Oh Boy
„Bist ein einsamer Wolf, wa ?“
Michael Gwisdek, Oh Boy
Ja, Niko Fischer ist wirklich ein einsamer Wolf. Denn Niko Fischer ist ein junger Mann der lieber alleine ist als unter Leuten und dem die meisten Begegnungen mit anderen Menschen eher peinlich sind als ihm Freude zu bereiten , z.B die mit seinem Freund Matze. Außerdem ist Niko gerade auf der Suche nach dem Sinn seines Lebens, weswegen er sein Studium abgebrochen hat, mit seiner Freundin nur noch gelegentlich Schläft und unbedingt einen Kaffee braucht.
Dieser Person dürfen wir jetzt einen Tag lang folgen, seine Begegnungen mit den Gestallten der Großstadt miterleben und für ihn hoffen, dass er endlich seinen Kaffe bekommt. Niko Fischer ist nicht gerade der typische Protagonist für einen Film. Er ist eher das Gegenteil und trotzdem habe ich egal was Niko getan hat Niko bei seinen Entscheidungen zugestimmt und ihn immer als nett und freundlich empfunden. Es war fast das gleiche Erlebnis wie bei Llewyn Davis, wahrscheinlich weil ich mich mit Niko identifizieren kann und ich glaube, dass in ein paar Jahren mein Leben genauso aussehen könnte. Doch zurück zum Film: Niko begegnet also auf der Suche nach dem Kaffe mehreren Personen die wahrscheinlich alle als Protagonisten interessanter wären als Niko. Doch diese Begegnungen und Nikos Verhalten lassen jede Szene zu einem kleinen Meisterwerk werden. Doch das ist egal denn Niko ist die ausgewählte Person die ausgesucht wurde um uns zu Entertainern. Doch Niko ist kein Entertainer und so sind mansche Szenen irre Lustig doch andere Szenen genau so ernüchternd. Genau so wie die Kunst. Niko ist Kunst für jeden und zu jeder Zeit einsehbar. Niko ist fast schon der Inbegriff von Kunst den Niko ist mal Verschwommen mal Klar. Doch eins ist er nicht er ist nicht geradlinig er nimmt immer den Umweg und nie die Überholspur obwohl er wahrscheinlich dazu fähig wäre. Das ist Nikos Leben nicht mehr und nicht Weniger. Ich werde jetzt nicht weiter erläutern was genau in den Szenen passiert, denn Oh Boy ist wie ein Episodenfilm bei dem Niko in jeder Episode mitspielt und was Niko in diesen Episoden erlebt sollte jeder für sich selbst erfahren.
Das zum „Inhalt“ jetzt noch ein klein bisschen zum Filmischen und dann habt ihr es geschafft.
Oh Boy ist im Endeffekt genial. Es ist schwer über einen Film eine Kritik zu schreiben den man einfach nur liebt. Ich habe am gesamten Film gar nichts aber auch wirklich gar nichts zu kritisieren. Es gibt Fantastische Musik es gibt Fantastische Bilder. Die Schauspieler wachsen alle über sich hinaus - weswegen die Europäische Filmpreisnominierung für Tom Schilling absolut verdient war - doch eine Person übertrifft meiner Meinung nach den ganzen Cast als Person im Film und als Schauspielerin: Frederike Kempter die Julika(Schwulika) Hoffmann spielt. Die frühere Klassenkameradin von Niko. Die damals so fett war das sie von jedem gehänselt wurde und jetzt extrem abgenommen hat. Frederike Kempter macht ihre Sache so gut das man es nicht in Worte fassen kann sie spielt in ihren 5 Minuten meiner Meinung nach alles an die Wand was es an die Wand zu spielen geht. Danach ist wieder Tom Schilling dran. Eine weitere geniale Sache am Film ist das Drehbuch. Als kleines Beispiel: Die Szene im Lokal wo Niko Julika wiedertrifft. Kurz bevor Niko Julika sieht, wird er von einer Frau bedient, die obwohl sie Deutsch versteht und wahrscheinlich auch spricht nur Englisch redet - wegen dem Coolness Faktor. Das ist absolut absurd und genial.
Um es noch mal zu betonen, Oh Boy ist genial, und jeder sollte Oh Boy zu mindestens einmal gesehen haben. Ein großes Lob an Jan Ole Gerster, der vielleicht nicht den Deutschen Film revolutioniert hat aber immerhin ein Meisterwerk abgeliefert hat.
Und wegen allen aufgeführten Punkten gibt es 10/10 Punkten.