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    Das grenzt an Liebe
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Das grenzt an Liebe
    Von Carsten Baumgardt

    Vor einem Vierteljahrhundert drehte der vielseitige Regisseur Rob Reiner (zu seinen Werken zählen so unterschiedliche Filme wie das Militär-Drama „Eine Frage der Ehre“, das Musik-Mockumentary „This Is Spinal Tap“ oder der märchenhafte „Die Braut des Prinzen“) einen absoluten Klassiker des Romantik-Kinos: „Harry und Sally“. Im Gegensatz zu seinen damaligen Hauptdarstellern Meg Ryan (bisher letzter Hit: „E-Mail für dich“, 1998) und Billy Crystal (spielte 2012 in dem nicht gerade bemerkenswerten „Die Bestimmer“ seine erste Hauptrolle seit Jahren) ist Reiner weiterhin ordentlich im (Film-)Geschäft und veröffentlicht ungefähr im Zwei-Jahres-Rhythmus neue Kinoregiearbeiten, selbst wenn der jüngste Hit mit „Das Beste kommt zum Schluss“ schon von 2007 datiert. Für „Das grenzt an Liebe“, seine erste ausgemachte romantische Komödie seit „Wo die Liebe hinfällt…“ mit Kevin Costner und Jennifer Aniston vor fast zehn Jahren, engagierte Reiner mit seinem „Hallo, Mr. President“- Hauptdarsteller Michael Douglas und Diane Keaton zwei großartige Altstars und zeigt erneut sein Händchen für treffende Besetzungen. Es sind die beiden Oscar-Preisträger, die seinem gefälligen, aber auch harmlosen und konventionellen Film Charme und Esprit verleihen.

    Seit seine geliebte Frau vor gut zehn Jahren gestorben ist, hat der Immobilienmakler Oren Little (Michael Douglas) mit seinen Mitmenschen abgeschlossen. Im Örtchen Fairfield nahe New York kümmert sich der Mittsechziger ausschließlich um seine eigenen Interessen und seine Mitbewohner in einem Apartmenthaus halten ihn für einen echten Griesgram. Akribisch verfolgt Oren sein letztes großes Projekt vor dem Ruhestand: Er möchte seine leerstehende Prachtvilla aus dem Familienbesitz für 8,6 Millionen Dollar verkaufen und sich aufs Altenteil zurückziehen. Seine Kollegen halten den Preis für völlig überhöht, aber das stört den willensstarken Alten nicht im Geringsten. Doch dann muss sein auf die schiefe Bahn geratener und von Oren entfremdeter Sohn Luke (Scott Shepard) eine Haftstrafe antreten und hat niemanden, der sich um seine Tochter Sarah (Sterling Jerins) kümmern kann. Der geläuterte Sohn steht nun mitsamt Enkelin bei Oren vor der Tür, aber der lehnt die Verantwortung ab und überlässt es erst einmal seiner Nachbarin, der Bar-Sängerin Leah (Diane Keaton), sich des eingeschüchterten zehnjährigen Mädchens anzunehmen. Doch langsam kommt Oren Leah und Sarah näher, ganz allmählich wagt er sich aus seinem emotionalen Schneckenhaus heraus…

    Filme für eine Zielgruppe jenseits der 60 sind trotz jüngster Überraschungserfolge wie „Wenn Liebe so einfach wäre“, „Wie beim ersten Mal“ oder „Best Exotic Marigold Hotel“ immer noch selten. Die Hollywood-Strategen hinken der demographischen Entwicklung und den wachsenden Besucherzahlen unter den Best Agern  hinterher und so sind Filme für Senioren weiterhin Nischenprodukte. Im amerikanischen Kinosommer 2014, der wie üblich von Action-Blockbustern dominiert wird, ist die romantische Komödie „Das grenzt an Liebe“ nun das Alternativprogramm für das reife Publikum: Unter der Regie des 67-jährigen Rob Reiner stehen der beim Dreh 68-jährige Michael Douglas („Wall Street“, „Traffic“) und die im Sommer 2013 67-jährige Diane Keaton („Der Pate“, „Was das Herz begehrt“) im Zentrum der Erzählung. Und im Gegensatz zu vielen ihrer Hollywood-Kolleginnen und –Kollegen haben die beiden es nicht nötig, auf ewig jugendlich zu machen. Douglas hat sein altes Image abgelegt (sein „Fick des Jahrhunderts“ mit Sharon Stone in „Basic Instinct“ liegt gerade etwas über 20 Jahre zurück) und wird äußerlich seinem Vater Kirk Douglas immer ähnlicher, aber sein ganz eigenes Charisma ist altersunabhängig und das Gleiche gilt auch für den exzentrischen Charme von Diane Keaton, der ihr bereits 1978 einen Oscar für ihre legendäre Rolle als Annie Hall in Woody Allens „Der Stadtneurotiker“ einbrachte.

    Die beiden spielfreudigen Stars halten „Das grenzt an Liebe“ auf Betriebstemperatur. Michael Douglas gibt Oren Little als milden Misanthropen, er ist arrogant, selbstgefällig und ein wenig verbittert, aber er besitzt ein gutes Herz  – und das wird von Diane Keaton als emotionale Nachbarin Leah wieder freigelegt. Die Geschichte aus der Feder von Drehbuchautor Mark Andrus („Besser geht’s nicht“, „Das Haus am Meer“) ist dabei vollkommen vorhersehbar: Dass Oren vom Saulus zum Paulus mutiert, ist so klar wie das Amen in der Kirche – ebenso wie der Verlauf der Beziehung zu Sängerin Leah und die gesamte übrige Handlung. Hier geht es aber wie so oft in der romantischen Komödie nur am Rande um das „Was“ und dafür umso mehr um das „Wie“. Die Chemie zwischen Douglas‘ knorrig-selbstsicherem Makler und Keatons (zu Unrecht) mit wenig Selbstbewusstsein ausgestatteter pathologischer Heulsuse stimmt einfach: Er gibt ihr Zutrauen in ihre Musik und sie macht in ihm den Menschen sichtbar, der er vor dem Tod seiner Frau war. Rob Reiner wiederum, der als toupettragender Leah-Manager Artie auch eine (eher überflüssige) Nebenrolle spielt, mag zwar gegenüber früheren Filmen wie „Stand By Me“ oder „Misery“ an inszenatorischem Drive eingebüßt haben, aber sein Gespür für amüsante Situationen ist durchaus noch intakt (ein Höhepunkt ist die tapsige sexuelle Annäherung zwischen den etwas eingerosteten Protagonisten) und auch das herzerwärmende Ende wirkt keineswegs aufgesetzt.

    Fazit: Mit der romantischen Komödie „Das grenzt an Liebe“ legt Regisseur Rob Reiner unaufgeregtes Best-Ager-Kino vor, das vor allem durch das charmante Spiel seiner beiden Hauptdarsteller Michael Douglas und Diane Keaton unterhält.

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