Ende der 90er-Jahre gelang Peter Thorwarth mit „Bang Boom Bang“ ein Kunststück, an dem sich international schon viele Regisseure vor ihm versuchten: eine lässige Gauner-Komödie im Stile eines Quentin Tarantino zu drehen, die trotz des großen Vorbilds aber genug Eigenständigkeit hatte. Mit seinem per Crowdfunding und lokalen Sponsoren finanzierten Regiedebüt „King Ping – Tippen Tappen Tödchen“ versucht Claude Giffel dem – allerdings mit beschränkteren finanziellen Möglichkeiten – nachzueifern. Viel mehr als ein paar schräge Figuren möglichst skurrilen Situationen auszusetzen, um dann mal zu schauen, was dabei rauskommt, fällt ihm aber nicht ein. So ist Giffels Wuppertal-Krimikomödie nicht kultig, sondern eher ermüdend.
Als die Ermittlungen gegen einen Kinderporno-Ring trotz erdrückender Beweise ins Stocken geraten, nimmt Polizist Clemens "King" Frowein (Sierk Radzei) das Gesetz in die eigene Hand – und wird prompt suspendiert. Fortan arbeitet er als Pinguinpfleger im Wuppertaler Zoo. Als eine seltsame Mordserie die Stadt erschüttert, kann er jedoch nicht von seinem alten Job lassen und ermittelt auf eigene Faust. Unterstützt wird er dabei von seinen beiden Zookumpels Sülli (Sinan Akkus) und Salva (Marco Wohlwend). Als er dem Täter auf die Spur kommt, gerät er aber in den gefährlichen Strudel einer mysteriösen Sekte. Zum Glück kann er, wenn es brenzlig wird, immer auf den Rückhalt der schrillen Friseuse Biggi (Bela B.) und des Rausschmeißers Wölfken (Hans-Martin Stier) zählen.
Mangelnde Experimentierfreude kann man dem TV-erfahrenen Regisseur Claude Giffel („Verbotene Liebe“, „Alles was zählt“) bei seinem Spielfilmdebüt sicherlich nicht vorwerfen, besonders optisch tobt er sich gewaltig aus. Doch die eingesetzten Mittel wirken wahllos: Zeitlupe hier, Sepia-Filter dort, dazwischen noch ein paar Comic-Strips mit einem Pinguin – zu einem stimmigen Ganzen fügt sich dieser wilde Mix zu keiner Zeit zusammen, sondern stellt mit zunehmender Dauer vielmehr eine Geduldsprobe dar. Doch die optischen Spielereien würden nicht weiter stören, gäbe es nicht ein viel fundamentaleres Problem: das offensichtliche Desinteresse an Story und Figuren. Halbherzig wird der unausgegorene Krimiplot vorangetrieben, der weniger vom massigen Clemens "King" Frowein als vom Zufall bestimmt wird: Stockt die Story, zaubert Giffel einfach eine neue Figur wie etwa die „Puffoma“ (Lore Duwe) aus dem Hut, die kurz ein paar entscheidende Stichworte liefert und danach genauso schnell verschwindet, wie sie zuvor auftauchte.
Während Giffel bei der Optik seines Films Mut beweist, bleiben die Figuren trotz ihrer bemüht zur Schau gestellten Extravaganz reichlich abgeschmackt. Vom nervigen Schmeißfliegen-Reporter über das tollpatschige Polizisten-Duo bis hin zum schwulen Puff-Rausschmeißer tummeln sich zahlreiche ungewöhnliche Charaktere im zwielichtigen Milieu, wirklich originell ist jedoch keiner von ihnen. Die für eine solche Low-Budget-Produktion beachtliche Besetzung um Die-Ärzte-Schlagzeuger Bela B. und „Stromberg“ Christoph Maria Herbst bemüht sich nach Kräften das Beste aus den flachen Charakteren herauszuholen, letztlich gelingt es aber auch ihnen zu selten die inhaltlichen Schwächen zu überspielen. Zumindest das Lokalkolorit sorgt zwar für das ein oder andere Schmunzeln, die Mehrzahl der Einfälle sind jedoch so alt wie die Wuppertaler Schwebebahn. Statt chaotischen Indie-Charme zu versprühen, driftet „King Ping“ daher schon bald in gepflegte Langeweile ab.
Fazit: Die Krimikomödie „King Ping“ ist kein deutsches Low-Budget-„Pulp Fiction“, sondern trotz guter Schauspieler und gelungenen Momenten meist eine ziemlich dröge Angelegenheit.