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    Gespensterjäger
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Gespensterjäger
    Von Thomas Vorwerk

    Lustige Gespensterfilme im Gefolge bekannter Franchises waren in den vergangenen Jahren („Hui Buh - das Schlossgespenst“, „Das kleine Gespenst“) in Deutschland recht erfolgreich. Anlass genug, ein frühes Werk der weltweit bekannten, aus dem westfälischen Dorsten stammenden Bestseller-Autorin Cornelia Funke („Die wilden Hühner“, „Tintenherz“) ins Kino zu bringen. Unter der Regie des Comedy-Experten Tobi Baumann („Der Wixxer“, „Vollidiot“) wurde so aus einer mittlerweile auf vier Bände angewachsenen „Abenteuergeschichte für lesefaule Achtjährige“ (so soll es Funke selbst einmal formuliert haben) ein deutlich ambitionierterer Kinofilm mit Starbesetzung und aufwändigen Spezialeffekten. In der abenteuerlichen Fantasy-Komödie „Gespensterjäger“ soll ganz offensichtlich nicht nur Kindern, sondern auch Erwachsenen etwas geboten werden, wobei man sich allerdings sehr auf das potenzielle internationale Publikum konzentriert - und das deutsche etwas aus den Augen verliert.

    Der elfjährige Tom Tomsky (Milo Parker) geht ungern in den Keller, er ist etwas ängstlich. Nach anfänglichen Schwierigkeiten wird er aber trotzdem zum besten Freund des vorübergehend im Untergeschoss spukenden „MUG“ (steht für: mittelmäßig unheimliches Gespenst) Hugo (Stimme: Bastian Pastewka), der von einem mächtigeren Gespenst aus der Villa, in der er sonst herumgeistert, vertrieben wurde. Tom und Hugo erbitten die Hilfe der Gespensterjägerin Hedwig Kummersaft (Anke Engelke), um das „UEG“ (Urzeitliches Eis-Gespenst) daran zu hindern, die ganze Stadt einzufrieren. Leider hat Hedwig aber andere Probleme und ist weder ein Kinderfreund noch ein Fan von Schleimgespenstern wie Hugo...

    Der kleine Hauptdarsteller Milo Parker („Mr. Holmes“) lädt mit viel Charisma zur Identifikation ein, er hat ganz typische Jungen-Probleme (eine nervige größere Schwester; Eltern, die ihn nicht ernst nehmen), muss Durchsetzungsvermögen und Mut beweisen und besiegt das Kältegespenst schließlich durch eine der wichtigsten Tugenden (nicht nur) der Kindheit: die Freundschaft. Das ist liebevoll erzählt, dazu sorgen  die Komödienprofis Anke Engelke und Bastian Pastewka für kindgerechte Lacher und so funktioniert „Gespensterjäger“ als Film für junge Zuschauer gut. Doch damit begnügen sich die Macher nicht, sie wollen auch Erwachsene unterhalten wie sie selber bei jeder Gelegenheit betonen - und das möglichst weltweit. Mit diesen Versuchen sind sie jedoch weniger erfolgreich.    

    Wenn Christian Ulmen („Herr Lehmann“) als Vater zu Tom sagt: „Als ich in deinem Alter war, habe ich ständig unter der Bettdecke ‚gar nichts‘ gemacht“, werden die kleinsten Gespensterfans das nicht verstehen, aber der Gag lädt immerhin alle großen Kinder zum Schmunzeln ein, bei den allgegenwärtigen humoristischen Abkürzungen (etwa „NSA“ für „Nicht identifizierter Spuk-Angriff“ oder „RAMMLA“ für „Rachsüchtiger Mann mit Langeweile“) ist das schon eher fraglich. Letztlich wirkt der Film am echtesten und am wenigstens berechnet, wenn der Lust am Kindlich-Albernen nachgegeben wird, wenn also Dinge als „lurchpupsgrün“ umschrieben werden oder der eingeschrumpfte Christian Tramitz („Der Schuh des Manitu“) in eine fistelige Piepsstimme verfällt.

     

    Das Schielen aufs internationale Publikum zeigt sich in der wenig überzeugenden Andeutung eines komplexen erzählerischen Universums (auch für etwaige Fortsetzungen) über die Organisation „CGI“. Die ist wie der ganze Film gleichsam im luftleeren Raum angesiedelt: Man kann sich nicht einmal sicher sein, ob an diesem unspezifischen Ort Deutsch oder Englisch die Amtssprache ist. Ähnlich unentschieden fällt dabei auch die Figurenzeichnung aus. Christian Tramitz pendelt zwischen skrupellosem Karriereschwein und weinerlicher Witzfigur, während Karoline Herfurth („Fack ju Göhte“) als Chefin sich vor allem durch strenges Erscheinungsbild bei gleichzeitiger kompletter Inkompetenz auszeichnet. Und gerade bei der Kombination von Komödie mit Übernatürlichem, wie sie in Hollywood-Vorbildern wie „Ghostbusters - Die Geisterjäger“ oder „Men in Black“ so vorzüglich klappt, bleibt „Gespensterjäger“ technisch wie erzählerisch hinter der Konkurrenz zurück.

    Fazit: „Gespensterjäger“ ist solide Unterhaltung für Kinder, die statt internationaler Ambitionen ruhig ein wenig mehr Lokalkolorit hätte vertragen können.

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