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    The Interview
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    The Interview
    Von Christoph Petersen

    Kein Kinostart hat 2014 auch nur annähernd ein solches Aufsehen erregt wie der von „The Interview“. Während selbst Blockbuster wie „Die Tribute von Panem 3“ oder „Interstellar“ allenfalls in der Startwoche mal auf einer Titelseite auftauchten, dominiert die Komödie des Regie-Duos Seth Rogen und Evan Goldberg nun schon seit Wochen und Monaten die internationalen Schlagzeilen: Erst hat der Oberste Führer Nordkoreas Kim Jong-un verkünden lassen, dass eine Veröffentlichung des Films einer Kriegserklärung seitens der USA gleichkäme. Dann folgte der jetzt schon legendäre Hack der Sony-Server, der nicht nur illegale Kopien etwa von „Herz aus Stahl“ oder „Annie“ ins Netz spülte, sondern von Drehbüchern über E-Mails bis hin zu Sozialversicherungsnummern praktisch sämtliche Interna des Hollywoodstudios in die Öffentlichkeit zerrte. Und schließlich gab es auch noch Terrordrohungen, die nicht nur zur zwischenzeitlichen Absage des Kinostarts geführt, sondern sogar eine Reaktion von US-Präsident Barack Obama provoziert haben. Aber ist der Film die ganze Aufregung wirklich wert und muss man ihn als potenziellen Welkriegsauslöser in einer Reihe mit dem Sarajevo-Attentat und Deutschlands Überfall auf Polen betrachten? Sagen wir mal so: Es geht in „The Interview“ weniger darum, ob Kim Jong-un sein Volk nun verhungern lässt, statt vielmehr darum, ob Nordkoreas Diktator ein Poloch hat oder nicht...

    Mit seiner naiv-einfühlsamen Art entlockt TV-Moderator Dave Skylark (James Franco) seinen prominenten Gästen regelmäßig ihre bestgehüteten Geheimnisse: In seiner Talkshow „Skylark Tonight“ outet sich Eminem als schwul und Rob Lowe als Glatzkopf. Ein weiterer bedeutender Pfeiler für den Erfolg: Daves bester Kumpel und Produzent Aaron Rapaport (Seth Rogen), der hinter den Kulissen die Strippen zieht, sich als studierter Journalist allerdings zunehmend unterfordert fühlt. Als Dave aus einer TV-Reportage erfährt, dass Kim Jong-un zwar Amerika verachtet, aber seine Talkshow verehrt, sieht er eine Chance, seinen Freund wieder aufzuheitern: ein exklusives Interview mit dem Obersten Führer Nordkoreas! Das wären schließlich mal echte Nachrichten. Aaron ist zunächst skeptisch, fragt dann aber doch einfach mal an – und erhält völlig unerwartet eine positive Antwort. Aber als ob ein Interview mit einem rücksichtslosen Diktator nicht schon Herausforderung genug wäre, bittet sie die CIA-Agentin Lacey (Lizzy Caplan) auch noch um einen kleinen Gefallen: Wo die TV-Macher sowieso schon in Nordkorea sind, könnten sie doch bitte gleich auch noch Kim Jong-un eliminieren…

    Wenn in der ersten Einstellung ein niedliches nordkoreanisches Mädchen mit Engelsstimme bei einem Militärempfang davon zwitschert, wie sehr sie sich wünscht, dass die Amerikaner noch zu Lebzeiten ihres Führers möglichst grausam dahinsiechen mögen, hofft man noch auf eine rabenschwarze Komödie, die dem ganzen Trubel gerecht würde. Aber die erste ist zugleich auch die bissigste Szene in „The Interview“. Die folgenden Seitenhiebe auf das amerikanische Showbusiness haben zwar Witz (vor allem die Idee, dass Eminem in seinen Songtexten schon immer eine „homosexuelle Spur“ hinterlassen hat), aber weil die meisten der Stars selbst im Film mitspielen, sind die Pointen dementsprechend auch nie richtig böse (vergleichbar mit den kontrolliert-gemeinen Gags des Moderators bei der Oscar-Verleihung). Und Nordkorea kommt dann sogar überraschend gut weg: Zwar wird ein gutbestückter Supermarkt mit dickem Kind davor später als Attrappe entlarvt, aber ansonsten werden die menschenunwürdigen Zustände in der Diktatur konsequent ausgespart. Für Kim Jong-un selbst mag die „Poloch-Kontroverse“ und die Idee eines Anschlags auf ihn ausreichen, um der westlichen Welt den Krieg zu erklären, aber für ein Kunst- und Meinungsfreiheit gewöhntes Publikum mutet diese Form der Satire dann doch vergleichsweise zahnlos an.

    Apropos Poloch-Kontroverse (hätte Kim Jong-un eins, würde das beweisen, dass er doch kein Übermensch ist): Nur weil den Pointen der Biss fehlt, heißt das keinesfalls, dass sie nicht zünden. Vielmehr beweisen die „Das ist das Ende“-Masterminds einmal mehr, dass niemand (außer vielleicht die „South Park“-Schöpfer) pubertäre Jokes so sympathisch-schmerzbefreit auf die Leinwand bringt wie sie: Der Fäkalhumor ist hier nicht weniger zum Fremdschämen als anderswo, aber dafür sind die Seth-Rogen-Anal-Festspiele zumindest echt lustig (na, wo versteckt man das dildoförmige Drohnenpaket wohl am besten?). Tausendsassa James Franco, der Blockbuster-Star, Indie-Ikone, Cola-Werbeträger, Profi-Poet und vieles mehr in sich vereint, ist hingegen ja längst selbst eine Kunstfigur, deshalb war es auch nur logisch, dass er sich in „Das ist das Ende“ selbst verkörpert hat. In „The Interview“ schaltet Franco nun noch einmal einen Gang hoch: Seiner Universal-Karikatur aller übertrieben-einfühlsamen Talkshow-Hosts dieser Welt (so etwas wie Oprah Winfrey auf Crack) würden auch wir sofort alle unsere intimsten Geheimnisse offenbaren – und es wäre uns ganz gleich, ob dabei ein Millionenpublikum zuschaut.

    Fazit: Kurzweilige Komödie, schlappe Satire: „The Interview“ kann man sich gut angucken, aber ihre Nuklearwaffen dürfen die Staatschefs dieser Welt getrost steckenlassen.

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