Während wir in unserer Kritik zu seiner zweiten Regiearbeit „Schlussmacher“ noch geschrieben haben, dass Matthias Schweighöfer damit ein Schritt in die richtige Richtung gelungen sei, tritt er mit seiner romantischen Samenspender-Komödie „Vaterfreuden“ nun auf der Stelle. Zwar bekommt es der Regie-Quereinsteiger immer besser hin, wie sein Vorbild Til Schweiger „große“ Bilder auf Hollywood-Niveau zu produzieren (die beiden teilen sich mit Torsten Künstler übrigens denselben Co-Regisseur), aber was Timing, Story und Schauspielerführung angeht, ist seine Entwicklung ins Stocken geraten. So gibt es zwar eine Reihe urkomischer Slapstick-Szenen, aber daneben auch ähnlich viele Rohrkrepierer. Und die Liebesgeschichte lebt fast ausschließlich vom natürlichen Charme des Schauspielers Schweighöfer und entwickelt darüber hinaus kaum eigenen Schwung, was vor allem daran liegt, dass sich der lose auf dem Roman „Fettsack“ von Murmel Clausen basierende Film nie wie aus einem Guss, sondern eher wie die Aneinanderreihung einzelner Sketche anfühlt.
Felix (Matthias Schweighöfer) will eigentlich gar keine eigenen Kinder. Doch das ändert sich schlagartig, als der Junggeselle nach einem Sexunfall mit Frettchen seine Zeugungsfähigkeit verliert – man(n) will schließlich, was man(n) nicht haben kann. Aber dann gibt es da ja auch noch diese Samenspende, die Felix ein paar Tage zuvor im Labor von Dr. Parisius (Detlev Buck) abgegeben hat. Weil man bei einer Samenbank aber gespendete Einlagen nicht einfach so wieder abheben kann, bricht Felix‘ Bruder und Frettchen-Besitzer Henne (Friedrich Mücke) in die Klinik ein und besorgt die Daten der Samen-Empfängerin: Die werdende Mutter heißt Maren (Isabell Polak), ist Sportreporterin bei Sky und verlobt mit Cabrio-Fahrer Ralph (Tom Beck). Doch davon lässt sich Felix nicht abhalten, denn er will unbedingt eine Beziehung zu der zukünftigen Mutter „seines“ Kindes aufbauen…
Statt wie in „Schlussmacher“ PiCK UP!© von Leibniz gibt es diesmal Happy Meal© von McDonald’s – denn wenn Matthias Schweighöfer eines beherrscht, dann die (Selbst-)Vermarktung (neben anderen sind diesmal auch Sky und GQ als Sponsoren mit an Bord). Zu dieser Fähigkeit passt auch die auf Hochglanz polierte Optik seiner Regiearbeiten: Genauso wie Til Schweiger kann man auch Schweighöfer nicht vorwerfen, er würde seine Komödien wie viele andere deutsche Kollegen im unscheinbaren Fernseh-Look herunterkurbeln. Und während es in „Schlussmacher“ noch einige Szenen gab, die man als „gewollt, aber nicht gekonnt“ abschreiben musste, ist „Vaterfreuden“ nun durchweg ebenso kompetent wie glatt inszeniert. Da gibt es zwar keine Einstellung, die einem nach dem Abspann noch in Erinnerung bleibt (außer der Packshot vom Happy Meal© natürlich), aber während des Films schaut man trotzdem gerne hin.
Nicht durchgängig überzeugend ist hingegen die Qualität der Gags, die im Verlauf des Films immer weiter abnimmt. So ist die Idee des „Sex-Rodeos“ gleich zu Beginn echt amüsant: Die Frau flunkert dem Mann während des Akts vor, dass sie die Pille abgesetzt hat und schaut dann, wie lange sie auf ihm sitzen bleiben kann, während er unter ihr wild zu strampeln beginnt. Und auch die Auftritte von Frettchen Karsten (der gar nicht so heimliche Star des Films) sind allesamt (schmerzhaft-)köstlich! Aber dann gibt es eben auch etliche erschreckend unlustige Szenen wie etwa einen völlig verkorksten Dialog über die Frage, ob es nun „Ready to Rumble“ oder „Ready to Rambo“ heißt, dem weder die Autoren noch die Schauspieler auch nur die allerkleinste Pointe abringen können. Und weil die Charakterentwicklung nur in kaum begründeten Sprüngen erfolgt (Marens Verlobter ist solange ganz nett, bis er dem vorgezeichneten Handlungsverlauf im Weg steht und aus dem Nichts zum größten Oberarschloch mutiert) kann auch die Liebesgeschichte das Vakuum nicht füllen, das die immer seltener zündenden Gags in der zweiten Filmhälfte hinterlassen.
Matthias Schweighöfer selbst nennt seinen „Schlussmacher“-Co-Star Milan Peschel den besten Schauspieler überhaupt – und tatsächlich war der Theater-Star das größte Plus jener Komödie. In „Vaterfreuden“ absolviert Peschel nun lediglich einen Miniauftritt als Ei und seine Präsenz wird ansonsten schmerzhaft vermisst. Für ihn übernimmt diesmal Friedrich Mücke („Friendship!“) als Felix‘ Bruder Henne die Rolle des verpeilten Sidekicks, die er allerdings vom Regisseur ungebremst mit hemmungslosem Over-Acting gegen die Wand fährt. Die Neuentdeckung Isabell Polak wiederum sollte man mit ihrem rauen Charme zwar unbedingt im Auge behalten, aber im „Vaterfreuden“-Skript wird ihr Part leider soweit aufs Kinderkriegen und Hochzeitskleid-Anprobieren reduziert, dass ein abschließendes Urteil schwerfällt. Über jeden Zweifel erhaben ist einmal mehr nur der Schauspieler Schweighöfer selbst, wobei wir immer noch darauf hoffen, dass ihm der Regisseur Schweighöfer in Zukunft vielleicht auch mal eine Rolle gibt, die er nicht selbst im Schlaf und mit verbundenen Augen noch problemlos abspulen könnte.
Fazit: Frettchen Karsten ist grandios – aber ansonsten ist die Trefferquote der Gags leider eher gering und die Lovestory kommt auch nie richtig in Fahrt.