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    Die Genialität des Augenblicks - Der Fotograf Günter Rössler
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Die Genialität des Augenblicks - Der Fotograf Günter Rössler
    Von Katharina Granzin

    Er machte viele, viele Bilder für Zeitschriften wie „Modische Maschen" oder „Sibylle" und er war einer der renommiertesten Modefotografen der DDR. Erst relativ spät wurde Günter Rössler durch seine Aktfotografie richtig bekannt, obwohl er diese schon viele Jahre betrieben hatte, als er 1979 die erste Akt-Einzelausstellung in der DDR eröffnen konnte. Die Werkschau im sächsischen Grimma war nicht nur sein Durchbruch als eigenständiger Fotokünstler, sondern bedeutete auch die offizielle Anerkennung der Aktfotografie als künstlerische Disziplin in der DDR. In seinem dokumentarischen Filmporträt „Die Genialität des Augenblicks – Der Fotograf Günter Rössler" befragt der Regisseur Fred Willitzkat nicht nur den Künstler selbst zu Schlüsselthemen seiner Biografie, sondern lässt vor allem sehr viele Frauen zu Wort kommen: ältere, die vor etlichen Jahrzehnten vor Rösslers Objektiv gestanden haben, und junge, die erst irgendwann in den vergangenen Jahren von dem Fotografen entdeckt wurden. Dabei entsteht das Bild eines sympathischen, bescheidenen Mannes mit Kamera, dem die Frauen vertrauen. Dazwischen sieht man viele, viele Rössler-Bilder, Akt- und Modefotos, die alle eines gemeinsam haben: Sie sind einfach sehr schön.

    „Andachtsbilder" habe er machen wollen, „Heiligenbilder", so sagt es eines von Rösslers ehemaligen Modellen, eine Frau, die später selbst Fotografin wurde. Er würde niemals Bilder machen, die wehtun, anders als sie selbst, die einen ganz anderen, einen weiblichen Blick habe. Und eine noch sehr junge Frau, die erst unlängst von Rössler fotografiert worden sein kann, sagt den sehr aufschlussreichen Satz, Aktbilder von Frauen seien ja häufig für die „Zielgruppe Mann" gemacht, beim Betrachten von Günter Rösslers Fotos dagegen habe sie das Gefühl, auch sie selbst als Frau dürfe diese Bilder schön finden. Rössler selbst erzählt, wie er seine Modelle gefunden hat: Junge Frauen, die ihm gefielen, habe er einfach auf der Straße angesprochen und nur sehr selten jemals eine Absage erhalten. Dabei ging es stets zunächst um Modefotografie, die ja die Haupterwerbstätigkeit des seit den 50er Jahren freiberuflich arbeitenden Rössler ausmachte. Die Aktfotografie kam oft hinzu, wenn nach einer gewissen Zeit der Zusammenarbeit ein Vertrauensverhältnis entstanden war.

    Dasselbe Vertrauensverhältnis zwischen den Protagonisten vor und hinter der Kamera merkt man auch Fred Willitzkats Film an. Günter Rössler und die Frauen in seinem Leben – darunter auch seine Ehefrau Kirsten Schlegel, die in den 80er Jahren von ihm als Fotomodell entdeckt wurde, und seine beiden Töchter – sitzen vor der laufenden Kamera und plaudern so unbefangen wie mit einer guten Freundin. Das macht dieses filmische Porträt so warm und lebendig, dass man sich als Zuschauer darin aufgehoben fühlt wie in einer großen Familie. Zwar wäre sicherlich auch ein ganz anderer Rössler-Film denkbar gewesen; ein Film, in dem der Fotograf und seine Arbeit stärker in Bezug gesetzt worden wäre zum politischen und kulturellen Kontext; in dem man noch stärker hinterfragt hätte, inwiefern sich etwa in Rösslers Bildern ein irgendwie DDR-spezifisches, emanzipiertes Frauenbild spiegelt. Aber nach allem, was Günter Rössler selbst hier erzählt, haben den Fotografen solche Fragen wahrscheinlich nie besonders interessiert. Und der empathische Gestus seiner Fotografie findet sich im ebenso empathischen Ansatz dieses filmischen Porträts eine sehr adäquate und schöne Entsprechung.

    Fazit: „Die Genialität des Augenblicks" ist ein Porträt des DDR-Fotografen Günter Rössler, der vor allem mit Aktfotografie berühmt wurde. Dem Regisseur Fred Willitzkat gelingt ein ästhetisch ansprechend gestalteter und abwechslungsreicher Dokumentarfilm, der nicht zuletzt durch seine unbefangenen Interviews besticht.

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