Zwar wird am Anfang kurz eingeblendet, dass es sich um „eine wahre Geschichte“ handelt, aber bis zum Abspann hat man das längst wieder vergessen. Denn so seltendämlich wie diese ein Geldtransportunternehmen ausraubenden Gelegenheitsgangster kann sich ja nun wirklich keiner anstellen – wenn überhaupt, dürfte das also alles nur sehr lose an die Realität angelehnt sein (obwohl der Haupttäter der Produktion als Berater zur Seite stand). Aber liest man anschließend den einen oder anderen Zeitungsartikel über den schlagzeilenträchtigen 17-Millionen-Dollar-Raub aus dem Jahr 1998, wird ganz schnell klar: Regisseur Jared Hess erzählt die damaligen Geschehnisse in seiner stargespickten Gangster-Komödie „Masterminds“ doch überraschend realitätsgetreu nach, selbst wenn er sie im selben Moment zu einem herrlich skurrilen Abgesang auf den amerikanischen Traum überhöht.
David Ghantt (Zach Galifianakis) hätte gerne ein aufregendes Leben wie James Bond, arbeitet aber stattdessen als Fahrer von Geldtransportern in North Carolina. Verlobt ist er mit der passiv-aggressiven Jandice (Kate McKinnon), die keinen Hehl daraus macht, dass sie eigentlich jemand anderen heiraten wollte (der aber leider gestorben ist). Da überrascht es kaum, dass David empfänglich ist für den Vorschlag seiner attraktiven Ex-Kollegin Kelly (Kristen Wiig), das Geldtransportunternehmen auszurauben. Mit Hilfe von Kellys Kumpel Steve (Owen Wilson) ist schnell ein Plan geschmiedet – und der geht trotz einiger zwischenzeitlicher Rückschläge sogar weitestgehend auf: David flieht nach Mexiko und soll dort warten, bis genügend Gras über die Sache gewachsen ist. Aber Steve hat andere Pläne und hetzt dem arglosen David den Profikiller Mike McKinney (Jason Sudeikis) auf den Hals…
Indie-Ikone Jared Hess („Nacho Libre“) hat ein Herz für besonders abseitige Anti-Helden – und nachdem sein Napoleon Dynamite nicht nur wegen seines Tanztalents die Popkultur im Sturm eroberte, präsentiert der Filmemacher nun auch in „Masterminds“ wieder einige besonders skurrile Exemplare: Zack Galifianakis gibt die sehr viel liebenswertere Version seiner „Hangover“-Figur, wenn er sich völlig naiv auf der Suche nach einem Abenteuer mit blonder Perücke und Echsen-Kontaktlinse als Kind von Jesus und einer Katze tarnt (in der Originalversion ist schon sein breiter Südstaatenakzent die halbe Miete).
Owen Wilson („Midnight In Paris“) streift seinen natürlichen Charme hingegen völlig ab und mutiert nach dem Millionendiebstahl im Luxus-Trainingsanzug und mit Edelmetall-Zahnspange zum schmierigen Neureichen aus der Hölle. Das bizarre Trio vervollständigt Jason Sudeikis („Wir sind die Millers“) als schnurrbartzwirbelnder Auftragskiller, wie ihr ihn definitiv noch nicht gesehen habt. Wir wollen nicht zu viel verraten, aber seine Figur ist sowohl für die schwärzesten (die Frage aus dem Trailer, ob er womöglich eines der Kinder umlegen soll, ist da nur der Anfang) als auch die spirituellsten Momente des Films verantwortlich.
Obwohl mit dem „Saturday Night Live“-Trio Kristen Wiig, Kate McKinnon und Leslie Jones gleich drei der vier Geisterjägerinnen aus Paul Feigs „Ghostbusters“-Reboot mitspielen (es fehlt nur „Taffe Mädels“-Star Melissa McCarthy), kommen die Frauen übrigens weit weniger gut weg als die männlichen Kollegen: Jones wird ständig mit einem Mann verwechselt, McKinnon gibt die superhysterische Christen-Furie und Wiig ist immerhin sehr charmant, auch wenn sie darüber hinaus kaum etwas zu tun bekommt.
Fazit: Eine schwarze Komödie mit herrlich skurrilen Typen und wunderbar trockenem Humor.