In der Realität ist die Grenze zwischen Leben und Tod absolut – eine Rückreise ist nicht vorgesehen. Im Horrorfilm dagegen könnte man sie eher mit dem Schengen-Raum vergleichen: Es herrscht reger Austausch zwischen Diesseits und Jenseits. Dabei ist es oft die Neugier, die die Lebenden dazu bringt, durch ein unheiliges Ritual oder mit der Hilfe eines Drogencocktails einen Blick auf die andere Seite zu tun. Die Strafe für diesen Frevel folgt indes meist auf dem Fuße - so auch in Mauro Borrellis Geister-Horror „The Ghostmaker". Um eine originelle Prämisse wird hier eine öde 08/15-Handlung gestrickt, in der die meisten Figuren gleichzeitig klischeehaft und unsympathisch wirken. Die unterdurchschnittlichen Spezialeffekte tragen ihr Übriges dazu bei, dass der Film nie über unteres Genre-Niveau hinauskommt.
br/>Jurastudent Kyle (Aaron Dean Eisenberg) lebt im Haus seines querschnittsgelähmten Kumpel Sutton (J. Walter Holland) und hat in Julie (Liz Fenning) eine hübsche Freundin. Zusätzlich hat er allerdings auch ein kleines Drogenproblem, weswegen er bei dem feisten Crystal Meth-Dealer Marcus (Domiziano Arcangeli) in der Kreide steht. Um an Geld zu kommen, nimmt Kyle Gelegenheitsarbeiten an. Beim Ausmisten einer Garage fällt ihm ein riesiger, antiker Sarg vor die Füße, den er kurzerhand mitnimmt und im Internet zum Kauf anbietet. Doch dann entdeckt er, dass in dem Sarg eine seltsame Apparatur mit vielen Zahnrädern installiert ist, die eine unheimliche Melodie spielt. Gemeinsam mit Sutton und seinem Freund Platt (Jared Grey) kommt Kyle bald hinter das Geheimnis dieser Maschine: Wer sich in den Sarg legt, dessen Geist wird für ein paar Minuten von seinem Körper getrennt und er kann unbeschwert umherspuken. Während Platt zur Vorsicht ruft und weiter nachforschen will, sind die beiden anderen Feuer und Flamme für die Möglichkeiten, die ihnen die Geistermaschine bietet: Kyle, weil er damit gefahrlos seine Geldsorgen aus der Welt schafft und Sutton, weil er seinen verhassten Rollstuhl hinter sich lassen kann. Die Macht, die sie in Händen halten, steigt beiden schon bald zu Kopf – und Gevatter Tod sieht es gar nicht gerne, wenn in seinen Gefilden Unfug getrieben wird.
Die Grundidee von „The Ghostmaker" ist vielversprechend, doch sie wird bedauerlicherweise in einem Genre-Korsett von der Stange verarbeitet. Der Film entpuppt sich eben nicht als spannende Variation der Reise in die Zwischenwelt, sondern als biederer Malen-nach-Zahlen-Horror. So offensichtlich erinnert das Drehbuch an Vorbilder wie „Flatliners" oder „Hollow Man - Unsichtbare Gefahr", dass viel zu schnell deutlich wird, wohin sich die Geschichte entwickelt. Zumal auch die Inszenierung überdeutlich ist und noch die kleinste Andeutung plakativ in Szene gesetzt wird. Dazu tragen die Schauspieler Dialoge vor, die gleichzeitig holprig und gestelzt wirken, in keinem Moment bekommt auch nur eine Figur etwas Tiefe oder wirkt gar sympathisch. Vor allem Aaron Dean Eisenbergs Kyle tritt in der ersten Filmhälfte als derart egozentrisches Arschloch auf, dass man sich als Zuschauer fast wünscht, er würde möglichst bald dem Sensenmann begegnen. Seine Bekehrung pünktlich zum letzten Akt wirkt dann auch mehr als unglaubwürdig. Den Todesstoß geben dem Film aber letztlich seine amateurhaften visuellen Effekte: In ihrer Geisterform tragen die Akteure weiße Stechblick-Kontaktlinsen, wie man sie in jedem Scherzartikelladen hinterhergeworfen bekommt. Und der finstere Schnitter mit den Zahnrädern im Gesicht mag im Entwurf cool aussehen, als Spar-CGI-Version ist er so furchteinflößend wie ein Bildschirmschoner.
Fazit: „The Ghostmaker" ist in so gut wie jeder Hinsicht misslungen: ein schematisches Drehbuch, eine uninspirierte Regie, schwache Darsteller und die äußerst dürftige technische Umsetzung machen alle Vorzüge der originellen Grundidee gründlich zunichte.