Zu den bekanntesten Arbeiten von Regisseur Fred Schepisi gehören die Komödien „Roxanne“ (1987) mit Steve Martin und „Wilde Kreaturen“ (1997) mit John Cleese und Jamie Lee Curtis oder auch „Das Russland Haus“ (1990) mit Michelle Pfeiffer und Sean Connery sowie „I.Q. – Liebe ist relativ“ (1994) mit Meg Ryan und Walter Matthau. Diese Aufzählung zeigt schon, dass der 1939 geborene Schepisi ein Routinier ist, der große Namen für seine eher auf differenzierte Figurenzeichnung als auf platte Effekte setzenden Filme gewinnen kann. Das ist die nette Formulierung. Genauso gut kann man aber auch feststellen, dass Schepisi seit über 15 Jahren keinen Film mehr gedreht hat, der sich im kollektiven Kino-Gedächtnis festgesetzt hätte. Es ist zu vermuten, dass der braven, routinierten Romanze „Words & Pictures“ dasselbe Schicksal bevorsteht.
Der Englischlehrer Jack Marcus (Clive Owen) und die Kunsterzieherin Dina Delsanto (Juliette Binoche) streiten sich darüber, ob nun die Sprache oder das Bild den kraftvolleren Ausdruck hat. Ein wenig kompliziert wird die Sache dadurch, dass beide Künstler in einer schweren, vielleicht gar endgültigen Schaffenskrise sind. Marcus schaut lieber ins Glas als aufs leere Blatt. Seine letzten Erfolge als Schriftsteller liegen lange zurück, und sein Sohn will wenig von ihm wissen. Delsanto leidet an rheumatoider Arthritis, ihre Gelenke schmerzen so sehr, dass sie kaum noch malen kann. Dadurch gewinnt ihre Privatfehde an Feuer. Sie stacheln ihre Schüler zu Höchstleistungen im jeweiligen Fach an. Aber mit der Zeit wird auch klar, dass die beiden viel zu viel zu verlieren haben bei diesem Wettstreit.
„Words & Pictures“, Bilder und Wörter – zwei der Grundbausteine des Mediums Kino! Welch Möglichkeiten hätte es gegeben, die großartige Faszination des Einen wie des Anderen gegenüberzustellen, vielleicht sogar gegeneinander auszuspielen. Doch die damit vielleicht einhergehende Verstörung, scheint Fred Schepisi seinem Publikum nicht zuzumuten zu wollen. Im widerstandslos fließend vor sich hin erzählten Film bilden beide dann auch eine möglichst symbiotische Einheit – was gezeigt werden kann, wird gezeigt, was gesagt werden muss, wird gesagt, Irritationen sind da eher unerwünscht. So rückt Schepisi eben ausdrucksstarke Bilder ins Bild und starke Wörter auf die Tonspur. Der Wettstreit der Hauptfiguren greift nie wirklich über in die Gestaltungsroutine seiner eigenen Arbeit.
Vielleicht ist es aber auch ein wenig unfair, so zu argumentieren. Denn mehr als eine Abhandlung über Repräsentation, Wirklichkeit und Fantasie ist „Words & Pictures“ nicht. Die Prämisse ist nur Hintergrund für einen klassischen Liebesfilm, in dem die Protagonisten zum Aufpeppen der Handlung zwei unterschiedliche Prinzipien zu vertreten haben. Also schwingt Clive Owen („The International“) im Klassenraum saftige Reden und hockt nächstens mit Schnaps und Schwermut in seiner vollgestopften Schreibstube, während Juliette Binoche („Godzilla“) sich im luftigen Atelier an abstraktem Großformatigem versucht. Owen hat als strubbeliger, leicht penetranter Charmeur, in dem eine tiefe Verletzung schlummert, die dankbarere Rolle. Binoche wirkt vor allem in ihrer anfänglichen Ablehnung seltsam eindimensional.
Schepisi und sein Drehbuchautor Gerald Di Pego, der so unterschiedliche Stoffe wie den Schmachtfetzen „Message in a Bottle“ und den Mystery-Thriller „Die Vergessenen“ verfasst hat, machen eigentlich nichts so richtig falsch. Aber ihrer gemeinsamen Arbeit mangelt es gewaltig an Originalität – so passt sich auch das Verhältnis von Marcus und Delsanto dem dramaturgischen Standardverlauf an, der von größtmöglicher Unterschiedlichkeit der Protagonisten über hartnäckiges Nachstellen, Annäherung, kurzes Glück und katastrophische Entzweiung bis hin zum scheinbar unvermeidlichen Ende führt. Ihren Fokus verschieben die Filmemacher dabei immer wieder, vom Wettstreit der Künste hin zur Liebesgeschichte und wieder zurück. Das lässt ihren Plot nicht nur gewaltig schlingern, sondern macht den ganzen Film zu einer eher unentschlossenen Angelegenheit.
Fazit: „Words & Pictures“ von Regie-Veteran Fred Schepisi ist ein routiniert inszenierter, stellenweise unterhaltsamer, aber insgesamt eher uninspirierter Liebesfilm.