Forth By Day
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Al-khoroug lel-nahar – Coming Forth By Day
    Von Michael Meyns

    Als erster ägyptischer Film nach dem Arabischen Frühling wurde Hala Loftys Debüt „Al-khoroug lel-nahar – Coming Forth By Day“ angepriesen, als er im Februar 2013 auf der Berlinale lief. Dort war das karge Drama im Forum zu sehen, die ideale Sektion für einen künstlerisch ambitionierten, manchmal auch überambitionierten Film, der ein geradezu idealtypisches Beispiel für eine Art von Kino ist, die man als Festival-Miserabilismus beschreiben könnte. Doch auch wenn die Geschichte einer nicht mehr ganz jungen Frau, die sich aufopferungsvoll um ihren sterbenskranken Vater kümmert und darüber fast ihr eigenes Leben vergisst, sich nicht von den Mustern des Arthouse-Kinos entfernt, liefert besonders der quasi dokumentarische Blick auf das Leben Kairos spannende Einblicke in die ägyptische Realität.

    Ein Vorort von Kairo: In einer verwinkelten Wohnung lebt Soad (Donia Maher) mit ihren Eltern. Ihr Vater (Ahmad Lutfi) ist sterbenskrank und benötigt ständige Pflege. Bei dieser Arbeit wechselt sich Soad mit ihrer Mutter (Salma Al-Najjar) ab, die zudem in einem Krankenhaus arbeitet. Stoisch erledigen die beiden Frauen ihre Arbeit, Konflikte brechen nur gelegentlich auf, doch immer mehr fragt sich Soad, ob sie nicht ihr Leben vergeudet.

    Die Handlung von „Coming Forth By Day“ ist schnell erzählt, denn es passiert – böse Zungen mögen behaupten wie es sich für echtes Arthouse-Festival-Kino gehört – so gut wie nichts. Es dauert dann auch knapp über die Hälfte der Spieldauer, bis Soad (und mit ihr der Zuschauer) zum ersten Mal die heimische Wohnung verlässt, bis ein wenig Licht die bis dahin ganz ins Halbdunkel getauchten Bilder durchflutet. Nicht umsonst bezieht sich der Titel auf das berühmte Buch der Toten der ägyptischen Mythologie, das den Übergang vom Reich der Lebenden in das der Toten als Gang ins Licht beschreibt.

    Zwar ist es nicht Soad, die sterben wird, ihr Leben verläuft aber so eintönig, ihr Gesicht ist so von Erschöpfung geprägt, dass sie fast wie eine lebende Tote wirkt. Während draußen die Proteste auf dem Tahir-Platz in Gange sind, während Ägypten im Aufruhr ist, läuft das Leben im Inneren der Wohnung an Soad vorbei. Per Radio oder Fernsehen erreichen Nachrichtenfetzen auch die junge Frau, doch die Umwälzungen, die die Revolution verspricht, werden – so scheint es die Regisseurin anzudeuten – spurlos an Soad - und wohl nicht nur an ihr - vorbei gehen.

    Erzählerisch ist das nur bedingt interessant. Zu  schematisch bleibt die Figurenkonstellation in Hala Loftys Drama die gesamte Laufzeit über. Sehenswert ist „Coming Forth By Day“ trotzdem und zwar durch seinen Blick auf das Leben Kairos. Schon in den langen Sequenzen innerhalb der Wohnung zeigte sich die große Qualität Loftys, naturalistische Bilder einzufangen, Szenen nicht durch viele Schnitte zu zerstückeln, sondern sich langsam entwickeln zu lassen. Und wenn dann Soad endlich die Wohnung verlässt und durch das abendliche, dann nächtliche Kairo zieht, in das Gewirr der Stadt eintaucht, kann sich diese Qualität ganz entfalten. In messerscharfen Digitalbildern wird das Leben der ägyptischen Hauptstadt eingefangen, in dem die Hoffnung der Revolution zu spüren ist, aber auch die Befürchtung, dass auch diese Hoffnung sich als trügerisch erweisen wird.

    Fazit: Mit ihrem Debütfilm „Al-khoroug lel-nahar – Coming Forth By Day“ wandelt die ägyptische Regisseurin Hala Lofty auf ausgetretenen Arthouse-Spuren: Inhaltlich karg und fast bis zur Unkenntlichkeit reduziert, besticht ihr Film vor allem durch seinen fast dokumentarischen Blick auf das Leben in Kairo.

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